Alexandra Janssen: «Die Inflation wird vom Ausland importiert», Feusi Fédéral, Ep. 64

Alexandra Janssen: «Die Inflation wird vom Ausland importiert», Feusi Fédéral, Ep. 64

Die Ökonomin und Vermögensverwalterin über die neue Teuerung und woher sie kommt, die Schweizerische Nationalbank, die Altersvorsorge und die Reform der Verrechnungssteuer.
32 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
«Inflation ist immer eine Folge der Geldpolitik», sagt Alexandra
Janssen. «Es ist die lockere Geldpolitik, welche die Teuerung
verursacht.» Die Auswirkungen auf die Menschen seien «brutal». «Es
ist wie eine Steuer, aber eine ohne demokratische Legitimation.»
Für Leute mit geringem Einkommen sei Inflation extrem hart, viele
Politiker unterschätzten, wie hart eine hohe Inflation sei. 
Während die amerikanische Notenbank die Inflation aktiv bekämpfe,
sei die Situation im Euroraum anders. «Die EZB tut sich schwer
damit, die Zinsen zu erhöhen, weil sie Angst hat um die
Finanzstabilität», beobachtet Janssen. Eigentlich behalte die EZB
jene Politik bei, die zum Problem geführt habe. Die Schweizerische
Nationalbank gehe mit ihren Zinserhöhungen in die richtige
Richtung. «Aber die SNB hat noch eine riesige Bilanz von rund 1000
Milliarden, die auch wieder gesenkt werden muss.»  Vorteil
unabhängiger Franken Die Inflation in der Schweiz sei vorwiegend
vom Ausland importiert. Diese könne einfach durch Aufwertung des
Frankens bekämpft werden. «Das ist der Vorteil einer unabhängigen
Währung.» Die Normalisierung mit positiven Zinsen sei hauptsächlich
gut für die Realwirtschaft. Die künstlich tiefe Zinsen hätten vor
allem zu Vermögensverzerrungen geführt, weil nicht alle gleich
davon profitiert hätten. Es ist bekannt: Die Probleme der AHV
kommen aus dem demographischen Wandel der Gesellschaft. Doch
Alexandra Janssen gibt zu bedenken, dass alle Probleme der
Altersvorsorge lösbar wären, wenn die Schweiz ein höheres
Wirtschaftswachstum hätte. Was den Abstimmungskampf angeht, hält
Janssen fest, dass die Frauen in der AHV nicht benachteiligt seien.
«Die Gegner verwursteln die erste und die zweite Säule», sagt
Janssen. Das sei aber sachlich falsch.  Der AHV fehlen 1000
Milliarden Ohne die Reform würde die AHV bis ins Jahr 2045
insgesamt 200 Milliarden Franken an  Defizite anhäufen. Die
gesamten Rentenversprechen seien 1000 Milliarden. Das ist etwa das,
was eine Generation einzahlt, wir haben also eine ganze Generation,
die eigentlich nichts mehr bekommt.» Die jetzige Reform sei ein
«zentraler Schritt», aber man müsse die Probleme der AHV
langfristig lösen. Die Streichung der Verrechnungssteuern bei neuen
Obligationen befürwortet Janssen. «Heute werden inländische
Herausgeber von Obligationen benachteiligt, das darf nicht sein.»
Es würde sofort viel weniger bürokratischer Aufwand anfallen. Und
was bringt die Reform an Geschäft in die Schweiz zurück? Es sei
sicher so, dass Schweizer Herausgeber von Obligationen lieber ins
Ausland gehen und ausländische Herausgeber nicht in die Schweiz
kommen würden, sagt Janssen. Aber wie viel von diesem Geschäft in
die Schweiz verlagert würde, das sei schwierig zu sagen. «Es gibt
keine Garantie, dass sich die Reform lohnen würde, aber wir
bekommen ein einfacheres, unbürokratischeres System.»

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