Literarische Abenteuer – Vitomil Zupan: „Menuett für Gitarre (zu 25 Schuss)“ eine Rezension von Sandra Falke

Literarische Abenteuer – Vitomil Zupan: „Menuett für Gitarre (zu 25 Schuss)“ eine Rezension von Sandra Falke

8 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Vitomil Zupan genießt in seinem Heimatland Slowenien den Status
eines literarischen Klassikers und einer kulturhistorischen
Legende. Die autobiografisch grundierte Erzählung „Menuett für
Gitarre (zu 25 Schuss)“ ist in puncto Literarizität und
Intertextualität höchstrangig. Auch emotional hält der Roman
einiges bereit. Vom schwärzesten Humor zum tiefsten Ekel – der
gepflegte Leser findet in diesem Roman überdies so ziemlich jede
Facette des Gefühlsspektrums. Dennoch ist das Buch bei weitem
nicht jedem zu empfehlen. …


VITOMIL ZUPAN (1914–1987) war zwei Jahre alt,
als sein Vater als Frontsoldat fiel. Die Mutter heiratete in
Ljubljana einen Germanistikprofessor, der kurz darauf starb. Als
beim Spiel mit einer Waffe ein Freund tödlich verwundet wurde,
entfloh Zupan trotz Freispruch der Situation, indem er auf einem
Schiff anheuerte. Auf Wunsch seiner Mutter kehrte er zurück, um
ein Studium des Bauingenieurswesens aufzunehmen. 1933 erschien
sein erster Prosatext, er schrieb nun unablässig, konnte vieles
aber nur mit mehrjähriger Verzögerung veröffentlichen. Er
bereiste die Welt und schlug sich als Berufsboxer und
Gelegenheitsarbeiter durch. 1941 ging er in den Widerstand, wurde
1942 verhaftet und in italienische Lager gesteckt. 1943 schloss
er sich endgültig den Partisanen an, zuerst im Kampf und dann als
Sprecher und Autor für das Partisanenradio. Nach dem Krieg
stürzte er sich in ein Leben als Bohemien. Fast jede seiner
Publikationen wurde sowohl kontrovers diskutiert als auch mit
Preisen bedacht. 1948 wurde Zupan angeklagt: wegen Unmoral,
versuchten Mordes, staatsfeindlicher Aktivitäten. Er wurde zu
zehn Jahren Gefängnis verurteilt, die nach Berufung auf 18 Jahre
aufgestockt wurden. Nach sieben Jahren wurde er begnadigt. Fortan
lebte er ein stürmisches, legendenbehaftetes Privatleben und
durfte ab 1960 wieder Romane, Filmdrehbücher, Lyrik und Theater.


ERWIN KÖSTLER, geboren 1964, studierte Medizin
und Slowenistik in Wien. Schon während des Studiums begann er zu
übersetzen. 1999 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für
Übersetzung, 2020 den Fabian-Hafner-Preis. Aus dem Slowenischen
übersetzte er Klassiker und zeitgenössische Literatur, u. a. Ivan
Cankar, Srečko Kosovel, Slavko Grum und Mojca Kumerdej.


Sandra Falke studierte Germanistik und
Religionswissenschaften an der Universität Tartu in Estland und
neuere deutsche Literatur an der Philipps-Universität in Marburg
an der Lahn. Auf literarische Abenteuer begab Falke sich bereits
im sechsten Lebensjahr in ihrem ersten Lesetagebuch. Aus
kurzgefassten handschriftlichen Notizen im linierten Schulheft
sind parallel zum Bachelor-, Master- und Promotionsstudium
diverse Online-Formate erwachsen. Seit 2019 werden auf
sandrafalke.com wöchentlich Rezensionen und Essays zu Klassikern,
Sachbüchern und Neuerscheinungen der Weltliteratur
veröffentlicht. Derzeit lebt Falke in Brandenburg, schreibt
Kurzgeschichten und setzt sich für die kritische Reflexion
literarischer Inhalte auf diversen virtuellen Plattformen ein.

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