Vorhersage der Verweildauer und der Wiederaufnahme stationär psychiatrischer Patienten

Vorhersage der Verweildauer und der Wiederaufnahme stationär psychiatrischer Patienten

Beschreibung

vor 18 Jahren
In der allgemeinen gesundheitspolitischen Diskussion allgemeiner
Kostenreduktion steht unter ökonomischer Perspektive die Dauer der
stationären Behandlung im Mittelpunkt des Interesses und nimmt bei
den in der somatischen Medizin seit 2004 in Deutschland
eingeführten Fallpauschalensystem der DRGs eine zentrale Rolle in
der Festlegung der Behandlungskorridore ein. Wenn auch zur Zeit die
psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen vom
Fallpauschalensystem ausgenommen sind so wird doch mit ihrer
Einführung in den nächsten Jahren gerechnet. Die vorgelegte
retrospektive Studie untersucht 9 Jahrgänge stationär behandelter
Patienten des BKH Haar. Insgesamt wurden 27528 stationär
psychiatrische Krankenhausbehandlungen auf die Zusammenhänge
zwischen Behandlungsdauer und Wiederaufnahmerate mit
soziodemographischen und krankheitsbezogenen Variablen der
Patienten analysiert. Die vorliegende Studie findet eine deutliche
Abhängigkeit der Therapiedauer und Wiederaufnahmewahrscheinlichkeit
von individuellen patientenbezogenen Merkmalen wie der Schwere des
psychopathologischen Befundes, der eingesetzten Medikation, deren
Komplikationen un der Einbindung der Patienten in extramurale
Versorgungsstrukturen sowie der allgemeinen Funktionsfähigkeit im
alltäglichen Leben, nicht so sehr der Diagnose. Zudem nimmt der
Schweregrad der Erkrankung als Prädiktor eine wichtige Rolle ein.
Die Ergebnisse der Analyse zur Prädiktion der Wiederaufnahme
zeigen, dass ähnlich wie zur Vorhersage der Behandlungsdauer
Merkmale der Medikation und der Weiterbetreuung die
Wahrscheinlichkeit einer Wiederaufnahme erhöhen bzw. reduzieren.
Ein für das BKH Haar interessanter Befund dabei ist, dass die
Weiterleitung und Einbindung eines Patienten in die hauseigene
Ambulanz die Wahrscheinlichkeit für eine stationäre Wiederaufnahme
erhöht, was dem Modell einer Verhinderung bzw. Verminderung
stationärer Aufenthalte durch ambulante Betreuung widerspricht. Ein
höheres Risiko für eine Wiederaufnahme haben außerdem Patienten mit
alkoholbedingten und komorbiden Störungen, früheren
Suizidversuchen, Complianceproblemen, Entlassung gegen den
ärztlichen Rat und fehlender komplementärer Weiterversorgung. Ein
Zusammenhang zwischen kürzerer Behandlung und steigender
Wiederaufnahmerate ist erkennbar. Das Risiko einer häufigen
Inanspruchnahme stationärer Behandlung wird durch die Anzahl
vorausgegangener Aufenthalte prädiziert, genauso wie durch das Maß
der psychosozialen Anpassung und das Vorhandensein von anderen
Versorgungsstrukturen. Bestätigt werden konnte auch, dass ein
kleiner Teil der Patienten für einen Großteil der Nutzung der
stationären Psychiatrie verantwortlich ist, in der vorliegenden
Studie verbrauchen 13% der Patienten mit 3 oder mehr Aufnahmen 38%
der Ressourcen.

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