Ich adaptiere Neil Gaiman - keine positive Panik bitte, es geht um ein Rezept für Porridge
20 Minuten
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vor 2 Jahren
Ich adaptiere Neil Gaiman – keine positive Panik bitte, es geht um
ein Rezept für Porridge Und Porridge ist nicht der Titel eines
Romans, Comics, Kinderbuchs, Hörspiels oder Theaterstücks von Neil
Gaiman, sonderen einfach ein Gericht. Ja, in dem den sehr kuriosen
Meinungskomplex aus „Hipstername für Haferschleim“ und „völlig
überhypt“ hat sich mittlerweile jeder restlos verortet aber am Ende
des Tages handelt sich um Essen und Essen ist erstmal was schönes.
Zu meiner Schulzeit habe ich fast jeden Morgen mit heißer
Schokomilch, Rosinen und zarten Haferflocken begonnen um dann für
einige Jahre gar nicht mehr an Hafer zu denken. Seit einiger Zeit
genieße ich Haferschleim, -brei oder eben Porridge hingegen wieder
sehr. Das geht zum Teil natürlich auch auf meine anglophilen
Tendenzen zurück aber auch auf die Tatsache, dass es kaum ein so
genügsames und flexibles Gericht wie Porridge gibt. Außerdem
schmeckt er mir einfach. Sei es als schnelle Mahlzeit mit
Milchpuler und heißem Wasser angerührt, selbst mit Milch (hier auch
sehr schnell vergan mit Hafermilch, so logisch wie seltsam) über
einen längeren Zeitraum köcheln gelassen oder in einem britischen
Pub aus einem Topf gelöffelt, der dort den ganzen Tag vor sich
hinblubbert – die Grundmasse ist geduldig, hat einen angenehmen
Geschmack, sättigt und macht warm. Dazu natürlich Tee. Möglichst
stark. Um die Dinge voranzubringen, stolperte ich vor einigen
Jahren über ein kurzes Rezept, dass sich wie alle guten Rezepte auf
essentielle Punkte konzentrierte, präzise aber nicht
wissenschaftlich ist. Es handelt sich schließlich ums Kochen und
nicht um Atomphysik. Wie stolpert man über Rezepte? Offenbar ist
mein Hang zur Unordnung noch nicht überall angekommen, wenn sich
solche rhetorischen Fragen zur Textflussunterstützung immer noch in
meine eigenen Texte einschleichen, naja, sei es drum. In meinem
Kosmos stolpert man über ein Rezept, wenn es von Neil Gaiman
gepostet wird und in einer sehr uncharakteristischen Art als das
„weltbeste Porridge-Rezept“ beschrieben wird. Eine starke Ansage
aber, wie ich nach den ersten beiden Experimente herausgefunden
habe: es ist mindestens extrem gut und bis ich ein besseres finde,
stimme ich Mr. Gaiman widerspruchslos zu. Da ich seit nunmehr zwei
Jahren meinen Geburtstag damit beginne, dieses Rezept nachzukochen
und sich für den deutschen Supermarktkunden durchaus Probleme bei
diesem britischen Rezept ergeben können, ergreife ich die
Gelegenheit beim Schopf und übersetze und adaptiere Neil Gaiman.
Rechtlich bin ich damit mutmaßlich auf dünnem Eis aber mittels
eines essayartigem Stils, der auch Suchmaschinen feuchte Träume
bereitet, erfüllen wir hier hoffentlich eine Schöpfunghöhe (nicht
zu verwechseln mit Qualität), die das alles rechtfertig und ja, ich
weiß, dass ich übertreibe und nicht zum Punkt komme aber genau das
ist ja der Punkt dieses Abschnittes. Ein wichtiger Hinweis noch:
Die Fotos sind nicht idealtypisch zu verstehen, weder bilden sie
präzise ab, wie das Gericht aussehen soll, noch sind sie eine
persönliche Empfehlung. Abseits von „flüssig“ und „verbrannt“
entscheidet am Ende Euer Gaumen, was die richtige Konsistenz ist.
Ich habe nur ein paar Fotos machen wollen um völlig normale
Zwischenschritte zu zeigen, im Endfoto sieht man den Porridge ja
nicht mal mehr wegen der Extrazutaten. Ich denke, dass wir am Ende
des Tages alle wissen, wie ein Brei aussieht. Wenn er Euch am Ende
zu dick ist, Wasser dazu und gründlich umrühren. Kommen wir
zunächst zu den wichtigsten Dingen, den Zutaten. Neben Wasser,
Meersalz und Butter nennt Gaiman zwei Sorten von Hafer: „Normal
rolled oats (not instant oats), and also steel-cut oats“. Er selbst
verlinkt eine seher hilfreiche Unterscheidung verschiedener
Hafersorten, die es uns ermöglicht herauszufinden, was unseren
beiden typischen Haferarten nahekommt: Rolled Oats sind mutmaßlich
„kernige“ Haferflocken, während unsere „zarten“ Haferflocken eher
Quick Oats nahe kommen. Die verschiedenen Sorten unterscheiden sich
in der Hauptsache darin, wie klein und fein sie geschnitten wurden,
die „Instant Oats“ sind teilweise sogar vorgekocht, was in unseren
Regalen mutmaßlich nur in vorgepackten Gerichten, die man mit
heißem Wasser aufgießt, vorkommt. „Instant Oats“ spielen hier
ohnehin keine Rolle, „Steel Cut Oats“ hingegen sind essentiell.
Diese kriegt man in Deutschland eher…gar nicht oder muss sie
importieren. Das ist allerdings Quatsch und rausgeschmissenes Geld.
Die offensichtlichste Lösung findet sich in ganzem Hafer, den man
entweder mit einem Mixer, einem Küchen- oder Wiegemesser kleiner
aber nicht zu fein schneidet. Das Ergebnis sollten mehrheitlich
ungefähr gedrittelte Haferkörner sein, das eine oder andere ganze
Korn ist nicht schlimm, es geht ja genau darum, diesem Porridge
eine etwas körnigere Textur zu verleihen. Ich habe alle drei
Methoden ausprobiert und bin mit dem Wiegemesser am zufriedensten:
Man kann sehr kontrolliert arbeiten, macht recht wenig Dreck und
läuft, nicht wie mit dem Mixer, Gefahr zu fein zu hacken. Wer gut
dem Messer umgehen kann, wird aber generell keine Probleme haben.
Bei größeren Mengen lohnt sich der kurze Einsatz des Mixers
allerdings wieder. Wenn wir diese selbst gemachten „Steel Cut Oats“
sowie kernige oder zarte Haferflocken (ich nehme immer beides aber
hier kann man je nach Texturvorliebe variieren) kann es mit dem
eigentlichen Rezept losgehen. Wie ich eingangs erwähnte, ist das
Rezept präzise.Damit sind aber kaum die Mengenangaben gemeint, ich
gebe sie hier wieder, wie sie im Original erwähnt werden aber wenn
ich ehrlich bin, koche ich sehr häufig und besonders hier, nach
Gefühl. Los gehts mit dem eigentlichen Rezept: Wir schmelzen einige
Esselöffel Butter bei niedriger Temperatur (idealerweise in einer
gusseisernen oder beschichteten Pfanne). Im Original heißt es „a
generous couple of“ und ja: keine Zurückhaltung bitte. Dieses
Rezept ist, wie Gaiman sagt weder gesund, noch „sensible“ was
verdammt noch mal nicht mit „sensibel“ übersetzt wird. (Dennoch,
der entstehende Porridge ist nicht sensibel. Es ist die Art
Porridge, die auf Beleidigungen entweder mit Respekt oder der
Forderung nach mehr reagiert.) Wir füllen unseren Wasserkocher und
schalten ihn ein. Dankt mir später. Wir fügen einen gehäuften
Esslöffel der „Steel Cut Oats“ hinzu und lassen sie ein wenig
köcheln. Jetzt wird es imperial und wir bemühen uns um die Metrik:
Das Original verlangt nach einer Dreiviertel Tasse der „Rolled
Oats“ und das sind nach einer kurzen Google-Recherche circa 67,4
Gramm Haferflocken aber sind wir ehrlich: Ich mache das immer nach
Augenmaß. Nach Augenmaß kochen ist übrigens eine tolle Methode um
immer größere Portionen zu erhalten als geplant, da man die
richtigen Mischverhältnisse nachjustieren muss. Das ist generell
mein liebster Tipp, wenn es ums Kochen geht. Bitte weitersagen.
Direkt nach den „Rolled Oats“ kommt auch noch ein halber Teelöffel
grobes Meersalz dazu und ich möchte das betonen: das Zeug MUSS
rein, damit es was besonderes wird, süßen kann jeder nach Belieben
am Tisch aber das Salz bitte nicht skippen. Meine liebste
Zeitangabe verdient es, einfach übersetzt zu werden: Unter leichtem
Rühren mit einem Holzlöffel (!) lassen wir alles auf niedriger
Flamme in der Butter köcheln – aber nicht anbrennen lasen. Sehr
bald wird es in der Küche nach Haferkeksen riechen und die
Haferflocken werden langsam bräunlicher und die Butter in den Hafer
einziehen („So geräumig! Ist auch eine ruhige Nachbarschaft!“).
Anwesende Menschen werden sagen „Das riecht gut, kochst du was?“
(Wenn die Masse schwarz wird und die Anwesenden darum bitten, die
Fenster zu öffnen, ist der Porridge angebrannt. In diesem Fall
beginnen wir wieder von vorne.) Wenn dieser Punkt erreicht ist,
fügen wir kochendes oder noch sehr heißes Wasser aus dem
Wasserkocher hinzu, laut Originalrezept sind es ein paar Tassen.
Hierbei nicht vergessen: Das verdampft sehr schnell, also lieber zu
viel als zu wenig zugeben. Dabei kräftig rühren. Unter Rühren kurz
aufkochen lassen, Temperatur dann runteregeln und köcheln lassen,
Wasser zugeben wenn die Masse zu dick wird, immer wieder umrühren.
Nach circa zehn Minuten sollten wir die Wunschkonsistenz erreicht
haben. Ab damit in eine Schüssel. Im Originalrezept werden als
weitere Zutaten nun noch Ahornsirup (ja!) und „thick cream“
genannt. Dazu gleich mehr. Das Basisrezept, bevor gesüßt wird, ist
mir bei diesem Rezept das Wichtigste. Der so entstehende Porridge
hat Biss, ein wundervoll buttriges Aroma und schmeckt ganz leicht
herzhaft. Ahornsirup, brauner Zucker und Honig eignen sich sehr zum
Süßen, mögliche weitere Zutaten sind gehackte Nüsse (gerne auch
leicht salzig), getrocknete Früchte (bei mir: Rosinen und
Cranberries), frische Beeren (bei mir: Heidelbeeren, gerne klein
knackig und sauer, daher auch gerne Johannisbeeren) und ein klein
geschnittener, saurer Apfel. Die Sahne rundet den Gesamtgeschmack
tatsächlich wunderbar ab aber hier wird es wieder kritisch. Gaiman
nennt hier „Thick Cream“ und das ist tatsächlich wieder so ein
kurioses Ding, denn es handelt sich nicht einmal um die stereotype
„Clotted Cream“ sondern wieder eine andere Sahnenabart, die mir
nicht so vertraut ist. Ich selbst kaufe einen Becher Bio-Sahne, die
ohne Carrageen auskommt und bei der sich oben am Deckel (NICHT
schütteln!) eine dickere, feste Masse sammelt, die sehr an „Clotted
Cream“ erinnert und benutze die. Man kann hier sicher auch mit Rahm
experimentieren. Ich kann „Porridge à la Gaiman“ kulinarisch
uneingeschränkt empfehlen und hoffe, das Rezept findet jetzt bei
noch mehr Menschen Anklang. Als Tee rate ich zu einem kräftigen
Breakfast Tea oder einem Assam Eurer Wahl. Für Haferkekse bietet
sich übrigens Lap Sang ganz hervorragend an. Guten Appetit and
thank you Mr Gaiman.
ein Rezept für Porridge Und Porridge ist nicht der Titel eines
Romans, Comics, Kinderbuchs, Hörspiels oder Theaterstücks von Neil
Gaiman, sonderen einfach ein Gericht. Ja, in dem den sehr kuriosen
Meinungskomplex aus „Hipstername für Haferschleim“ und „völlig
überhypt“ hat sich mittlerweile jeder restlos verortet aber am Ende
des Tages handelt sich um Essen und Essen ist erstmal was schönes.
Zu meiner Schulzeit habe ich fast jeden Morgen mit heißer
Schokomilch, Rosinen und zarten Haferflocken begonnen um dann für
einige Jahre gar nicht mehr an Hafer zu denken. Seit einiger Zeit
genieße ich Haferschleim, -brei oder eben Porridge hingegen wieder
sehr. Das geht zum Teil natürlich auch auf meine anglophilen
Tendenzen zurück aber auch auf die Tatsache, dass es kaum ein so
genügsames und flexibles Gericht wie Porridge gibt. Außerdem
schmeckt er mir einfach. Sei es als schnelle Mahlzeit mit
Milchpuler und heißem Wasser angerührt, selbst mit Milch (hier auch
sehr schnell vergan mit Hafermilch, so logisch wie seltsam) über
einen längeren Zeitraum köcheln gelassen oder in einem britischen
Pub aus einem Topf gelöffelt, der dort den ganzen Tag vor sich
hinblubbert – die Grundmasse ist geduldig, hat einen angenehmen
Geschmack, sättigt und macht warm. Dazu natürlich Tee. Möglichst
stark. Um die Dinge voranzubringen, stolperte ich vor einigen
Jahren über ein kurzes Rezept, dass sich wie alle guten Rezepte auf
essentielle Punkte konzentrierte, präzise aber nicht
wissenschaftlich ist. Es handelt sich schließlich ums Kochen und
nicht um Atomphysik. Wie stolpert man über Rezepte? Offenbar ist
mein Hang zur Unordnung noch nicht überall angekommen, wenn sich
solche rhetorischen Fragen zur Textflussunterstützung immer noch in
meine eigenen Texte einschleichen, naja, sei es drum. In meinem
Kosmos stolpert man über ein Rezept, wenn es von Neil Gaiman
gepostet wird und in einer sehr uncharakteristischen Art als das
„weltbeste Porridge-Rezept“ beschrieben wird. Eine starke Ansage
aber, wie ich nach den ersten beiden Experimente herausgefunden
habe: es ist mindestens extrem gut und bis ich ein besseres finde,
stimme ich Mr. Gaiman widerspruchslos zu. Da ich seit nunmehr zwei
Jahren meinen Geburtstag damit beginne, dieses Rezept nachzukochen
und sich für den deutschen Supermarktkunden durchaus Probleme bei
diesem britischen Rezept ergeben können, ergreife ich die
Gelegenheit beim Schopf und übersetze und adaptiere Neil Gaiman.
Rechtlich bin ich damit mutmaßlich auf dünnem Eis aber mittels
eines essayartigem Stils, der auch Suchmaschinen feuchte Träume
bereitet, erfüllen wir hier hoffentlich eine Schöpfunghöhe (nicht
zu verwechseln mit Qualität), die das alles rechtfertig und ja, ich
weiß, dass ich übertreibe und nicht zum Punkt komme aber genau das
ist ja der Punkt dieses Abschnittes. Ein wichtiger Hinweis noch:
Die Fotos sind nicht idealtypisch zu verstehen, weder bilden sie
präzise ab, wie das Gericht aussehen soll, noch sind sie eine
persönliche Empfehlung. Abseits von „flüssig“ und „verbrannt“
entscheidet am Ende Euer Gaumen, was die richtige Konsistenz ist.
Ich habe nur ein paar Fotos machen wollen um völlig normale
Zwischenschritte zu zeigen, im Endfoto sieht man den Porridge ja
nicht mal mehr wegen der Extrazutaten. Ich denke, dass wir am Ende
des Tages alle wissen, wie ein Brei aussieht. Wenn er Euch am Ende
zu dick ist, Wasser dazu und gründlich umrühren. Kommen wir
zunächst zu den wichtigsten Dingen, den Zutaten. Neben Wasser,
Meersalz und Butter nennt Gaiman zwei Sorten von Hafer: „Normal
rolled oats (not instant oats), and also steel-cut oats“. Er selbst
verlinkt eine seher hilfreiche Unterscheidung verschiedener
Hafersorten, die es uns ermöglicht herauszufinden, was unseren
beiden typischen Haferarten nahekommt: Rolled Oats sind mutmaßlich
„kernige“ Haferflocken, während unsere „zarten“ Haferflocken eher
Quick Oats nahe kommen. Die verschiedenen Sorten unterscheiden sich
in der Hauptsache darin, wie klein und fein sie geschnitten wurden,
die „Instant Oats“ sind teilweise sogar vorgekocht, was in unseren
Regalen mutmaßlich nur in vorgepackten Gerichten, die man mit
heißem Wasser aufgießt, vorkommt. „Instant Oats“ spielen hier
ohnehin keine Rolle, „Steel Cut Oats“ hingegen sind essentiell.
Diese kriegt man in Deutschland eher…gar nicht oder muss sie
importieren. Das ist allerdings Quatsch und rausgeschmissenes Geld.
Die offensichtlichste Lösung findet sich in ganzem Hafer, den man
entweder mit einem Mixer, einem Küchen- oder Wiegemesser kleiner
aber nicht zu fein schneidet. Das Ergebnis sollten mehrheitlich
ungefähr gedrittelte Haferkörner sein, das eine oder andere ganze
Korn ist nicht schlimm, es geht ja genau darum, diesem Porridge
eine etwas körnigere Textur zu verleihen. Ich habe alle drei
Methoden ausprobiert und bin mit dem Wiegemesser am zufriedensten:
Man kann sehr kontrolliert arbeiten, macht recht wenig Dreck und
läuft, nicht wie mit dem Mixer, Gefahr zu fein zu hacken. Wer gut
dem Messer umgehen kann, wird aber generell keine Probleme haben.
Bei größeren Mengen lohnt sich der kurze Einsatz des Mixers
allerdings wieder. Wenn wir diese selbst gemachten „Steel Cut Oats“
sowie kernige oder zarte Haferflocken (ich nehme immer beides aber
hier kann man je nach Texturvorliebe variieren) kann es mit dem
eigentlichen Rezept losgehen. Wie ich eingangs erwähnte, ist das
Rezept präzise.Damit sind aber kaum die Mengenangaben gemeint, ich
gebe sie hier wieder, wie sie im Original erwähnt werden aber wenn
ich ehrlich bin, koche ich sehr häufig und besonders hier, nach
Gefühl. Los gehts mit dem eigentlichen Rezept: Wir schmelzen einige
Esselöffel Butter bei niedriger Temperatur (idealerweise in einer
gusseisernen oder beschichteten Pfanne). Im Original heißt es „a
generous couple of“ und ja: keine Zurückhaltung bitte. Dieses
Rezept ist, wie Gaiman sagt weder gesund, noch „sensible“ was
verdammt noch mal nicht mit „sensibel“ übersetzt wird. (Dennoch,
der entstehende Porridge ist nicht sensibel. Es ist die Art
Porridge, die auf Beleidigungen entweder mit Respekt oder der
Forderung nach mehr reagiert.) Wir füllen unseren Wasserkocher und
schalten ihn ein. Dankt mir später. Wir fügen einen gehäuften
Esslöffel der „Steel Cut Oats“ hinzu und lassen sie ein wenig
köcheln. Jetzt wird es imperial und wir bemühen uns um die Metrik:
Das Original verlangt nach einer Dreiviertel Tasse der „Rolled
Oats“ und das sind nach einer kurzen Google-Recherche circa 67,4
Gramm Haferflocken aber sind wir ehrlich: Ich mache das immer nach
Augenmaß. Nach Augenmaß kochen ist übrigens eine tolle Methode um
immer größere Portionen zu erhalten als geplant, da man die
richtigen Mischverhältnisse nachjustieren muss. Das ist generell
mein liebster Tipp, wenn es ums Kochen geht. Bitte weitersagen.
Direkt nach den „Rolled Oats“ kommt auch noch ein halber Teelöffel
grobes Meersalz dazu und ich möchte das betonen: das Zeug MUSS
rein, damit es was besonderes wird, süßen kann jeder nach Belieben
am Tisch aber das Salz bitte nicht skippen. Meine liebste
Zeitangabe verdient es, einfach übersetzt zu werden: Unter leichtem
Rühren mit einem Holzlöffel (!) lassen wir alles auf niedriger
Flamme in der Butter köcheln – aber nicht anbrennen lasen. Sehr
bald wird es in der Küche nach Haferkeksen riechen und die
Haferflocken werden langsam bräunlicher und die Butter in den Hafer
einziehen („So geräumig! Ist auch eine ruhige Nachbarschaft!“).
Anwesende Menschen werden sagen „Das riecht gut, kochst du was?“
(Wenn die Masse schwarz wird und die Anwesenden darum bitten, die
Fenster zu öffnen, ist der Porridge angebrannt. In diesem Fall
beginnen wir wieder von vorne.) Wenn dieser Punkt erreicht ist,
fügen wir kochendes oder noch sehr heißes Wasser aus dem
Wasserkocher hinzu, laut Originalrezept sind es ein paar Tassen.
Hierbei nicht vergessen: Das verdampft sehr schnell, also lieber zu
viel als zu wenig zugeben. Dabei kräftig rühren. Unter Rühren kurz
aufkochen lassen, Temperatur dann runteregeln und köcheln lassen,
Wasser zugeben wenn die Masse zu dick wird, immer wieder umrühren.
Nach circa zehn Minuten sollten wir die Wunschkonsistenz erreicht
haben. Ab damit in eine Schüssel. Im Originalrezept werden als
weitere Zutaten nun noch Ahornsirup (ja!) und „thick cream“
genannt. Dazu gleich mehr. Das Basisrezept, bevor gesüßt wird, ist
mir bei diesem Rezept das Wichtigste. Der so entstehende Porridge
hat Biss, ein wundervoll buttriges Aroma und schmeckt ganz leicht
herzhaft. Ahornsirup, brauner Zucker und Honig eignen sich sehr zum
Süßen, mögliche weitere Zutaten sind gehackte Nüsse (gerne auch
leicht salzig), getrocknete Früchte (bei mir: Rosinen und
Cranberries), frische Beeren (bei mir: Heidelbeeren, gerne klein
knackig und sauer, daher auch gerne Johannisbeeren) und ein klein
geschnittener, saurer Apfel. Die Sahne rundet den Gesamtgeschmack
tatsächlich wunderbar ab aber hier wird es wieder kritisch. Gaiman
nennt hier „Thick Cream“ und das ist tatsächlich wieder so ein
kurioses Ding, denn es handelt sich nicht einmal um die stereotype
„Clotted Cream“ sondern wieder eine andere Sahnenabart, die mir
nicht so vertraut ist. Ich selbst kaufe einen Becher Bio-Sahne, die
ohne Carrageen auskommt und bei der sich oben am Deckel (NICHT
schütteln!) eine dickere, feste Masse sammelt, die sehr an „Clotted
Cream“ erinnert und benutze die. Man kann hier sicher auch mit Rahm
experimentieren. Ich kann „Porridge à la Gaiman“ kulinarisch
uneingeschränkt empfehlen und hoffe, das Rezept findet jetzt bei
noch mehr Menschen Anklang. Als Tee rate ich zu einem kräftigen
Breakfast Tea oder einem Assam Eurer Wahl. Für Haferkekse bietet
sich übrigens Lap Sang ganz hervorragend an. Guten Appetit and
thank you Mr Gaiman.
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