Rezensionen: “Jeder schreibt für sich allein” – Schriftsteller im Nationalsozialimus

Rezensionen: “Jeder schreibt für sich allein” – Schriftsteller im Nationalsozialimus

19 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Wer als Autor im Dritten Reich publizieren wollte, musste sich
offiziell registrieren lassen als Mitglied der
Reichsschrifttumskammer. Aber was bedeutete das? Wieviel
Anpassung wurde verlangt? Wie war das Verhältnis zum Staat und
wie das Selbstverständnis als Repräsentant des deutschen
Geisteslebens? Hielt man Kontakt zu emigrierten Kollegen? Und wie
stellte man sich zur Verfolgung und Deportation der Juden? Anatol
Regnier hat für dieses Buch Schriftstellernachlässe und
Verlagskorrespondenz gesichtet und lässt die Protagonisten
ausführlich selbst zu Wort kommen. Überzeugte Nazis sind
darunter, andere glaubten, das Richtige zu tun und taten das
Falsche. War man als Dagebliebener, wie man sich auch drehte und
wendete, Teil des Systems? Oder war es möglich, als
Schriftsteller im nationalsozialistischen Deutschland integer zu
bleiben? Die Befunde sind oft überraschend ambivalent und sehr
viel differenzierter, als die Schwarz-Weiß-Logik Nazi/Antinazi
vermuten lässt.


Dieses Buch handelt von Schriftstellern im
nationalsozialistischen Deutschland, ihrem Spagat zwischen
Anpassung und künstlerischer Integrität unter den Bedingungen der
Diktatur. Opportunisten und Konjunkturritter sind dabei, aber
auch Autoren, die nur ihrer Arbeit nachgehen wollten und
versuchten, moralisch sauber zu bleiben. Mit leichter Hand
verknüpft Anatol Regnier die Biografien von Hans Fallada und
Erich Kästner, Agnes Miegel und Ina Seidel, Gottfried Benn, Hanns
Johst und Will Vesper. Es sind Geschichten von überraschender
Widersprüchlichkeit, die das gesamte Spektrum menschlichen
Verhaltens im Dritten Reich abbilden.

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