Lerne mit, nicht gegen dein Gehirn

Lerne mit, nicht gegen dein Gehirn

4 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Blog-Post »Ein freies Wochenende löst dein Problem nicht«:
https://bit.ly/3Hxkk6C


Wenn du täglich weniger lernst, kommst du der Anatomie deines
Gehirns entgegen. Du wirst überrascht sein, wie viel mehr du doch
behältst.


Doppelt so viel zu lernen, heißt nicht, doppelt so viel
zu behalten


Nehmen wir an, du lernst an einem Tag nicht nur zweimal 90
Minuten, sondern viermal. Dann stellt sich heraus, dass das, was
du in den Sessions 3 und 4 gelernt hast, den Stoff der ersten
beiden Sessions teilweise verdrängt. Der Stoff der ersten beiden
Sessions wäre besser im Gedächtnis verankert worden, hättest du
es dabei belassen, statt noch mehr Informationen aufzusaugen. Das
nennt man retroaktive Hemmung, weil der neue Lernstoff die
Erinnerung an den alten rückwirkend hemmt. Umgekehrt gilt
übrigens das Gleiche: Der Lernstoff der Sessions 3 und 4 wird,
wenn er sich den Sessions 1 und 2 anschließt, deutlich schlechter
behalten, als wären die Sessions 3 und 4 die einzigen des Tages
gewesen. Das nennt man proaktive Hemmung, weil das vorher
Gelernte die Erinnerung an das erschwert, was hinterher gelernt
wird. Schon 1935 führte der Psychologe Edwin Guthrie in seinem
Grundsatzwerk The Psychology of Learning praktisch jedes
Vergessen auf wechselseitige Hemmung von Lernstoff zurück. All
das führt zu der demotivierenden Erkenntnis, dass du, der mehr zu
lernen sucht, schon deshalb auch viel mehr vergisst. Ich
wünschte, das würde sich reimen; dann würde es sich noch besser
bei dir einbrennen.


Weniger, aber häufiger lässt den Lernstoff
reifen


Lernen nach dem Prinzip Weniger, aber häufiger (wenn’s nach mir
geht: sieben- statt fünfmal pro Woche) bietet noch einen weiteren
unscheinbaren Vorteil: Es nutzt den sog. Maturation Effect voll
aus. Dieser besagt im Wesentlichen, dass deine Gedanken, wenn du
in regelmäßigen, nicht notwendigerweise zeitlich aufeinander
abgestimmten Intervallen auf sie zurückkommst, einen
Reifungsprozess durchlaufen haben und du praktisch durchs
Nichtstun schlauer geworden bist. Mit anderen Worten: Dein
Unterbewusstsein verarbeitet das Gelernte auch dann weiter, wenn
du aufgehört hast, dich aktiv damit zu befassen. Solltest du
jemals versucht haben, drei Tage vor Abgabefrist eine Hausarbeit
anzufertigen (schuldig), weißt du, dass das möglich, aber viel
schwieriger ist, als über sechs Wochen verteilt genauso viel Zeit
zu investieren und immer wieder ein wenig daran zu feilen.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: