Kath-Akademie AKTUELL: “Der Siebenjährige Krieg und das Jahrhundert Voltaires”, ein Vortrag von Prof. Sven Externbrink
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vor 2 Jahren
Prof. Sven Externbrink referierte in der Katholischen Akademie in
Bayern bei den Historischen Tagen. Sein Vortrag trug den Titel:
>>„Ces deux nations sont en guerre pour quelques arpens de
neige vers le Canada“. Voltaire, der Siebenjährige Krieg und die
internationalen Beziehungen im 18. Jahrhundert.
In Voltaires Korrespondenz, seinem überaus regen Briefverkehr,
sieht Externbrink Vorübungen auf Voltaires Hauptwerk,
insbesondere auf „Candide ou l’optimisme“, 1759 unter dem
Pseudonym Docteur Ralph erschienen, und auf das „Dictionnaire
philosophique portatif“ aus dem Jahr 1764. Das „Philosophische
Taschenwörterbuch“, das wohl kaum als Nachschlagewerk gemeint
war, ist eine klare Abrechnung mit Dummheit, Fanatismus,
Borniertheit und Intoleranz. In 73 Stichworten kann man darin
lesen, was eine kritische, undogmatische Geisteshaltung ausmacht.
Man kann von ihm lernen, was das Engagement eines Schriftstellers
vermag. Die Satire „Candide oder die beste aller Welten“ wendet
sich unter anderem gegen die optimistische Weltanschauung
Gottfried Wilhelm Leibniz’, der die beste aller möglichen Welten
postulierte. Voltaire propagiert Skeptizismus und Pessimismus,
die Leibniz’ Postulat in den Kontext der Zeit rücken und auf
Eindrücke wie das Erdbeben von Lissabon und den Siebenjährigen
Krieg bezugnehmen.
Der Siebenjährige Krieg gilt als erster Konflikt von globaler
Dimension. In verschiedenen Teilen der Welt bekämpften sich die
Kolonialmächte England und Frankreich mit ihren jeweiligen
Verbündeten. In Nordamerika brach im Streit um Grenzverläufe
bereits 1755 der Krieg aus, der auch in Indien und Afrika geführt
wurde. Hinzu kam die britisch-spanische Konfrontation, die den
Spaniern den Verlust Havannas und Manilas einbrachte. In Europa
löste Preußen mit der Besetzung Sachsens die Auseinandersetzungen
aus, in denen es für Preußen um die Behauptung, für Österreich um
die Rückgewinnung Schlesiens ging. Sowohl in Übersee als auch in
Europa forderten die zahlreichen Schlachten und Belagerungen
unter Soldaten und Zivilisten einen hohen Blutzoll. Weite Teile
Nord- und Westdeutschlands wurden geplündert und verwüstet. Mit
den Friedensschlüssen von Paris und Hubertusburg endete der
Krieg, der für Europa und seine Beziehungen zur nichteuropäischen
Welt weitreichende Konsequenzen hatte. Russland behauptete seinen
Status als europäische Großmacht, Preußen festigte diesen
Anspruch. Der preußisch-österreichische Dualismus erwuchs, der
das 19. Jahrhundert nachhaltig prägte. England legte die
Grundlagen für sein Empire, Frankreich hingegen verlor weite
Teile seiner Herrschaft in Nordamerika, was für die Entstehung
Kanadas und der USA große Bedeutung hatte. Nicht zuletzt bildeten
die enormen finanziellen Kriegslasten eine frühe Voraussetzung
für die Revolution in Frankreich. Nicht nur auf dem Feld wurde
der Krieg ausgetragen, er hatte auch Züge eines massenmedialen
Kampfes und fand Niederschlag in Kunst und Literatur.
Prof. Dr. Sven Externbrink übt derzeit die
Vertretung des Lehrstuhls für Geschichte der Frühen Neuzeit an
der Universität Heidelberg aus. Seine Arbeitsschwerpunkte sind:
Der Siebenjährige Krieg als Globaler Krieg, Ezechiel Spanheim
1629–1710, die Biographie Ludwigs XIV. und Frühneuzeitliche
Fürstenhöfe als Räume kulturellen Kontakts und der politischen
Kommunikation.
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