Reiner Eichenberger: «Die Sanktionen helfen Putin», Feusi Fédéral, Ep. 63
Der Ökonom über Lehrermangel, die Zuwanderung, die Sanktionen gegen
Russland und warum sie nicht wirken, wie wir wollen – und was der
Westen gegen die Autokraten in dieser Welt tun sollte.
46 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
«Lehrermangel ist ein Ergebnis der steigenden Kinderzahlen», sagt
Reiner Eichenberger, Volkswirtschaftsprofessor an der Uni Fribourg.
Diese sei der Haupttreiber des Problems und der Grund dafür sei die
Zuwanderung durch die Personenfreizügigkeit. Diese habe zur
Zuwanderung von jungen Paaren und Kindern geführt. Was die Lehrer
angeht, so hat der Lehrplan 21 die Stundenzahl erhöht. «Schweizer
Kinder gehen viel zu viel in die Schule», findet Eichenberger. Das
sei der Fehler der zuständigen Regierungen. Wenn man den Ausbau der
Stunden plane, müsste man auch mehr Lehrer ausbilden. Lehrer sein
ist schwer Doch der Lehrerberuf habe ein Problem: Beim Einstieg sei
er vergleichsweise sehr gut bezahlt. «Damit zieht man aber Leute
an, die gar nicht vorhaben, lange als Lehrer zu arbeiten. Und was
jenen fehlt, die bleiben, ist die Möglichkeit, den Lohn zu steigern
und sich weiterzuentwickeln.» Das hat Folgen für das
Bildungssystem: «Wenn man ein schlechter Lehrer ist, dann muss man
einen Burn-out machen, sonst hält man es nicht aus. Und wenn man
ein guter Lehrer ist, dann ist es auch eine Option, nach einigen
Jahren den Beruf zu verlassen und anderswo mehr zu verdienen.»
Allgemeine Lohnerhöhungen seien deshalb der falsche Weg. Das
Problem der Teilzeit habe mit der Steuerprogression zu tun: Es
lohne sich schlicht nicht, Vollzeit als Lehrer zu arbeiten. Die
Zuwanderung führe dazu, dass sich die Schweizer auf Gebiete
spezialisieren, in denen sie nicht durch Ausländer konkurrenziert
würden: Anwälte, Polizisten oder Kindergärtnerinnen. Darum fehlten
Ingenieure und andere Fachleute. Natürlich bringe die Zuwanderung
keine Arbeitslosigkeit. Die Probleme seien alle anderen Effekte,
zum Beispiel bei der Infrastruktur, der Bildung oder bei der
Energie. Das sei die Schweiz an der Kapazitätsgrenze. Sanktionen
schaden der Wirtschaft, aber nicht dem Diktator Eichenberger
vertritt die These, dass Sanktionen zwar der Wirtschaft schaden,
aber ein Regime eher stabilisieren (Link). «Natürlich schwächen
Sanktionen die wirtschaftliche Basis eines Landes, aber der
Diktator und das Land sind zwei völlig unterschiedliche Sachen»,
sagt der Ökonom. Das Regime könne einfach seinen Anteil und den
Anteil des Militärs an der sinkenden Wirtschaftsleistung seines
Landes erhöhen und dann habe er kein Problem mehr.
https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-zehn-gruende-warum-sanktionen-autokratische-regime-oft-stabilisieren/28436204.html
Die Folge: «Russland geht den Bach hinunter, Putin wird durch die
Sanktionen gestärkt. Die Leute werden völlig abhängig vom Regime.»
Das kenne man auch aus Kuba, Iran, Nordkorea, Serbien oder dem
Irak. Was bedeutet das für unsere Beziehung zu China? Was soll der
Westen gegen Autokraten tun, wenn Sanktionen nicht nützen? Man
müsse sich zurückbesinnen, wieso wir von der Freiheit und vom
liberalen Staat überzeugt seien. Einerseits habe Freiheit einen
Eigenwert, sie führe aber auch zu grösserem Wohlstand. «Wir müssen
diese Kraft unserer Gesellschaft ausnützen, denn auch Chinesen
wollen diesen Wohlstand und Demokratie.» Das beweise insbesondere
Taiwan mit seinen direktdemokratischen Instrumenten. «Eingrenzen,
aber nicht stürzen« Die Kraft der Wirtschaft bedeute schliesslich
auch militärische Stärke. «Der Sieg im Kalten Krieg war auch ein
Sieg der wirtschaftlichen Überlegenheit», sagt Eichenberger. Das
gelte es, zu nutzen. «Wir müssen diesen Ländern zeigen, dass unser
System überlegen ist, aber wir dürfen die Regierungen nicht an die
Wand spielen. Wir müssen sie eingrenzen, aber ihnen die Angst
nehmen, dass wir sie stürzen.»
Reiner Eichenberger, Volkswirtschaftsprofessor an der Uni Fribourg.
Diese sei der Haupttreiber des Problems und der Grund dafür sei die
Zuwanderung durch die Personenfreizügigkeit. Diese habe zur
Zuwanderung von jungen Paaren und Kindern geführt. Was die Lehrer
angeht, so hat der Lehrplan 21 die Stundenzahl erhöht. «Schweizer
Kinder gehen viel zu viel in die Schule», findet Eichenberger. Das
sei der Fehler der zuständigen Regierungen. Wenn man den Ausbau der
Stunden plane, müsste man auch mehr Lehrer ausbilden. Lehrer sein
ist schwer Doch der Lehrerberuf habe ein Problem: Beim Einstieg sei
er vergleichsweise sehr gut bezahlt. «Damit zieht man aber Leute
an, die gar nicht vorhaben, lange als Lehrer zu arbeiten. Und was
jenen fehlt, die bleiben, ist die Möglichkeit, den Lohn zu steigern
und sich weiterzuentwickeln.» Das hat Folgen für das
Bildungssystem: «Wenn man ein schlechter Lehrer ist, dann muss man
einen Burn-out machen, sonst hält man es nicht aus. Und wenn man
ein guter Lehrer ist, dann ist es auch eine Option, nach einigen
Jahren den Beruf zu verlassen und anderswo mehr zu verdienen.»
Allgemeine Lohnerhöhungen seien deshalb der falsche Weg. Das
Problem der Teilzeit habe mit der Steuerprogression zu tun: Es
lohne sich schlicht nicht, Vollzeit als Lehrer zu arbeiten. Die
Zuwanderung führe dazu, dass sich die Schweizer auf Gebiete
spezialisieren, in denen sie nicht durch Ausländer konkurrenziert
würden: Anwälte, Polizisten oder Kindergärtnerinnen. Darum fehlten
Ingenieure und andere Fachleute. Natürlich bringe die Zuwanderung
keine Arbeitslosigkeit. Die Probleme seien alle anderen Effekte,
zum Beispiel bei der Infrastruktur, der Bildung oder bei der
Energie. Das sei die Schweiz an der Kapazitätsgrenze. Sanktionen
schaden der Wirtschaft, aber nicht dem Diktator Eichenberger
vertritt die These, dass Sanktionen zwar der Wirtschaft schaden,
aber ein Regime eher stabilisieren (Link). «Natürlich schwächen
Sanktionen die wirtschaftliche Basis eines Landes, aber der
Diktator und das Land sind zwei völlig unterschiedliche Sachen»,
sagt der Ökonom. Das Regime könne einfach seinen Anteil und den
Anteil des Militärs an der sinkenden Wirtschaftsleistung seines
Landes erhöhen und dann habe er kein Problem mehr.
https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-zehn-gruende-warum-sanktionen-autokratische-regime-oft-stabilisieren/28436204.html
Die Folge: «Russland geht den Bach hinunter, Putin wird durch die
Sanktionen gestärkt. Die Leute werden völlig abhängig vom Regime.»
Das kenne man auch aus Kuba, Iran, Nordkorea, Serbien oder dem
Irak. Was bedeutet das für unsere Beziehung zu China? Was soll der
Westen gegen Autokraten tun, wenn Sanktionen nicht nützen? Man
müsse sich zurückbesinnen, wieso wir von der Freiheit und vom
liberalen Staat überzeugt seien. Einerseits habe Freiheit einen
Eigenwert, sie führe aber auch zu grösserem Wohlstand. «Wir müssen
diese Kraft unserer Gesellschaft ausnützen, denn auch Chinesen
wollen diesen Wohlstand und Demokratie.» Das beweise insbesondere
Taiwan mit seinen direktdemokratischen Instrumenten. «Eingrenzen,
aber nicht stürzen« Die Kraft der Wirtschaft bedeute schliesslich
auch militärische Stärke. «Der Sieg im Kalten Krieg war auch ein
Sieg der wirtschaftlichen Überlegenheit», sagt Eichenberger. Das
gelte es, zu nutzen. «Wir müssen diesen Ländern zeigen, dass unser
System überlegen ist, aber wir dürfen die Regierungen nicht an die
Wand spielen. Wir müssen sie eingrenzen, aber ihnen die Angst
nehmen, dass wir sie stürzen.»
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