Vergleichende histomorphometrische Studie an Ertrinkungslungen

Vergleichende histomorphometrische Studie an Ertrinkungslungen

Beschreibung

vor 19 Jahren
In dieser Studie an menschlichen Lungen wurde untersucht, ob sich
unter Zuhilfenahme histomorphometrischer Techniken und des
Vergleichs der Lungengewichte, ein Unterschied zwischen den Lungen
von in Süßwasser und in Salzwasser ertrunkenen Personen feststellen
lässt. Die Lungenproben waren auf der Grundlage eines
standardisierten Fragebogens in verschiedenen rechtsmedizinischen
Instituten Europas und Asiens gesammelt worden. Die Ergebnisse der
beiden Ertrinkungsgruppen wurden mit den Resultaten einer
Kontrollgruppe verglichen. Die Kontrollgruppe bestand aus Lungen
nicht ertrunkener Verstorbener, bei denen es ähnlich wie beim
Ertrinken zu einem Todeseintrittsgeschehen innerhalb weniger
Minuten gekommen war. Weder der Vergleich der Lungengewichte, noch
der Vergleich der histomorphometrisch ermittelten Werte des
Gewebeanteils und des Anteils der freien Alveolen, ergab einen
statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden
Ertrinkungsgruppen. Auch die Vergleiche mit der Kontrollgruppe
zeigten bezüglich dieser Parameter keinen signifikanten
Unterschied. Jedoch wurden signifikante Differenzen im Hinblick auf
den intraalveolären Flüssigkeitsgehalt festgestellt. Er war in der
Süßwassergruppe deutlich höher, als in der Salzwassergruppe. Eine
statistische Analyse ergab ein Signifikanzniveau von p = 0,003.
Demgegenüber erbrachte der Vergleich mit der Kontrollgruppe keinen
signifikanten Unterschied (Süßwasser/Kontrolle: p = 0,410,
Salzwasser/Kontrolle: p = 0,156). Dieses Ergebnis kann durch einen
möglicherweise vorbestehenden erhöhten Anteil von intraalveolärem
Ödem bei den Fällen der Kontrollgruppe erklärt werden. Die
Resultate der Studie entsprechen zum Teil in der Literatur
dokumentierten Ergebnissen. Es gibt aber auch Unterschiede, vor
allem zu Daten aus standardisiert abgelaufenen Tierversuchen. Dies
kann durch die relativ großen situativen und interindividuellen
Eigenheiten beim menschlichen Ertrinken erklärt werden. Die
Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass Befunde aus
standardisiert abgelaufenen Tierversuchen nur bedingt auf den
Menschen übertragbar sind. Weiterhin sind die verschiedenen, vom
Salzgehalt unabhängigen Mechanismen, die zur Ausbildung eines
pulmonalen Ödems führen können, nicht zu vernachlässigen. Die
Ergebnisse dieser Untersuchung überraschen insofern, da nach einer
weitläufig bekannten Hypothese, die Lungen von in Salzwasser
ertrunkenen Personen, aufgrund osmotischer Effekte einen deutlich
erhöhten Flüssigkeitsanteil im Vergleich zu Süßwasser-Ertrunkenen
aufweisen sollen. Die vorgelegten Daten haben somit nicht nur für
die rechtsmedizinisch-morphologische Diagnostik Bedeutung, sondern
bilden auch eine Grundlagen für die klinischen Medizin bezüglich
der optimalen Erstversorgung von Beinahe-Ertrunkenen.

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