Der Weinjahrgang 2023 - der Winzer Bernhard Fiedler aus dem Burgenland berichtet
Teil 17 der Podcast-Reihe von Genuss im Bus zum Weinjahrgang 2023
23 Minuten
Podcast
Podcaster
Interviews mit Winzern und Menschen aus der Wein- & Food-Szene
Beschreibung
vor 11 Monaten
In dieser Podcast-Reihe spreche ich mit Winzerinnen und Winzern aus
den verschiedenen deutschen und deutschsprachigen Anbaugebieten
über ihre Erfahrungen hinsichtlich Witterungsverlauf,
Reifeentwicklung und die Gefahren, denen die Reben im Jahresverlauf
2023 ausgesetzt waren. Fast unisono berichten die Winzer und
Winzerinnen von einem ungemein herausfordernden Jahrgang, nicht nur
hierzulande, sondern auch in unseren Nachbarländern. In den meisten
deutschen Anbaugebieten folgten auf einen entspannten und
überwiegend vielversprechenden Start Hochdruckwetterlagen, die dem
Oidium, also dem Mehltau-Befall günstige Bedingungen boten. Das
waren trockene und meist sonnige Tage, denen Nächte mit niedrigen
Temperaturen folgten. Die relative Luftfeuchtigkeit stieg. War
diese Gefahr gebannt, folgte an nicht wenigen Orten in den
folgenden Wochen die nächste Herausforderung. Warme, z.T. heiße
Temperaturen mit so gut wie keinem Niederschlag verursachte
Trockenstress. Als dann die ersehnten Niederschläge endlich in der
2. Julihälfte kamen, war die Freude groß und die Situation in den
Weinbergen entspannte sich. Aus diesem Segen wurde jedoch mit
zunehmendem Dauerregen ein Fluch. Das verfügbare Wasser lud die
Beeren einerseits ein, schnell zu wachsen, andererseits blieb die
Reifeentwicklung wegen fehlender Wärme und Sonneneinstrahlung in
dieser Phase zurück. Beeren, die schnell sehr groß werden, neigen
dazu sich gegenseitig abzudrücken und aufzuplatzen. Der
Infektionsdruck nimmt zu. Fliegen werden angelockt. In manchen
Lagen und bei manchen Rebsorten musste die Lese früh beginnen, weil
weiteres Zuwarten zu noch mehr Fäulnis geführt hätte. Nicht überall
waren die Trauben optimal reif. Andererseits drohten Säureverluste
aufgrund der warmen Herbsttage. Es war nicht leicht, die richtigen
Entscheidungen zu treffen. Spätreifende Sorten waren diesmal im
Vorteil. Im Vorteil waren auch all jene, die ihre Weinberge im
Schuss hatten, über gesunde und ältere Anlagen und ausreichend
Humus verfügten und beim Pflanzenschutz ihre Hausaufgaben gemacht
hatten. Aber auch sie hatten während der Lese alle Hände voll zu
tun, mussten die Zahl der Helfer erhöhen und so penibel
selektieren, dass sich der Leseaufwand in machen Lagen und für
manche Rebsorten exorbitant erhöhte. Die Erträge gingen gegenüber
den Vorjahren zurück, obwohl die Verbände noch wenige Wochen zuvor
das Gegenteil prognostiziert hatten. Dort, wo der Zustand der
Trauben ein weiteres Zuwarten mit der Lese erlaubte, konnte man vom
weitgehend stabilen und warmen Herbstwetter profitieren. Auf jeden
Fall war es eine ungemein zügige Lese, für viele Betriebe die
schnellste Lese, die sie je erlebt haben. Nicht zuletzt, weil
sowohl Guts- und Lagenweine als auch die vielen unterschiedlichen
Rebsorten praktisch gleichzeitig reif waren. Das zusammen mit dem
hohen Selektionsaufwand machte die Weinlese 2023 zu einem echten
Kraftakt, zu einer riesen Herausforderung.
den verschiedenen deutschen und deutschsprachigen Anbaugebieten
über ihre Erfahrungen hinsichtlich Witterungsverlauf,
Reifeentwicklung und die Gefahren, denen die Reben im Jahresverlauf
2023 ausgesetzt waren. Fast unisono berichten die Winzer und
Winzerinnen von einem ungemein herausfordernden Jahrgang, nicht nur
hierzulande, sondern auch in unseren Nachbarländern. In den meisten
deutschen Anbaugebieten folgten auf einen entspannten und
überwiegend vielversprechenden Start Hochdruckwetterlagen, die dem
Oidium, also dem Mehltau-Befall günstige Bedingungen boten. Das
waren trockene und meist sonnige Tage, denen Nächte mit niedrigen
Temperaturen folgten. Die relative Luftfeuchtigkeit stieg. War
diese Gefahr gebannt, folgte an nicht wenigen Orten in den
folgenden Wochen die nächste Herausforderung. Warme, z.T. heiße
Temperaturen mit so gut wie keinem Niederschlag verursachte
Trockenstress. Als dann die ersehnten Niederschläge endlich in der
2. Julihälfte kamen, war die Freude groß und die Situation in den
Weinbergen entspannte sich. Aus diesem Segen wurde jedoch mit
zunehmendem Dauerregen ein Fluch. Das verfügbare Wasser lud die
Beeren einerseits ein, schnell zu wachsen, andererseits blieb die
Reifeentwicklung wegen fehlender Wärme und Sonneneinstrahlung in
dieser Phase zurück. Beeren, die schnell sehr groß werden, neigen
dazu sich gegenseitig abzudrücken und aufzuplatzen. Der
Infektionsdruck nimmt zu. Fliegen werden angelockt. In manchen
Lagen und bei manchen Rebsorten musste die Lese früh beginnen, weil
weiteres Zuwarten zu noch mehr Fäulnis geführt hätte. Nicht überall
waren die Trauben optimal reif. Andererseits drohten Säureverluste
aufgrund der warmen Herbsttage. Es war nicht leicht, die richtigen
Entscheidungen zu treffen. Spätreifende Sorten waren diesmal im
Vorteil. Im Vorteil waren auch all jene, die ihre Weinberge im
Schuss hatten, über gesunde und ältere Anlagen und ausreichend
Humus verfügten und beim Pflanzenschutz ihre Hausaufgaben gemacht
hatten. Aber auch sie hatten während der Lese alle Hände voll zu
tun, mussten die Zahl der Helfer erhöhen und so penibel
selektieren, dass sich der Leseaufwand in machen Lagen und für
manche Rebsorten exorbitant erhöhte. Die Erträge gingen gegenüber
den Vorjahren zurück, obwohl die Verbände noch wenige Wochen zuvor
das Gegenteil prognostiziert hatten. Dort, wo der Zustand der
Trauben ein weiteres Zuwarten mit der Lese erlaubte, konnte man vom
weitgehend stabilen und warmen Herbstwetter profitieren. Auf jeden
Fall war es eine ungemein zügige Lese, für viele Betriebe die
schnellste Lese, die sie je erlebt haben. Nicht zuletzt, weil
sowohl Guts- und Lagenweine als auch die vielen unterschiedlichen
Rebsorten praktisch gleichzeitig reif waren. Das zusammen mit dem
hohen Selektionsaufwand machte die Weinlese 2023 zu einem echten
Kraftakt, zu einer riesen Herausforderung.
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