Literaturkritik.de: Zum tiergestützten Blick auf Kultur und Geschichte – Zwei Sammelbände unterstreichen die Gewalt in der Mensch-Tier-Beziehung
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Beschreibung
vor 4 Jahren
Das von Roland Borgards herausgegebene Kulturwissenschaftliche
Handbuch zum Stichwort Tiere bietet einen
vorzüglichen Überblick über wichtige Themen, Fragen und
Disziplinen des „tiertheoretischen Blick[s] auf die Kultur“, der
im angelsächsischen Raum animal turn genannt
wird, human-animal studies, critical animal studies,
oder cultural animal studies. Borgards betont im Vorwort zu
Recht, dass dieser Forschungsansatz Tiere nicht lediglich als
einen Forschungsgegenstand neben anderen versteht, sondern dass
die Reflexion der kulturell informierten Auffassungen von und
Interaktionen mit Tieren den Rang einer Methode einnimmt: einer
„tiergestützten Methode“. Diese erlangt mit der Analyse der
Auffassung von Tieren als „nützlich“ bzw. „schädlich“,
„unterlegen“ bzw. „überlegen“ nicht nur eine Kritik konkreter
Praktiken, sondern zugleich auch eine Kritik begrifflicher
Unterscheidungen wie etwa zwischen Natur und Kultur oder Subjekt
und Objekt, die diesen Praktiken zugrunde liegen und damit eine
Basis jenes Handelns und Denkens bilden, denen die gegenwärtige
ökologische Krise aufruht. Eine große Stärke des Bandes liegt
darin, in durchgehend gut informierten Einführungen aus der Hand
von Spezialisten sowohl verschiedene Problemfelder (wie
Gesellschaft, Umwelt, Medien), philosophische Ansätze (wie Geist
und Ethik), Künste und Denkformen (wie Mythologie, Psychologie)
zu präsentieren, als auch die Geschichte von Institutionen und
Praktiken wie Jagd, Domestizierung, Tierversuch und Zoos. Solche
Institutionen und Praktiken erscheinen in der orientierenden
Literatur häufig lediglich als Beispiel; die gesonderte
Aufmerksamkeit, die dieser Band ihnen zollt, baut leichtfertige
Selbstverständlichkeiten ab, indem er etwa auf die komplexen
Traditionen und Kontexte hinweist, in denen die Unterscheidung
von Nutz- und Haustieren steht. …
Eine Rezension von Juliane Prade-Weiss
Den Text der Rezension finden Sie hier.
Es sprach Marlisa Thumm
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