Episode 15: Wie ich aus Versehen 120.000 Euro Umsatz gemacht hab und wie mir eine Verbrecherbande alles geklaut hat.
Wie ich aus Versehen 120.000 Euro Umsatz gemacht hab und wie mir
eine Verbrecherbande alles geklaut hat. Die ganze, wahre
Geschichte. --- SHOWNOTES --- TRANSKRIPT Ich hielt den Hörer
noch in der Hand und mir dämmerte langsam, die haben mich...
31 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 7 Jahren
Wie ich aus Versehen 120.000 Euro Umsatz gemacht hab und wie mir
eine Verbrecherbande alles geklaut hat. Die ganze, wahre
Geschichte.
--- SHOWNOTES
Facebook für Firmen (mein Video-Kurs)
Kaufbeuren ich liebe dich nicht (Satire von 2006)
--- TRANSKRIPT
Ich hielt den Hörer noch in der Hand und mir dämmerte langsam,
die haben mich über den Tisch gezogen. 30.000 Euro weg. Mein
Lagerbestand leergeräumt. Tausende Kundenadressen gestohlen. Das
war’s. Mein Online-Shop war Geschichte.
Der, der noch vor n‘ paar Wochen in der renommierten
Fachzeitschrift in den Top Ten der besten Deutschen DVD-Shops
gelistet war. Mein Pflänzchen, dass ich gehegt und gepflegt
hatte, jetzt in den Händen von skrupellosen Gangstern. Wie konnte
das nur passieren? Das – aber auch die total verrückte
Erfolgsgeschichte bis dahin erzähl‘ ich dir jetzt.
Ich nehm‘ jetzt mal meinen ganzen Mut zusammen und erzähl dir die
Geschichte, die mir genau so passiert ist und die bis jetzt nur
enge Freunde und Familie von mir kennen, insgesamt vielleicht nur
10 Leute.
Aber jetzt hab‘ ich ja die Möglichkeit, mit dem Podcast n‘ paar
mehr Menschen zu erreichen und ich glaub die Geschichte passt
super zum Thema Marketing – besonders für Kleinunternehmer, für
Selbstständige und grad‘ die unter euch, die sich vielleicht
grad‘ überlegen, ob sie sich selbstständig machen wollen.
Das passt super weil es geht zum einen um die meiner Meinung nach
stärkste Waffe für die Eigenvermarktung und wenn dich vielleicht
auch schon mal der ein oder andere Rückschlag getroffen hat oder
du vielleicht sogar n‘ bisschen Bammel davor hast, dann bin ich
mir sicher macht dir die Geschichte n‘ bisschen Mut und du weißt,
dass du nicht allein bist, dass bei anderen schon auch mal was
dummes passiert aber dass du deine stärkste Waffe immer bei dir
hast. Und das bist du selbst, deine eigene Begeisterung. Und wenn
du die in deinem Marketing richtig einsetzt, dann bist du
eigentlich jetzt schon nicht mehr aufzuhalten.
Ja ich will dich dran Teil haben lassen wie ich innerhalb von
eineinhalb Jahren vom Wohnzimmer aus nebenbei und quasi aus
Versehen einen Jahresumsatz von 120.000 Euro mit DVD’s gemacht
hab obwohl ich von dem Business überhaupt keine Ahnung hatte, und
ich erzähl‘ dir auch, wie mir gerade zu dem Zeitpunkt, als das
Geschäft so richtig am Durchstarten war, ne‘ Verbrecherbande
alles geklaut hat.
Ich denk‘ aus beidem können wir lernen und in der Geschichte
steckt wirklich alles mit drin, was das Unternehmerherz begehrt
aber auch, was es manchmal erleiden muss, weil das Business
is‘wie ne‘ Achterbahn und grad wenn du beginnst die steile Fahrt
nach oben zu genießen, schickt dich das Höllengefährt wieder nach
unten, jagt dich durch den Looping und gibt dir erst wieder auf
ruhigeren, Geraden wieder die Möglichkeit drüber nachzudenken,
was da eigentlich gard‘ passiert ist.
Aber selbst Fahrten, die uns vielleicht nicht so gut gefallen,
können wir nur erleben, wenn wir den Mut haben, uns überhaupt in
diesen Wagen reinzusetzen. Und meine erste Fahrt die hab ich im
Jahr 2000 angetreten und das ging so:
Filme konnt‘ ich schon immer gut leiden. Und mein damaliger Chef
hat mich mit diesem Sammelfieber angesteckt und irgendwann
kruscht‘l ich mich so durch meine DVD Sammlung und stell fest,
dass ich einen Film doppelt hab. Einer davon war noch in der
Originalfolie verpackt, also nagelneu.
Und ich denk mir so: ich will gern mal wissen, wie sich’s anfühlt
wenn man so ne DVD verkauft. Nich‘ aufm Flohmarkt, nicht über
eBay (das war damals sowas von in den Startlöchern) sondern als
Neuware. Am besten über nen eigenen Online-Shop. Keine Ahnung,
warum ich die Idee hatte. Ich weiß nur, dass ich damals schon die
ersten Websites gebastelt hab‘ aber n‘ Online-Shop – den hatte
ich noch nie gebaut.
Und fasziniert vom Internet war ich sowieso. Gedacht, getan. Ich
hab mir für die eine DVD nen Onlineshop gemacht. Und wie du schon
raushörst – das war keine kaufmännische Entscheidung, nichts
rationales. Weil: Kaufmann und rational musst‘ ich ja schon
tagsüber sein, im echten Leben, im Beruf. Ich hab das eher so
gesehen wie sich am Fasching zu verkleiden. Ich wollte einfach
für einen Moment lang DVD-Verkäufer sein. Und zwar ganz allein.
Kein Chef, der mir über die Schulter schaut, alle Fehler selber
machen, neues entdecken - mal gucken, wie sich das anfühlt.
Das billigste Tool, dass ich damals für den Zweck gefunden hab‘,
war der „Data Becker Online Shop“ in der aller ersten, übelsten
Version. Den hab‘ ich installiert, und dann alle Infos über die
eine DVD da reingehackt und gewartet. Lange gewartet. Und nix is‘
passiert. Und das hat natürlich meinen Ehrgeiz geweckt. Und ich
hab‘ mich in die Materie verbissen.
Ich hab alles über Google gelesen, was es damals legal zu
beschaffen gab. Hab den Onlineshop in jedem möglichen und
unmöglichen Forum verlinkt, mich in Verzeichnisse eingetragen,
meine Texte für die Suchmaschinen optimiert, On-Page und
Off-page-Optimierung betrieben und wieder gewartet. Nix ist
passiert. Na klar: wer kauft schon in einem Onlineshop, in dem ´s
nur einen Film zu kaufen gibt? Das hatte ich natürlich im
Hinterkopf, das Problem war nur: ich hab ja nur einen Film gehabt
und wollte auch nur den einen verkaufen. Nur so zum Spaß!
Aber das hab‘ dann sogar ich eingesehen, es mussten mehr Filme
her. Aber die müssten ja nicht unbedingt bei mir im Regal stehen,
dacht‘ ich mir. Also hab ich Preislisten angefordert. Von DVD
Großhändlern. Die wollten allerdings n‘ Gewerbeschein sehen. Das
war aber auch verzwickt. Aber die DVD sollte verkauft werden –
jetzt hatte ich schon so viel Vorleistung erbracht, da sollte das
nicht an dem Gewerbe scheitern. Und das war voll einfach. Schnell
hin zur Stadtverwaltung, 20 oder 30 Mark dagelassen, irgendwas
unterschrieben und das eigene Gewerbe angemeldet. Mega. Ich war
bereit, (m)eine DVD zu verkaufen.
Die Großhändler und sogar Warner Bros. – die ham‘ mir dann ihre
Zettel und Kataloge geschickt auf denen meine Einkaufspreise
standen und damit hab ich dann meinen Onlineshop gefüttert.
Händisch. Bis in die Nächte und einige Morgengrauen hinein. Ich
bin nicht mal auf die Idee gekommen, die Händler nach Datensätzen
zu fragen, in denen Preise, Texte und die DVD Cover Abbildungen
schon drin waren. Aber egal - ich wollte ja sowieso erstmal nicht
zu viel reinsetzen. Hab mir die DVD-Cover dann eins nach dem
anderen aus’m Netz gezogen und als dann mal so 200 DVDs online
waren, mit Abbildungen, mit Texten und nem guten Verkaufspreis
hab ich wieder gewartet.
Und auch damals gab’s schon diese Besucherzähler, sogar in dem
Billigprogramm von Data Becker und am Anfang, da waren am Tag
vielleicht so 2 bis 5 Besucher auf dem Shop und da war’s auch so,
dass Google neue Webshops oder Homepages nur echt selten
indexiert hat. Es war also die Regel, dass neue Online-Auftritte
erst so nach 3 Monaten, manchmal auch erst nach nem halben Jahr
bei Google in der Suche aufgetaucht sind. Wenn ich heut‘ n‘ Link
von meiner Website auf ne ganz neue setz, dann ist die meistens
noch am gleichen Tag bei Google gelistet.
Ja und auch das war dann immer wie Kindergeburtstag weil, jedes
Mal wenn Google dann mal wieder in meinem Shop vorbeigeschaut und
gemerkt hat, dass da wieder viele neue Inhalte dazugekommen sind,
hat Google meine Seite neu und höher bewertet und kam dann immer
öfter vorbei. Erst alle 3 Monate, dann jeden Monat, irgendwann
alle 2 Wochen und als es dann so richtig abgegangen ist, 2002,
hat Google jeden Tag meinen Shop besucht und alle neuen Filme,
die ich online hatte gleich mit indexiert. Was mich dann
natürlich wieder angespornt hat, immer wieder neue Filme online
zu stellen.
Und aus 2 Besuchern wurden dann ganz langsam 10 am Tag und nach
Monaten ging feierlich, im extra dafür gekauften
Luftpolsterkuvert die erste DVD mit der Deutschen Post auf
Reisen. Ich hab‘ nix dran verdient – is‘ ja klar, allein die
Gewerbeanmeldung war schon teurer als die DVD - und es war auch
nicht mal der Film den ich eigentlich los haben wollte aber
immerhin.
Und ich wusste jetzt, wie sich’s anfühlt, DVD-Verkäufer zu sein,
ich hätt’s eigentlich lassen können, aber es gab da noch zwei
Problemchen:
1. Jetzt hatte ich nen ganzen Stapel neue,
originalverpackte DVD’s auf’m Schreibtisch. Und zwar die, die ich
wegen der Mindestbestellmenge zusätzlich beim Großhändler ordern
musste
2. Das Fieber hatte mich gepackt und aus dem
Faschingsauftritt als DVD-Verkäufer ist irgendwie mehr geworden.
Ich hab’s geliebt. Dass mir wildfremde Menschen über das Internet
das Vertrauen schenken und n‘ Film bei mir bestellen. Dass ich
dafür verantwortlich war, dass auch der Richtige, unbeschädigt
und möglichst schnell zu denen nach Hause kommt. Und ich hab mir
vorgestellt, wie die das Luftpolsterkuvert aus dem Briefkasten
holen, den Absender lesen, sich riesig auf den Filmabend freuen,
vielleicht mit Familie oder Freunden und das ich n‘ Teil dazu
beigetragen hab.
Ich hab vielen Kunden grad‘ am Anfang kleine handschriftliche
Notizen mit reingepackt, irgendwie nen Gruß, n‘ kleines
Dankeschön und obwohl’s dieses Business über den
Online-Shop war, vielleicht auch grad weil’s dieses
Online-Business war, haben die Kunden das extrem wertgeschätzt,
waren überrascht und ich hab brutal davon profitiert. Weil Google
war immer noch voll schlafmützig drauf aber das was da an Mund zu
Mund Propaganda abgegangen is‘ hat’s gebracht.
Und das möchte‘ ich jetzt mal ganz deutlich rausstellen, so als
erstes Learning aus der Geschichte bisher. Mund zu Mund
Propaganda hat gar nix mit reinem Offline-Business zu tun. Wenn
du Bock hast auf das was du tust, dann spricht sich das rum. Und
mit guten Produkten punkten, das kann jeder, gerade in
gesättigten Märkten. Aber wenn du Menschen den Einkauf zum
Erlebnis machst, wenn du unterschätzt wirst und mehr ablieferst
als den Standard, dann begeisterst du deine Kunden und das macht
für mich den absoluten Unterschied.
Und heute kannst du die Mund zu Mund Propaganda sogar noch viel
heftiger einsetzen. Weil damals gab’s noch keine
Social-Media-Jetzt-Teilen-Funktion. Facebook kam erst n‘ paar
Jährchen später raus und bei mir lief da noch ganz viel von
Mensch zu Mensch und das trotz Online-Business.
Und wenn ich so zurückdenk – das ist heute noch genau die gleiche
Einstellung die ich hab. Business wird zwischen Menschen gemacht
und wenn du die mit Wertschätzung und Freude und super Service
begeistern kannst – dann ist das schon dein USP – dein
Alleinstellungsmerkmal, wegen dem sich Leute entscheiden, eben
genau bei dir zu kaufen. Und glaub’s mir: Kunden merken immer und
sofort ob du dein Business liebst. Ob du auch nach Jahren noch
Feuer und Flamme bist. Und die merken auch immer, wenn du
eigentlich gern was anderes machen würdest. Und wie willst du
denn bitteschön Leute begeistern, dich zu buchen oder von dir zu
kaufen, wenn du’s selber nicht mal gern tun würderst.
OK – zurück zur Geschichte, die ersten kleinen Verkäufe gingen
über den Shop und es tat sich zu der Zeit so ne‘ Nische auf. Und
zwar Thriller und Horrorfilme. Und die hab‘ ich damals selber
noch geguckt, deswegen kannte ich mich da ziemlich aus. Und viele
Filme waren eben erst ab 18. Und online hatten die aller
wenigsten Shops diese Altersbestätigungs /
Altersverifizierungssysteme. Und da war mir klar – das muss ich
jetzt schnell bei mir installieren damit gleich alle wissen, dass
die jetzt auch die Thriller und Horrors ab 18 bei mir kaufen
können. Und ab dem Zeitpunkt ging der Punk ab.
Innerhalb von n‘ paar Monaten war ich der Experte und
Ansprechpartner Nr. 1 wenn’s um Horrorfilme ging, wer hätte das
gedacht und ich hatte auch speziell einen genialen Großhändler,
der das irgendwie gewittert hatte, dass ich so’n engen Draht zu
meinen Kunden aufgebaut hab und der hat dann immer speziell für
mich Filme zurückgelegt, die zum Beispiel in limitierten
Sondereditionen rauskamen und so weiter.
Und die eine Begebenheit, die muss ich dir unbedingt erzählen,
weil das is‘ so’n Beispiel, wie man absolute Begeisterung beim
Kunden auslösen kann. Also: Ich sitz‘ da so bei uns im
Wohnzimmer, hatte grad‘ Urlaub und es war so gegen 16.00 Uhr und
da klingelt das Telefon.
Is‘ n‘ Mann dran, der sagt, er hat von nem Bekannten gehört, dass
ich in der Lage wäre, an seltene Raritäten im DVD-Bereich zu
kommen. Und ich sag‘ so: Hmmm… kommt drauf an, was soll’s denn
sein? Und er so: Naja, der Film heißt „Braindead“, hat riesen
Kultstatus in der Szene und er hat die letzten Wochen alle Shops
die er kennt antelefoniert, die wissen zwar, dass es die DVD
geben soll, aber keiner hat ne Ahnung, wie er das Ding herbringt.
Und während der mir das erzählt hat, hab ich die DVD schon aus
der Kiste geholt und mal so richtig tief gestapelt: ich hab‘ ihm
gesagt: hmm, wissen Sie was? Geben Sie mir mal Ihre Adresse, ich
kann nix versprechen, aber ich kümmer‘ mich drum. Versprochen,
Sie hören von mir.
Er gibt mit seine Adresse, wir legen auf und ich fahr das Ding
direkt zur Post. Noch vor 17.00 Uhr eingeliefert – ziemlich
sicher am nächsten Tag in seinem Briefkasten. Und so war’s auch.
Die Nachricht, die der mir am nächsten Tag auf meinen AB
frohlockt hat, hab‘ ich lange lange nicht gelöscht. Und das war
mein Highlight in der Woche – und du merkst, ich denk‘ heut‘ noch
dran.
Also tiefstapeln und überliefern is‘ definitiv ein
Marketingwerkzeug dass du unbedingt mal versuchen solltest. Weil
die Energie, Überraschung und das Feuer, das du damit beim Kunden
auslöst, rechnet sich total und kommt um’s Vielfache wieder zu
dir zurück.
Ach so – und was der ganze Einsatz, die Leidenschaft im Job
natürlich auch noch bringt is‘ so `ne Art Sog-Effekt. Überleg‘
mal.
- Ich liefer‘ 110%
- Die Kunden sind begeistert
- Die Mund zu Mund Propaganda geht durch die
Decke
- Der Großhändler bekommt das mit und macht mir
deswegen Exklusivpakte
- Das wiederum spricht sich rum
- Und am Ende war ich der Experte, der die
Filme hatte, von denen andere
Händler nur wussten, dass sie wohl erschienen sind, aber die
hatten keine
Heute weiß ich, warum das so war – damals war’s für mich einfach
die natürliche, selbstverständliche Vorgehensweise. Is‘ doch
klar, dass man das so macht. War mir unverständlich dass es
Online-Shop-Betreiber gab, die das anders handhaben.
OK. Es war Mitte 2002. Der Euro war grad‘ als neues, frisches
Zahlungsmittel rausgekommen. Viele haben sich drüber aufgeregt.
Mir war das ziemlich Wurscht. Weil mein Online-Business ging grad
voll durch die Decke und ich dacht‘ mir so: „Ob der Gewinn jetzt
in D-Mark oder in Euro auf mein Konto prasselt hmm, was soll’s.
Und außerdem war ich gerade Anfang zwanzig, da waren mir andere
Dinge viel wichtiger und außerdem hatte ich überhaupt keine Zeit,
mich mit sowas zu beschäftigen. Weil wenn ich abends vom
Spießer-Job nach Hause kam, ging’s normalerweise gleich weiter zu
einer Bandprobe und danach – so gegen 23, 24 Uhr hab‘ ich mich
dann daheim vor den Rechner gesetzt und gestaunt.
Und zwar darüber wie viele DVD Bestellungen schon wieder online
eingetrudelt waren. Und das war damals wirklich jedes Mal ne
fette Überraschung, weil es ja noch keine Smartphones gab, die
einem jedes Mal ne‘ Push-Nachricht senden, wenn da wieder jemand
bestellt hat. Und so hatte jeder Abend für mich fast schon was
Feierliches.
Es ging richtig ab. Und ich hab‘ mir extra für die Episode
nochmal die ganz alten Unterlagen aus’m Keller geholt – und bin
fast umgefallen als ich die alten Eingangsrechnungen gesehen hab.
Ich hab‘ jede Woche kistenweise DVD’s beim Großhändler
nachbestellt. Es war der Wahnsinn.
Die alte DataBecker Online-Shop-Software konnte das gar nicht
mehr handeln und deswegen musste dann auch n‘ neues Shopsystem
her und ich hab‘ an allen Ecken und Enden gemerkt, das Ding
explodiert mir.
Dann kam Google noch dazu und kam jetzt wie gesagt jeden Tag bei
meinem Shop vorbei, ich war mega gut gelistet, ich hab mit der
Deutschen Post n‘ Abholungsvertrag gehabt und mir in Excel einige
kleine Mini-Automatismen für Versandetiketten programmiert – das
ging noch über nen Nadeldrucker.
Einfach verrückt. Und ich hab mir schon wieder nicht die Zeit
genommen, mal n‘ Schritt zurück zu gehen und mal zu schauen, was
man an dem Business denn so outsourcen kann oder was man mit ner
professionellen Software so alles vom Bestelleingang bis zum
Versandlabel automatisieren könnte. Aber, dummerweise war’s mir
auch egal. Weil ich hab jeden manuellen Schritt zelebriert.
Ich hab‘ mir den Vor- und Nachnamen von jedem Neukunden genau
eingeprägt, ich hab weiterhin handschriftliche Grüße mit in viele
Sendung gelegt, hab die Rechnungen mit Freude ausgedruckt, den
Adressaufkleber auf die Kuverts geklebt und mich jeden Tag riesig
über die DVD-Türme gefreut, die ich da bei uns Zuhause im Gang
aufgebaut hatte und die die Post dann abgeholt hat.
Und in Sachen tiefstapeln und überliefern bzw, nen‘ Job mit
ganzer Leidenschaft zu machen gab’s dann noch ne coole
Begebenheit. Und zwar in meinem normalen Job tagsüber, da kam auf
einmal der Benni um die Ecke, und der hatte die neueste Ausgabe
von so ‚ner DVD Fachzeitschrift in der Hand, ich glaub‘ es war
die DVD Vision. Und da sagt der zu mir: Hey Michi ist das da
nicht dein Online-Shop? Und ich guck so: tatsächlich. Mein Laden
unter den besten 10 Online-DVD-Shops in ganz Deutschland.
Und ich hätte ne‘ Party gegeben oder mir zumindest ne‘ Fotokopie
von der Liste angefertigt, wenn ich nicht gefühlt hätte, dass da
jetzt sowieso noch viel mehr solcher Sachen passieren. Ja ich war
felsenfest davon überzeugt, dass das jetzt gerademal der Start
des Ganzen war.
Die Verkäufe schossen jetzt jeden Tag noch mehr nach oben aber
irgendwie hat sich’s bald nicht mehr so gut angefühlt. Tagsüber
Job, abends Musikproben, an den Wochenenden mit den Bands
unterwegs und die Nächte durch DVD’s verpackt. Ins Bett gegen 4
Uhr morgens. Und dass meine damalige Freundin nicht begeistert
war, zu Recht muss ich dir nicht sagen.
Irgendwas musste sich jetzt ändern, es war irgendwie alles zu
viel und mir hat auch jeglicher Überblick komplett gefehlt.
Und das war dann auch die Zeit als n‘ Scheiben zu mir ins Haus
flatterte und zwar von nem Anwalt. Ich hatte wohl versäumt, einen
dieser Titel ab 18 von meiner Verkaufsliste zu nehmen. Den durfte
man nämlich mittlerweile gar nicht mehr verkaufen – anscheinend
hat die FSK da nachträglich die Freigabe geändert und ich hab’s
verpennt.
Ja und jetzt hieß es: Entweder mega Bußgeld bezahlen oder den
Shop dicht machen. Was für ne‘ Hammer Nachricht. Ja und dann war
ich gar nicht so unglücklich, als genau in der Zeit n‘ Kunde von
mir anrief und mir den Vorschlag gemacht hat, mir den Shop
abzukaufen. So wie er ist, mit dem Kundenstamm, mit den Lager
DVD’s und ich soll ihm einfach sagen, was ich dafür will.
Und jetzt lach‘ mich bitte nicht aus: 30.000 Euro hab‘ ich ihm
vorgeschlagen, was er natürlich gern akzeptiert hat. Ja den
kannte ich schon länger und der hat glaub‘ ich, damals auch
selber DVDs verkauft, die er bei mir eingekauft hatte. Und ich
kann mich noch erinnern – und ich hab’s hier auch schwarz auf
weiß, der hat mir die James Bond DVD-Box für 600 Euro abgekauft.
Ich wollt‘ sie eigentlich gar nicht hergeben, weil auch die war
damals schon nicht mehr im Handel und schon vergriffen – aber er
wollte sie unbedingt und für 600 Euro – naja, da hab‘ ich sie ihm
überlassen.
Wie auch immer, ich hab‘ ihm vertraut. Hab mein gesamtes
DVD-Lager in Kisten gepackt, hab‘ ihm ne CD gebrannt mit dem
kompletten Kundenbestand. Und was mir bei der Gelegenheit
einfällt – ich hab‘ zu der Zeit noch nicht mal E-Mail-Marketing
betrieben und die tausenden Bestandskunden kein einziges Mal mit
Neuerscheinungen oder sonstigen Angeboten versorgt, es war
einfach eine Goldgrube – ich hatte einfach keine Zeit für noch
mehr Umsatz.
Oh Mann – ich fass‘ es nicht, während ich das hier in Gedanken
nochmal durchgeh‘. Ich seh‘ dich schon, den Podcast hören und die
Hände über dem Kopf zusammenschlagen – völlig zu Recht natürlich.
Aber, weißt du was ich mir gedacht hab‘?
Eine DVD … hab ich verkauft. Und das wollte ich. Meine Kunden
waren bei dem Neuen sicher in guten Händen, der hat schon einen
größeren Medienvertrieb gehabt, ein Team, Systeme, ne Struktur,
der baut das jetzt sicher gut aus, und ich: ich hab‘ endlich
wieder Zeit, neue Dinge zu entdecken. Was neues aufzubauen oder
auch einfach mal nix zu tun.
Und so hab‘ ich mich auf die Zukunft gefreut und jetzt halt‘ dich
fest: alle Daten die irgendwas mit dem Shop zu tun hatten von
meiner Festplatte gelöscht. Ne‘ Cloud gab’s damals noch nicht und
die Sicherung war tatsächlich nur die CD, die ich für die
Übergabe gebrannt hab. Das nennt man wohl „Urvertrauen“, dass
alles gut wird.
N‘ bisschen komisch war’s schon, als er wollte, dass wir uns an
zur Übergabe an der holländischen Grenze treffen. Das war von mir
aus irgendwie ne Weltreise. Aber gut, auch das war machbar.
Ich komm‘ da hin und ohne Witz – da sitzen Typen die original
aussehen wie die Lakaien von Don Corleone in der Pate. Und ich
war der nächste auf ihrer Liste. Schwarze Anzüge, einer breiter
wie der andere, vernarbte Gesichter und mein Kunde begrüßt mich
ganz locker und sagt: „hallo, das sind meine Anwälte … und hier
ist der Vertrag.“ Voll mit Rechtschreibfehlern und spätestens
jetzt hätte ich aufstehen und die Fliege machen sollen. Aber –
erstens bin ich schon so weit gefahren, zweitens hatte ich hier
n‘ offizielles Dokument vorliegen und drittens: gedanklich war
ich sowieso schon nicht mehr beim Shop. Der war für mich
Geschichte.
Ich hab unterschrieben, hab‘ den Gorillas gleich die Kiste mit
den Lager-DVD’s im Wert von 2.000 Euro in die Hand gedrückt und
wir hatten vertraglich ne Ratenzahlung der 30.000 Euro
vereinbart.
Aber die kam nicht. Nach 4 Wochen hab‘ ich dann doch mal dort
angerufen. Und ich wette, ihr ahnt es schon: Kein Anschluss unter
dieser Nummer. Tut, tut, tut.
Und was mach‘ ich? Hol mir das Telefonbuch und dachte mir, ich
ruf einfach jemanden an, der bei denen in der Straße wohnt und
frag ihn, ob er nicht schnell zu denen rüber geht und ihnen sagt,
sie sollen bei mir anrufen oder mir zumindest die erste Rate
überweisen.
Das hab‘ ich gemacht und der Typ am anderen Ende sagt mir doch
glatt: Nö, ehrlich gesagt, ich trau mich das nicht, weil die
räumen da gegenüber grad den kompletten Laden aus und so wie die
alle aussehen, hat er die Befürchtung, die schlagen ihn
windelweich, wenn er nur den Mund aufmacht.
Wir haben uns verabschiedet und wie gesagt:
Ich hielt den Hörer noch in der Hand und es dämmerte mir langsam.
Was war ich nur schwer von Begriff.
Meinem Anwalt musste ich erstmal 50 Kröten in die Hand drücken,
damit er überhaupt mit mir spricht, hat mir dann für weitere 300
Euro einen lächerlichen Brief verfasst, der mich zumindest aus
dem Vertrag rausholen sollte – aber die Typen waren weg. Ich weiß
nichtmal, ob der Brief überhaupt jemals irgendwo angekommen ist.
Aber hey: ich wusste jetzt das ich‘s völlig ahnungslos innerhalb
von eineinhalb Jahren in die TOP 10 der deutschen DVD-Shops
schaffen kann – welche wunderbaren anderen Geschäftszweige würden
mir da noch alle offen stehen. Die Zukunft sah rosig aus. Und das
war sie auch und das ist sie auch.
Und zum Schluss dieser Episode fass‘ ich meine letzten Stationen
nochmal ganz kurz zusammen. Und zwar auch mit der
Marketingmethode die jeweils dafür gesorgt hat, dass das
überhaupt funktioniert hat. Und ich mach das - nicht weil ich
vielleicht so toll wäre, sondern weil du was davon haben sollst
und ich dir natürlich noch n‘ happy end schulde.
2002: Mit null Ahnung aber riesengroßer Leidenschaft und immer
mit der Kundenbegeisterung als Ziel hab ich aus Versehen einen
Onlineshop gegründet und den innerhalb von eineinhalb Jahren vom
Wohnzimmer aus in die Top 10 der Deutschen DVD-Shops gebracht,
mit nem Jahresumsatz von 120.000 Euro - und das zu dem Zeitpunkt
als es erst so richtig los ging.
Marketingmethode: Mund zu Mund Propaganda durch Begeisterung. Ich
sag‘ mal „Begeisterungsmarketing“. Und die Begeisterung entsteht
beim Kunden wenn du selber echt für das brennst was du da machst
und damit dann das Feuer der Begeisterung beim Kunden entfachst.
Und der gibt die Flamme dann an sein Umfeld weiter.
2006: Weil ich mich auf ne Wette eingelassen hatte, musst‘ ich‘s
schaffen bis zu meinem 26. Geburtstag mit nem eigenen Song ins
Radio zu kommen. Den hab‘ ich an einem Abend geschrieben, ihn
bloß mit Gitarre auch wieder daheim im Wohnzimmer aufgenommen und
n‘ dann als selbstgebrannte CD wahllos in 10 Briefkästen
geworfen. 1 Monat später lief er im lokalen Radio. Und zwar
nachdem die Allgäuer Zeitung n‘ fetten Bericht über mich gebracht
hatte.
Marketingmethode: Polarisation. Ich wusste ich hab‘ nicht mehr
viel Zeit – ich war nämlich schon fast 26 und wenn – dann musste
der Song irgendwie dafür sorgen, dass die Leute den ganz von
selber verbreiten und darüber reden. Am besten irgendwas
provokantes aber nich‘ unter die Gürtellinie.
Also hab ich schnell n‘ Text geschrieben über meine Heimatstadt.
N‘ paar Sachen, die mich da genervt haben, zum Beispiel schlechte
Internetverbindung oder die Parkplatzsituation. Und das hat
eingeschlagen. Irgendjemand dem ich die CD in den Briefkasten
geworfen hab, hat die mit in sein Fitnsessstudio genommen.
Und in dem hat ein Redakteur von der Zeitung trainiert und der
hat mich am nächsten Tag gleich angerufen. Daraus is‘ die
Zeitungs-Story entstanden und die hab‘ ich dann dem Radio
geschickt. Und zack – war der Song im Radio und für das hab‘ ich
dann noch einige andere Comedybeiträge, Scherztelefone und so
weiter aufgenommen.
Den Song müsste ich eigentlich noch irgendwo haben – wenn ich ihn
find‘ dann verlink ich den in den Shownotes. Da kannste mal sehn,
wie ich 2006 so drauf war. Der Titel heißt übrigens „Kaufbeuren
ich liebe dich nicht.“ Ist natürlich Satire!
Und dann war da ja immer noch die riesige Faszination für
Fotografie, Grafikdesign und Marketing. Meine Frau – die damals
noch meine Freundin war hat’s dann auf’m Punkt gebracht:
„Entscheid‘ dich mal. Mach n‘ Fernstudium, zieh’s durch und mach‘
deine eigene Agentur auf.“ Und das war die genialste Entscheidung
überhaupt.
Das Studium hab‘ ich gemacht und mir dabei schon n‘ Kundenstamm
aufgebaut und als ich dann das Gefühl hatte, jetzt könnte es zum
Leben reichen, hab ich mich Selbstständig gemacht.
Die Agentur geht jetzt ins zehnte Jahr, ich bin immer auf 2-3
Monate im Voraus ausgebucht und unendlich dankbar.
Marketingmethode: na klar: Begeisterungsmarketing. Und ich kann
ja auch gar nicht anders. Weil das, was ich früher für mich
selber oder die Bands gemacht hab: Homepages, Fotos, Texte und so
weiter darf ich jetzt den ganzen Tag machen und das aller Beste:
für immer andere Branchen und so viele coole, nette, tolle
Menschen.
Und das macht’s so extrem vielseitig. Ich muss nicht mehr nur
eine Rolle spielen, zum Beispiel den DVD-Verkäufer. Für jeden
Clienten darf ich mich in eine neue Rolle reindenken. Ich spiel
den Handwerker, den Finanzdienstleister, die MakeUp Artistin, den
Fotograf, Taxiunternehmer und so viel mehr.
Und neuerdings: Erzähl ich dir davon.
Ob in meinem Facebook-Kurs oder hier im Podcast Signal ans
Kundenherz. Ich hoffe ich kann dich begeistern, in dir das Feuer
entflammen, deine Selbstständigkeit mit allem was du hast, mit
Haut und Haar in die Hand zu nehmen.
Dass du dich traust – dich in die ungestüme Achterbahn zu
begeben, dass du dabei (im Gegensatz zu mir damals) cool bleibst
und dich in den Geraden auf die Loopings vorbereitest und danach
sagen kannst: ja, die Fahrt, die hat’s gebracht und ich will
gleich nochmal.
Das wünsch‘ ich dir.
PS: Den Typen der mir das damals eingebrockt hat, hab‘ ich
neulich mal wieder gegoogelt. Den haben sie eingesperrt.
In diese Sinne … bis zur nächsten Episode.
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