Pathophysiologie des Hörschadens bei experimenteller Pneumokokkenmeninigitis

Pathophysiologie des Hörschadens bei experimenteller Pneumokokkenmeninigitis

Beschreibung

vor 20 Jahren
Der Meningitis-assoziierte Hörschaden ist trotz Antibiotikatherapie
und intensivmedizinischer Versorgung der Patienten inakzeptabel
hoch. Grund des Hörverlusts bei bakterieller Meningitis ist bisher
weitgehend unbekannt und sollte im Rahmen dieser Promotion näher
untersucht werden. Dazu wurde ein Ratten- und ein Mausmodell des
Hörschadens bei Pneumokokkenmeningitis etabliert. Nach
intrathekaler Injektion von Streptococcus pneumoniae wurde das
Muster des Hörverlusts mittels AEPs im Akutstadium und nach
erfolgreicher Antibiotikatherapie charakterisiert. Die
Charakteristik des Hörschadens war ähnlich wie sie bei Patienten
mit Meningitis beobachtet wird: Der Inokulum-abhängige Hörschaden
war in der Akutphase der Erkrankung teilweise transient, mündete
aber meistens in einen permanenten Hörverlust. Hohe Frequenzen
waren dabei stärker betroffen als niedrige Frequenzen. Als
morphologisches Korrelat des akuten Hörverlusts fand sich eine
granulozytäre Entzündung der Perilymphräume, die in der basalen
Windung der Scala tympani akzentuiert war. Neben der eitrigen
Entzündung konnte erstmals auch eine Störung der
Blut-Labyrinth-Schranke identifiziert werden, die in der Akutphase
der Erkrankung sehr stark mit dem Hörschaden korrelierte. Die
immunhistochemisch beobachtete starke Expression von iNOS, eNOS und
Nitrotyrosin in Kochleae von infizierten Tieren und die protektive
Wirkung der ONOO- Fänger und Antioxidantien MnTBAP und Harnsäure
deuten auf ONOO- als Mediator der Blut-Labyrinth- Schädigung im
Akutstadium hin. Die im Akutstadium nachweisbare neuronale Nekrose
(Histologie, TUNEL, PARP p85-Spaltprodukt Immunhistochemie) mündete
in eine verminderte Neuronendichte im Ganglion spirale. Dieser
Neuronenverlust war zwei Wochen nach Infektion neben einer
fibrozytären Okklusion der perilymphatischen Räume (beginnende
Labyrinthitis ossificans) äußerst stark mit dem Hörverlust
korreliert und scheint hauptverantwortlich für den
Langzeithörschaden nach Pneumokokkenmeningitis zu sein. Zum ersten
Mal konnte in dieser Studie eine otoprotektive Wirkung für die
Antioxidantien MnTBAP und NAC bei Meningitis-assoziierter eitriger
Labyrinthitis gezeigt werden: Zwei Wochen nach Infektion waren der
Hörverlust und dessen morphologische Korrelate (Neuronenverlust,
Okklusion der Perilymphräume und Blut-Labyrinth-Schrankenstörung)
bei den adjuvant behandelten Tieren geringer ausgeprägt als bei den
nur antibiotisch behandelten Tieren. Vor allem der Therapieerfolg
von NAC ist klinisch viel versprechend und lässt auf eine
verbesserte Therapie des Meningitis-assoziierten Hörschadens
hoffen.

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