Literaturkritik.de: Gabriele Radecke: „Theodor Fontanes ‚Von Zwanzig bis Dreißig‘“ - Fontane als Autobiograph
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Wer die Autobiographie einer großen Persönlichkeit liest,
interessiert sich vor allem für den Menschen oder die Epoche, in
der er gelebt hat. Der Leser will also Fakten historischer,
kultureller oder psychologischer Art erfahren. Aber dem Verfasser
der Autobiographie geht es nicht allein um Fakten, sondern auch
um die Kohärenz der Ereignisse und der Ideen, den organischen
Aufbau, die gute Lesbarkeit, kurz: um die literarische Gestalt
seines Berichtens, die Poetizität. Wir sagen da nichts Neues:
Besonders seit den Forschungen der amerikanischen
Kulturwissenschaftler Hayden White und Stephen Greenblatt weiß
man, dass jegliche Geschichtsschreibung ein subjektives
Unterfangen ist, das nicht ‚Wahrheit‘ vorträgt, sondern
poetisches Schaffen ist. Bei der Autobiographie kommt noch hinzu,
dass der Verfasser vielleicht absichtlich Tatsachen unterschlägt
und Unwahres erzählt, weil ihm Manches peinlich oder
rufschädigend erscheint. Die Grenze zwischen Unwahrhaftigkeit und
Kreativität ist freilich fließend. Resümee unserer vielleicht zu
knappen Darstellung: Eine Autobiographie ist ein poetisches Werk.
…
Eine Rezension von Martin Lowsky
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