Untersuchungen zu klinischer Relevanz und Genotypenprävalenz der TT-Virus-Familie unter besonderer Berücksichtigung von Mehrfachinfektionen

Untersuchungen zu klinischer Relevanz und Genotypenprävalenz der TT-Virus-Familie unter besonderer Berücksichtigung von Mehrfachinfektionen

Beschreibung

vor 20 Jahren
Das TT-Virus wurde 1997 in Japan bei einem Patienten mit Non
A-G-Hepatitis entdeckt. Weitere Arbeiten zeigten eine weite
Verbreitung auch in der gesunden Bevölkerung, die sich vor allem
durch den fäkal-oralen Übertragungsweg erklären lässt. Zudem konnte
eine enorme genetische Variabilität innerhalb der TTV Familie mit
bislang 39 beschriebenen Genotypen aufgeklärt werden. Diese ist
charakteristisch für die Familie der Circoviren, zu der sich TTV
phylogenetisch zuordnen lässt. Bei den schon bekannten tierischen
Circoviren konnte festgestellt werden, dass geringe
Sequenzunterschiede mit einer erheblich veränderten Pathogenität
einhergehen. Bislang konnte trotz intensiver Forschungsarbeit keine
Krankheitsassoziation für TTV nachgewiesen werden. Interessant sind
jedoch erste Hinweise, dass die zur TTV-Familie gehörenden
SENV-Isolate D und H mit Symptomen einer Hepatitis einhergehen. In
dieser Arbeit konnten zwei SENV-H Isolate von unterschiedlichen
Patienten charakteriert werden. Eine Krankheitsassoziation konnte
jedoch bei beiden hier beschriebenen Isolaten nicht nachgewiesen
werden. Bislang liegen wenige Arbeiten vor, die sich mit der
Etablierung von TTV-genotypen-spezifischen Nachweisverfahren
beschäftigen. Für das weitere Verständnis der TTV-Familie ist es
jedoch unabdingbar, genotyp-spezifische Nachweisverfahren
anzuwenden. In der vorliegenden Arbeit gelang ein solcher
typ-spezifischer Nachweis mittels neuentwickelter
Restriktions-Fragment-Längenpolymorphismus-Analyse (RFLP) für die
TTV-Genotypen SENV-A und KAV. In einer Gruppe von 86
HCV-infizierten Patienten konnte eine Prävalenz von 9,3% für das
SEN A Virus eine Prävalenz von 19,7% für KAV bestimmt werden.
SENV-A Isolate konnten von vier verschiedenen Patienten sequenziert
werden. Die Isolate zeigten dabei eine Homologie von mindestens
95%. Das KAV-Isolat ist dabei Prototyp des in dieser Studie neu
entdeckten TTV-Genotyp 28. Es gelang, das Gesamtgenom von KAV zu
sequenzieren. Genotyp 28 besitzt mit 3705 Nt das bis dahin kürzeste
Genom aller TTV-Genotypen. Dabei fallen besonders zahlreiche
Deletionen im Offenen Leserahmen 1 auf. Das KAV-Isolat konnte der
zweiten genetischen Gruppe zugeordnet werden und stellt den vierten
Genotyp dieser Gruppe dar. Durch Klonierung und anschließende
Sequenzierungsanalyse wurden 28 TTV-Isolate gewonnen. Die Analyse
dieser Sequenzen zeigte eine enorme genetische Variabilität mit
fließenden Übergängen zwischen TTV-Geno- bzw. Subtypen. Einige
Wissenschaftler gehen deshalb bei der TTV-Familie inzwischen von
einem Virusschwarm aus. Die Ergebnisse dieser Arbeit können als
weitere Hinweis für die Richtigkeit dieser Theorie gewertet werden.
Eine Gruppe von 86 HCV-infizierten Patienten wurde im Verlauf einer
antiviralen Interferon-Therapie auch dreimal auf TTV untersucht.
Dabei zeigte eine TTV-Prävalenz von 79,1% zu Beginn der
IFN-Therapie. Nach Therapieende ergab sich ein signifikanter
Rückgang auf 47,7%, wohingegen eine im Verlauf durchgeführte
Follow-up-Untersuchung wieder einen signifikanten Anstieg der
TTV-Prävalenz auf 61,6% ergab. Die hier entwickelte RFLP-Methode
erwies sich als geeignet zur Analyse von TTV-Mehrfachinfektionen.
Dabei zeigte sich eine Mehrfachinfektionsrate von 88%. Dieses
Ergebnis läßt den Schluss zu, dass die Häufigkeit von
TTV-Mehrfachinfektionen bislang erheblich unterschätzt wurde. Eine
Mehrfachinfektion beeinflusste signifikant das Antwortverhaltens
von TTV bezüglich Interferon. Das Vorliegen einer Mehrfachinfektion
bei Therapiebeginn war mit einer signifikant schlechteren
Virus-Clearance durch Interferon vergesellschaftet. Eine Infektion
mit einem TT-Virus führte signifikant häufiger zum Verschwinden von
TTV unter der antiviralen Therapie. Unter der IFN-Therapie
verringerte sich der Anteil von Trägern von mehr als zwei TT-Viren
von 47,7% auf 18,6%. Eine Beeinflussung des Therapieerfolgs
bezüglich HCV durch das Vorliegen einer zusätzlichen
TTV-Mehrfachinfektion konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. In
der Klonierungsanalyse der im Blut nachweisbaren Viruspopulation
von fünf Patienten mit TTV-Mehrfachinfektion konnte eine
außergewöhnliche Dynamik in der TTV-Population während der
IFN-Therapie festgestellt werden. Sowohl das Verschwinden von
Genotypen als auch das Auftreten neuer Genotypen wurde registriert.
Bei einer Patientin waren während eines Jahres sieben TTV-Genotypen
nachweisbar, wobei kein TTV-Genotyp zu allen drei
Untersuchszeitpunkten nachweisbar war. Auch sprechen die Ergebnisse
dieser Arbeit für das Vorliegen großer Unterschiede in der
IFN-Sensibilität einzelner TTV-Genotypen.

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