Wissenschaftsradio: Roswitha Breckner, Forschung zu Facebook
36 Minuten
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Beschreibung
vor 5 Jahren
"Facebook" ist längst ein großes, gesellschaftliches
Phänomen. Nicht nur die junge Zielgruppe, auch Personen, die
50, 60 (oder sogar darüber) sind, nutzen dieses soziale
Netzwerk. Und die Kommunikation wandelt sich ständig: "Die
Jüngeren chatten nicht mehr auf Facebook mit ihren Freunden,
sie gehen auf WhatsApp oder Snapchat. Das heißt, es gibt
viele Wanderungsbewegungen zwischen den verschiedenen
Plattformen", erklärt Roswitha Breckner, Soziologin an der
Uni Wien. Ihre Forschung befasst sich u. a. mit Facebook
("Bild"- / visuelle Kommunikation).
"Wir wissen nicht genau, wie sich das Ganze entwickeln wird,
weil es Gruppen gibt, die immer wieder Neues aufgreifen und
wenn es dann von anderen aufgegriffen wird, lassen es die
ersten, die es benutzt haben, wieder fallen."
Da der Web-Bereich so boomt, sieht Breckner auch die Gefahr
des Anstiegs krimineller Vorgänge (etwa in Form von Betrug).
"Jede neue Technologie öffnet Tür und Tor für kreative
Kriminalität. Es bedarf einer gewissen Zeit, bis man diese
Phänomene erkennt, sieht, was da möglich ist, und sich
gesellschaftlich Strategien überlegt, um das einzudämmen", so
Breckner. Sie gibt zudem zu bedenken, dass Werbung auf den
Social Media immer stärker "personenbezogen" operiere.
"Sobald wir zulassen, dass rückverfolgt werden kann, mit
welchen Websites wir uns im Internet beschäftigen, werden wir
darauf abgestimmte Werbung bekommen." - Ein Problem orten
Forschende auch im Bereich der "Fake News" (falsche
Nachrichten), die vor allem über Social Media wie Facebook
die Runde machen und User nicht korrekt bzw. nicht ausgewogen
über gesellschaftliche Vorgänge informieren - von der Gefahr
terroristischer Anschläge bis zum Thema "Flüchtlinge". Der
Konzern hat bereits angekündigt, stärker gegen "Fake News"
vorgehen zu wollen, denen ExpertInnen bescheinigen, zum
Wahlsieg des amerikanischen Präsidenten Trump beigetragen zu
haben.
Facebook ist auch immer wieder in der Kritik wegen des
Löschens von Bildern, KritikerInnen sprechen gar von Zensur.
Ein Beispiel ist das berühmt gewordenen Foto eines kleinen,
nackten Mädchens, das vor den Kriegswirren des Vietnamkriegs
flieht - ein zeitgeschichtliches Dokument, das von Facebook
aber gelöscht wurde, da dessen Regeln Nacktheit /
pornographische Inhalte verbieten. Breckner: "Das zeigt, dass
die maschinelle Erkennung von Bildern nach bestimmten Größen
und sichtbaren Teilen funktioniert - aber nicht selbst denkt.
Daher kann nicht unterschieden werden, dass die Darstellung
des nackten Mädchens keine Nacktdarstellung einer Frau ist."
Wie sieht Roswitha Breckner das kommunikative Verhalten im
Internet in 30 Jahren, wird unsere Existenz - zugespitzt
formuliert - dann vor allem aus Live-Streams des eigenen
Lebens bestehen? "Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser
ganzes Leben virtuell stattfindet. Dafür sind wir doch zu
stark Körperwesen", meint Breckner. - Welches künftige
Forschungsprojekt sie betreiben könnte und wie sehr
Medienbilder wie "Lady Dianas Todesauto" (Dianas Tod jährt
sich heuer zum 20. Mal) unser Leben prägen, hören Sie im
Podcast. Außerdem: Folge 3 der ForscherInnen-WG - diesmal:
Wie wird man ein YouTube-Star?
Foto: Pixabay / Public Domain
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