Episode 5: Geheime Codes ans Unterbewusstsein.

Episode 5: Geheime Codes ans Unterbewusstsein.

Ist das schon Manipulation?
27 Minuten

Beschreibung

vor 8 Jahren

Ist das schon Manipulation? Wie Werbung auf unser
Unterbewusstsein wirkt, welche "Programme" wir seit unserer
Kindheit in uns tragen und wie wir diese Erkenntnis für unser
Marketing einsetzen heute in Episode 5.


Wenn du Wissen über die drei Motivsysteme hast, wird es dir
schlagartig leichter fallen besser zu verkaufen, bessere Texte zu
schreiben, deine Produkte treffender in Szene zu setzen. In
dieser Episode gibt's super spannende Erkenntnisse und Beispiele
aus dem Neuromarketing und was wir mit dem Wissen in unserer
Kommunikation nach außen anfangen können.


--- SHOWNOTES
Buchtipp: Wie Werbung wirkt
Coca-Cola Kampgne: GROUP HUG (Gruppen-Umarmung)


 


--- TRANSKRIPT
Es war einmal Gerlinde. Von ihrer besten Freundin bekommt sie den
Tipp, dass die neue Kaffeemaschine im Elektromarkt, gleich vorne
im ersten Regal – die Grüne – richtig guten Kaffee macht,
energiesparend ist und dazu auch noch gut aussieht.
Gerlinde hört nur: „Richtig guter Kaffee.“ Sie stellt sich vor,
wie der duftet, wie sie ihrer Familie ein wunderbares Frühstück
zaubert und alle glücklich sind, weil die neue Kaffeemaschine
diesen duftenden, wohlschmeckenden Kaffee zubereitet. Gerlinde
schläft nochmal drüber und kauft die Maschine am nächsten
Tag.
Es war einmal Stefan. Im letzten Fachmagazin für Elektronik und
Haushaltswaren hat er den Testbericht einer neuen Kaffeemaschine
aufmerksam studiert. Das hat sein Interesse geweckt. Denn er ist
schon seit langem auf der Suche nach so einem Gerät. Vor allem
eines, das sehr energiesparend ist. Parallel dazu fordert er die
Testergebnisse von Stiftung Warentest an. Stefan liest zwar alle
Inhalte genau, aber in der Hauptsache begeistert ihn die
bestätigte Energieeffizienz dieser Kaffeemaschine. Er hat sich
nun schon gut drei Wochen immer wieder mal Informationen über sie
eingeholt – aber heute soll es passieren. Die Scheine und das
Kleingeld abgezählt steuert er im Elektromarkt zielstrebig die
Kaffeemaschinen an und greift zu. Er vergewissert sich nochmal,
dass die Modellnummer stimmt, das Energiesiegel drauf ist und
alles seine Richtigkeit hat. Seine ist blau. Moment mal – ist das
da drüben an der Kasse nicht ... Gerlinde?
Und - es war einmal Gerd. Gerd hat sich gerade eine neue Mahagoni
Theke gekauft. Und auf die muss einfach noch irgendwas drauf.
Trifft sich gut, weil die alte Kaffeemaschine hat ja gestern
Abend beim Feiern mit den Kumpels den Geist aufgegeben. Gerd
steigt ins Auto, gibt Gas und erobert den Elektroladen. Das
Bündel Geldscheine ragt gerade so aus der Brusttasche – aber da
bleibt’s nicht lange, weil Gerd ist schon fündig geworden. Seine
ist rot. Geil. Wie die sich wohl auf der neuen Mahagoni Theke
macht? Gerd bezahlt und stürmt wieder aus dem Laden. Auf dem
Spurt zum Auto überholt er Gerlinde, rammt Stefan den
Verpackungskarton seiner roten Schönheit in die Rippen,
entschuldigt sich kurz und ist Augenblicke später wieder Zuhause
und erfreut sich am Anblick von roter Technik auf dunkelbraunem
Mahagoni. Erst jetzt überfliegt er kurz und wiederwillig die
Bedienungsanleitung und stellt fest, dass das neue Exemplar nicht
nur toll aussieht, sondern sogar besonders energieeffizient ist.
Aber wer braucht das schon.
In jedem von uns schlummert eine Gerlinde, ein Stefan und der
Gerd. Alle drei haben die gleiche Kaffeemaschine gekauft. Nur aus
völlig unterschiedlich Beweggründen heraus. Welcher unglaublich
machtvolle Mechanismus hinter solchen Motiven steckt und wie wir
unseren Verkauf damit in neue Sphären heben können. Das schauen
wir uns jetzt an.
Das ist heute die erste Episode, in der es um Motive geht. Heute
super spannende Erkenntnisse und Beispiele aus dem Neuromarketing
und was wir mit dem Wissen in unserer Kommunikation nach außen
anfangen können.
Und in einer der nächsten Episode gibt’s dann eine Überraschung,
da besucht uns dann Andrea Kühme: Moderatorin, Speakerin, Life-
und Businesscoach. Und sie bringt uns das Geheimnis näher wie wir
im persönlichen Gespräch innerhalb von Sekunden erkennen, ob
unser Kunde so ist wie Gerlinde, Stefan oder Gerd aus dem
Anfangsbeispiel und wie uns das hilft, sowohl unserem Kunden als
auch uns das Verkaufsgespräch so effizient und angenehm wie
möglich zu machen. Und somit unsere Abschlussquote hoch zu
katapultieren. Und wenn du gut aufgepasst hast, dann weißt du
noch, dass die Kaffeemaschinen im Beispiel jeweils eine andere
Farbe hatten. Die haben auch eine ganz spezielle Bedeutung, dazu
dann aber in der Episode mit Andrea mehr.
OK los geht‘s. Wenn du Wissen über die drei Motivsysteme hast,
ich wiederhole nochmal: Gerlinde, Stefan und Gerd - wird es dir
schlagartig leichter fallen besser zu verkaufen. Bessere Texte zu
schreiben, deine Produkte treffender in Szene zu setzen.
Und weil das heute das Neuromarketing ankratzt, versuch‘ ich
wieder mein Bestes, einfache Beispiele zu finden und auf
Fach-Chinesisch zu verzichten. Denn ich weiß – einige von euch
hören das jetzt beim Laufen, beim Training, unterwegs im Auto und
da ist natürlich kein Raum, um sich Notizen zu machen.
Also, erstes Beispiel. Ich kann mich noch erinnern, als ich
unbedingt einen Mazda MX 5 haben wollte und zwar in
Mephisto-Grau. Ich hab mich auf den ersten Blick in dieses
Fahrzeug verliebt aber bevor ich den Wunsch gehabt hab‘,
überhaupt ein Auto zu kaufen, kam Mazda als Automarke noch
nichtmal in meinem Gedankengut vor.
Aber das Auto hat es mir damals angetan. Vollkommen unpraktisch,
Familien untauglich aber Cabrio und wunderschön. Kommt dir das
bekannt vor? Ich sag nur „da ging der Gerd in mir durch.“
Ich hab mir dann ein Foto von so einem MX5 im Internet
rausgesucht, Mephistograu, hab’s mir ausgedruckt und an meine
Pinnwand geheftet. Und rate mal: ab dem Zeitpunkt hab ich in
meiner Kleinstadt jeden Tag gefühlte 100 Mazda MX5 in
Mephistograu rumfahren sehen. Die sind mir vorher nie
aufgefallen! Waren aber vorher sicher auch schon da. So etwas
nennt man selektive Wahrnehmung.
Meine Aufmerksamkeit war komplett neu programmiert. Auf
Mephistograue Mazda MX5. Meine Augen waren zu regelrechten
Suchscheinwerfern für solche Cabrios geworden. Und da fahr ich
eines verheißungsvollen Tages so eine Strecke die ich schon immer
gefahren bin und auf einmal fällt mir zum ersten mal nach
Jahrzehnten das Mazda Autohaus bei uns auf. Ich sofort dahin,
rein zum Chef und die Dinge ins Rollen gebracht im wahrsten Sinne
des Wortes. Was für ein wunderschönes Fahrzeug.
Und wenn du ähnliche Situationen kennst, in denen du dich für
neue Dinge interessiert hast und die auf einmal wie von
Geisterhand ständig in deinem Leben aufgetaucht sind, dann weißt
du was ich mit Suchscheinwerfern meine. Sobald sich Menschen
einen Wunsch erfüllen möchten und somit ein Motiv haben, knipsen
Sie Ihren Suchscheinwerfer an und nehmen ihre Umwelt ab sofort
mit neuen Augen war.
So und jetzt wird’s spannend. Nur wenn du ein Motiv hast, bist du
auch bewusst und vor allen Dingen unbewusst für die Codes der
Werbung empfänglich.
Nochmal: Nur ein Motiv macht Werbung überhaupt wirksam.
Hätte mir jemand nen Mazda MX5 vor die Nase gefahren, bevor ich
überhaupt den Wunsch, das Motiv oder das Bedürfnis hatte, ein
Auto zu kaufen, hätte ich höchstens gesagt: „OK, schönes Auto
aber ich muss jetzt weg“. Es hätte mich nicht weiter
interessiert.
So. Welche Motive oder besser gesagt Motivsysteme gibt es
denn?
Denken wir einfach nochmal an die Kaffeemenschen von vorhin:
Gerlinde, Stefan und Gerd.
Es sind drei. Drei Motivsysteme.
Das Sicherheitssystem. Das Autonomiesystem. Und das
Erregungssystem.
Dröseln wir das mal auf.
Norbert Bischof, das ist ein anerkannter deutscher Psychologe,
hat das so genannte Zürcher Modell der sozialen Motivation
entwickelt. Das musst du dir jetzt nicht merken, aber da drin
stecken eben diese drei Motivsysteme. Legen wir mal los mit dem
ersten, dem Sicherheitssystem:
Und das nehm‘ ich jetzt mal raus aus dem Buch wie Werbung wirkt
von Christian Scheier und Dirk Held. Den Link zu dem Buch gibt’s
natürlich wie immer in den Shownotes.
Also, das Sicherheitssystem:
Auf Leute, bei denen das Sicherheitssystem stark ausgeprägt ist,
würde unter anderem folgendes zutreffen:
Das Streben nach Sicherheit und Geborgenheit, insbesondere bei
vertrauten Menschen; Familie und Freunde. In dieses System gehört
auch das Fürsorgemotiv also die Motivation, anderen Menschen, vor
allem den eigenen Verwandten zu helfen und die zu
unterstützen.
O. k., das ist also das Sicherheitssystem. Es gibt Menschen, bei
denen ist das wie gesagt besonders ausgeprägt. Und entsprechend
sind auch ihre Motive, Dinge zu tun oder Dinge zu kaufen. Denk
mal an die Gerlinde, aus dem Kaffeemaschinenbeispiel ganz am
Anfang. Sie kauft die Kaffeemaschine, weil sie ihrer Familie das
perfekte Frühstückserlebnis bieten will. Bei ihr spielt die
Fürsorge eine große Rolle.

Nächstes System: das Autonomiesystem
Auf Menschen, bei denen das Autonomiesystem stark ausgeprägt ist,
würde unter anderem folgendes zutreffen:
Das Streben nach Unabhängigkeit, nach Durchsetzung gegenüber
anderen, nach Kontrolle und Macht.
Hier zählen also unter anderem Menschen dazu, die sehr ungern die
Kontrolle abgeben und lieber selbst dafür sorgen, dass alles
seine Richtigkeit hat. Im Beispiel war das der Stefan mit der
blauen Kaffeemaschine. Der hat sich schon vorher genau alle Infos
über das Ding eingeholt und wusste genau was er will.

Drittes und letztes System: das Erregungssystem.
Leute bei denen das Erregungssystem dominant ist, lieben das
Streben nach Abwechslung und Neuem. Unter anderem das Streben hin
zu fremden Menschen, die Ablösung und Abnabelung von der Familie.
Auch mit dabei: der Spieltrieb.
Gut passend aus unserem Beispiel der Gerd mit der roten
Kaffeemaschine und der neuen Mahagoni-Theke. Hier besonders: Das
Streben nach Abwechslung und Neuem, der Spieltrieb. Da wird nicht
lang gefackelt und überlegt – Gerd ist einfach Feuer und Flamme
für neue Dinge und schon auch risikobereit.

Und bevor wir jetzt weitermachen, nochmal eins ganz deutlich: wir
haben diese Motivsysteme alle in uns verankert. Weil die werden
schon in den ersten Lebensjahren angelegt. Aber jeder von uns hat
seine Motivsysteme unterschiedlich stark ausgeprägt.
Diese drei sind sogenannte persönlichkeitsmarkierende Motive.
Gerlinde kauft um ihrer Familie etwas gutes zu tun. Stefan kauft,
um die Stromkosten unter Kontrolle zu haben und Gerd kauft, weil
er gern‘ was Neues ausprobiert.
Hier bestimmt jeweils eines der drei persönlichkeitsmarkierenden
Motive den Kauf.
Diese Motive sind über die Zeit stabil, weil sich auch die
Persönlichkeit eines Menschen nicht von heut‘ auf morgen
ändert.
Welches Motivsystem ist denn bei dir besonders ausgeprägt? Bist
Du eher ein Familien-Harmonie-Mensch, hast du gerne alles unter
Kontrolle oder bist du neugierig und bereit die Welt zu
erobern?
Wie auch immer – du trägst alle drei Motivsysteme in dir.
Möglicherweise ist eben eines davon stärker ausgeprägt und
markiert deine Persönlichkeit eben ein bisschen deutlicher als
die anderen beiden Systeme.
Ich möchte‘ jetzt nicht zu viel verraten, denn für diese drei
Motivsysteme ist in einer der nächsten Episoden Andrea Kühme
zuständig, ich kann dir schon mal sagen das wird der Oberknaller,
wenn du in deinem Business mit Menschen zu tun hast, an Meetings
beteiligt bist, überzeugend auftreten musst und zum Beispiel im
direkten Verkauf tätig bist.
Folgende Hausaufgabe für dich: Frag dich doch mal selber, ob dein
Produkt oder deine Dienstleistung Personen mit einem ganz
bestimmten persönlichkeitsmarkierenden Motiv anspricht!?
Was sind das denn für Menschen, die hauptsächlich bei dir kaufen
– oder kaufen sollen? Wenn du Abenteuerreisen anbietest. Wer ist
wohl dein Kunde? Ich glaub‘ ja, Gerd – der ist da voll dabei.
Gerlinde würde bei dir eine Abenteuerreise buchen, wenn sie Gerd
damit einen Gefallen tun könnte. Und Stefan wird möglicherweise
nie auf dein Angebot stoßen, weil seine Suchscheinwerfer dafür
sorgen, dass ihm ganz selektiv nur stressfreie Reisen ins Auge
fallen. Und zwar solche, die es ihm auf jeden Fall ermöglichen,
nach exakt 14 Tagen Sommerurlaub am Montag um punkt 7.30 wieder
verlässlich und vor allem lebendig im Büro zu sein.
Erkennst du schon das Potenzial für deine Werbung? Allein das
Wissen über diese drei Motive, die tief in jedem von uns
verankert sind, sollten deine Ideen für effektive neue
Werbemaßnahmen jetzt schon übersprudeln lassen. Und wenn nicht –
kein Problem, das ausführliche Interview mit Andrea Kühme wird
dir die nötige Inspiration liefern. Also merk dir schonmal mal
den 1. Dezember 2016 vor – oder abonnier‘ den Podcast gleich mal,
dann wirst du in jedem Fall benachrichtigt, wenn die Episode mit
Andrea online geht.
Aber denk schonmal kurz darüber nach. Was hast du bisher dafür
getan, dass dein Angebot genau zum Motiv deiner Kunden
passt?
Es gibt Verkäufer, die haben miserable Abschlussquoten, weil sie
ihren Kunden nur von den Produktvorteilen vorschwärmen, die sie
selbst gut finden! Das ist ne‘ Katastrophe. Ein guter Verkäufer
im Elektroladen verkauft ein und die selbe Kaffeemaschine auf
mindestens drei verschiedene Arten: Spezielle Argumente für
Gerlinde, andere Vorteile für Stefan und wieder andere für Gerd.
Ist das Manipulation? Nein! Denn die Vorteile sind ja alle da!
Und so’n Verkäufer tut dem Kunden einen riesen Gefallen! Er
behandelt ihn so, wie er selbst gerne behandelt werden
möchten.
Und wenn du aus dieser Episode irgendwas mitnimmst, dann bitte
das:
Vergiss den alten Satz, den wir alle in unsere Birne gehämmert
bekommen haben: Der lautet: Behandle andere Menschen so, wie du
gerne behandelt werden möchtest. Das ist gefährlich! Es sei denn,
der andere Mensch tickt genau so wie du!
Aber ansonsten versuch’s doch mal mit diesem Satz:
Behandle andere Menschen so, wie sie selbst gerne behandelt
werden möchten.
Und woher weißt du, wie sie behandelt werden möchten? Dazu wie
gesagt mehr in der Episode mit Andrea Kühme.
Na, bist du noch bei der Sache? (Kaffeegeräusch) Dann kanns‘ ja
mit der zweiten Hälfte weiter gehen.

Wir haben uns heute oberflächlich mit den drei
persönlichkeitsmarkierenden Motivsystemen beschäftigt. Die sind
in jedem von uns verankert aber bei uns allen unterschiedlich
stark ausgeprägt. Und außerdem sind stabil – weil ja unsere
Persönlichkeit ja nicht einfach so verändern.
Gut. Und jetzt geht es um Motive, die nicht über die Zeit stabil
sind, sondern die unserer momentanen Verfassung entsprechen. Und
auch die müssen wir im Marketing berücksichtigen.
Denn Motive wechseln auch je nach Situation. Ein Beispiel:
Menschen die hungrig sind, haben eine andere Wahrnehmung als
Menschen, die gerade Mittag gegessen haben. Denn Leute mit
knurrendem Magen haben unbewusst den Suchscheinwerfer angeknipst,
der zum Beispiel auf dem Weg durch die Fußgängerzone nach
Imbissbuden, Dönerständen und Restaurants Ausschau hält. Alle
anderen Personen sind für diese Signale wenig anfällig.
Und wie gesagt: Nur wenn Werbung auf ein Motiv trifft, kann sie
wirksam sein.
Und dazu jetzt eine mega spannende Studie die zwei Dinge ganz
deutlich macht:
1.    Werbung wirkt nicht, wenn beim Kunden kein
Motiv da ist
2.    Werbung wirkt hervorragend unbewusst
Also: Eine Gruppe von Probanden wurden ins Labor gebeten, unter
dem Vorwand einer Marketingstudie.
Alle sollten in den 3 Stunden vor Beginn weder etwas essen noch
trinken. Es hatten also zumindest alle einigermaßen Durst.
Jetzt sollten alle Probanden 2 Kuchensorten testen. Bedeutet: Der
Durst wurde bei allen noch verstärkt.
OK – wir haben jetzt eine durstige Gruppe von Probanden.
Die Hälfte von denen durfte jetzt Wasser trinken und die andere
Hälfte musste durstig bleiben.
Und jetzt kam’s zum eigentlichen Test:
Beide Gruppen – also die durstigen und die nicht durstigen
mussten eine Aufgabe am Bildschirm lösen, die ihre volle
Aufmerksamkeit beansprucht hat.
Und während die voll auf ihre Aufgabe konzentriert waren, wurden
der Hälfte aller Probanden die Worte „trocken“ und „durstig“
eingeblendet. Aber nur so kurz, dass die die Worte gar nicht
bewusst wahrgenommen hatten. Es war höchstens sowas wie ein
kurzes Aufblitzen von etwas.
Und jetzt durfte jeder was trinken. Das Ergebnis:
Verblüffend:
-    Nicht durstige Probanden haben überhaupt
nicht auf die kurzen Einblendungen reagiert
-    Durstige Probanden ohne Wort-Einblendungen
haben im Schnitt 130 ml getrunken
-    Durstige Probanden mit Wort-Einblendungen
haben im Schnitt 210 ml getrunken – und das ist signifikant
mehr
Also nochmal: Die Einblendung der Worte „durstig“ und „trocken“
hatte überhaupt keinen Effekt bei denen, die vorher schon Wasser
bekommen hatten. Das heißt, ihr Motiv war im Lot – es gab kein
Ungleichgewicht, das hätte ausgeglichen werden müssen.

Die durstige Gruppe hat von Haus aus 130ml getrunken – ohne die
eingeblendeten Worte
Und die durstige Gruppe, bei denen die Worte aufgeblitzt sind,
haben 210 ml Wasser getrunken.

Also: Wenn eines unserer Motive im Ungleichgewicht ist – wenn wir
also Durst oder Hunger haben, dann nimmt unser Suchscheinwerfer
sogar Botschaften auf, obwohl wir die gar nicht bewusst
wahrnehmen. Das steuert unser Unterbewusstsein.

Und das muss nicht mal ein Motiv sein, dass wir körperlich so
intensiv fühlen, wie Durst oder Hunger.

Auch unser Harmonie-Konto kann im Minus sein und wird von uns
automatisch durch bestimmte Handlungen ausgeglichen. Und dann
wird sogar Gerd zur Gerlinde, wenn er nach einem langen
Arbeitstag im zwielichtigen Teil einer Großstadt im U-Bahnhof
sitzt und auf den nächsten Zug wartet. Dann greift er zum Handy,
schreibt ne kurze SMS nach Hause oder ruft die Liebe daheim an.
Und schwupp – ist das Harmonie-Konto bei Gerd wieder
ausgeglichen.

Und wie kann das eine Marke nutzen? Beispiel Coca Cola. In den
Shownotes findest du nen Link zu einer Plakat-Kampagne von Coca
Cola. Schau dir die Motive mal wirklich ganz genau an. Die
Colaflasche in einem Herz das aus ganz vielen netten, lieben
Grafiken besteht und auch gezeichneten Männlein und Weiblein, die
sich alle an der Hand halten. Allein das Motiv vermittelt
„Dazugehören“ „nicht allein sein“ „Teil einer Gruppe sein“
„Geborgehnheit“ – also all die Attribute, die in einem
zwielichtigen U-Bahnhof bei den Menschen im Minus sind.

Und oben drauf noch die Headline: Group Hug – also übersetzt:
Gruppenumarmung. Und die Plakate hingen prominent an genau den
Orten – Bahnhof, U-Bahn, Öffentliche Verkehrsmittel.
Hammermäßig gemacht:
1.    Das Motiv beim Konsumenten ist aktiviert,
weil Harmonie-Konto im Minus
2.    Suchscheinwerfer ist angeknipst und nimmt
selektiv alles war, was Geborgenheit ausstrahlt, um
Harmonie-Konto wieder auszugleichen
3.    Plakat kommuniziert explizit: also mit der
Headline Guppenumarmung an das Bewusstsein
4.    Plakat kommuniziert implizit, durch die
Plakatgestaltung ans Unterbewusstsein.
5.    Das Motiv kann umgehend wieder ins
Gleichgewicht gebracht werden, und zwar – auch wenn sich das
jetzt für den logischen Versand total bekloppt anhört: durch den
Kauf einer Coca-Cola im nächsten Kiosk.

Es gibt zu dem Thema noch so einiges zu erzählen. Aber ich denke
zum Nachdenken ist das bis hierhin schon echt heftiger Stoff.
Noch mehr geniale Studien und Aha-Momente aus der Welt des
Neuromarketing findest du wie gesagt im Buch „Wie Werbung wirkt“
– klick‘ einfach auf den Buchtipp den ich dir in den Shownotes
bereitgestellt hab‘. Da ist übrigens eine faszinierende Analyse
der beiden Biermarken „Jever“ und „Becks“ drin. Wenn du bisher
gedacht hast, die sprechen die gleiche Zielgruppe an, dann wird
dir das genau die Augen öffnen.
Denn Becks spricht mit den geheimen Codes in seiner Werbung Leute
wie Gerd an – die mit dem aktiven Erregungssystem – und Jever
appelliert an Menschen wie Gerlinde, mit dem Sicherheitsmotiv,
aber auch aber auch an Stefan, bei dem das Autonomiesystem
ausgeprägter ist. Echt mega spannend. Wenn dich das interessiert,
hol‘ dir das Buch. Und da sind noch ne ganze Menge anderer
Fallbeispiele, Analysen und weiterführende Techniken erklärt,
denen du unbedingt ne Chance in deinem Marketing geben
solltest.

Jetzt nochmal eine kleine Zusammenfassung der heutigen
Episode:
1.    Es gibt drei Motive, die uns seit Kindheit
an begleiten. Denk‘ einfach an Gerlinde, Stefan und Gerd. Alle
kaufen die gleiche Kaffeemaschine, aber aus komplett
unterschiedlichen Motiven heraus.
2.    Bitte überleg‘ dir mal, wie du diese drei
Motive ab sofort in deiner nächsten Facebookwerbung,
Zeitungsanzeige, im Flyer, auf’m Poster und so weiter gezielt
triggern kannst.
3.    Behandle andere Menschen eben nicht so wie
du – sondern wie sie gern behandelt werden möchten. Das allein
kann deine Verkäufe von jetzt auf gleich nach oben
katapultieren

Und viertens - wann ist bei deinem Kunden das Motiv aktiviert,
dass seinen Suchscheinwerfer auf genau dein Produkt oder deine
Dienstleistung lenkt? Wenn du darüber nachdenkst, dann schaffst
du’s auch, ihm genau in dem Moment und an dem Ort zu
begegnen.
Das wünsch‘ ich dir.
Bis zur nächsten Episode.

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