Literaturkritik.de: Holtz verbrennt Geld – Ingo Schulze erzählt die DDR als Schelmenstück

Literaturkritik.de: Holtz verbrennt Geld – Ingo Schulze erzählt die DDR als Schelmenstück

10 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
Peter Holtz: Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst

Eine Rezension von  Jörg Schuster


Der Zerfall von Staaten lässt sich am besten im Koma erleben. Das
führte vor 15 Jahren bereits Wolfgang Becker mit seinem
Erfolgsfilm Good Bye, Lenin! vor. Bekanntlich wird dort der im
Frühsommer 1990 nach neun Monaten aus dem Koma erwachenden
Christiane Kern mittels Ostprodukten und -fernsehsendungen
vorgegaukelt, die alte heile DDR-Welt existiere noch. Da sich die
Realität aber auf Dauer nicht leugnen lässt, wird schließlich der
Mauerfall nachgeholt und dahingehend umgedeutet, dass es zu einer
Massenflucht aus dem Westen in den Osten gekommen sei.


Auch der DDR-Bürger Peter Holtz, Protagonist in Ingo Schulzes
gleichnamigem Roman, sinniert am Tag der Grenzöffnung über
Maßnahmen, „falls Verfolgte, Arme und Obdachlose zu uns kommen
wollen“. Und auch er fällt im Dezember 1989 nach einem Autounfall
für Monate ins Koma – mit enormen weltgeschichtlichen Folgen.
Denn Holtz, Mitglied der Ost-CDU und enger Vertrauter des
späteren ersten freigewählten DDR-Ministerpräsidenten, wäre, so
vermutet ein Freund, mit seinem „christlichen kommunistischen
Furor“ den Westpolitikern so auf die Nerven gegangen, dass sie
sich das Projekt Deutsche Einheit noch einmal gut überlegt
hätten.


Es las Uwe Kullnick.


Den Text der Rezension finden Sie hier.

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