Zytokinprofil bei Patienten mit nekrotisierender Fasziitis

Zytokinprofil bei Patienten mit nekrotisierender Fasziitis

Beschreibung

vor 18 Jahren
Die nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene, ungewöhnlich
schwere Entzündung der Faszien und des Subkutangewebes. Ursache ist
eine meist polymikrobielle Infektion. Schwierig ist eine
frühzeitige Abgrenzung von der Zellulitis, einer subkutan
begrenzten Phlegmone. Die Therapie der nekrotisierenden Fasziitis
besteht in der frühen Einleitung aggressiver chirurgischer
Maßnahmen zur Sanierung des betroffenen Gewebes mit wiederholten
Debridements und intravenöser Gabe von Breitspektrum-Antibiotika.
Wird die nekrotisierende Fasziitis nicht frühzeitig therapiert, so
zeichnet sie sich durch eine hohe Mortalitätsrate von 30 bis 50 %
aus. Mit Hilfe dieser Arbeit sollte die Frage beantwortet werden,
ob die Messung von Serumzytokinen zu einer frühzeitigen
Diagnosefindung und Abschätzung der Prognose bei nekrotisierender
Fasziitis beitragen kann. Grundlage der vorliegenden Arbeit ist
eine prospektive klinische Studie, in der über maximal 36 Stunden
nach Aufnahme das Zytokinprofil mit Hilfe der
Elektrochemilumineszenzmethode von Patienten mit Verdacht auf
nekrotisierende Fasziitis bestimmt wurde. Bei fünfzehn von zwanzig
Patienten wurde die Diagnose nekrotisierende Fasziitis bestätigt,
fünf Patienten hatten eine Zellulitis und weitere fünf Patienten
mit Myokardinfarkt wurden als Vergleichspatienten eingeschlossen.
Bei den fünf Patienten mit tödlichem Ausgang der nekrotisierende
Fasziitis waren im Vergleich zu den Überlebenden bei Aufnahme die
Serumspiegel für Interleukin-1β, Interleukin-1-Rezeptorantagonist,
Interleukin-18 und Interferon-γ, sowie die Anzahl der
Blutleukozyten signifikant erhöht. Interleukin-1-Rezeptorantagonist
und Leukozytenzahl waren ebenso höher als bei den Patienten mit
Zellulitis. Für Interleukin-6 und Interleukin-8 wurden keine
signifikanten Unterschiede zwischen den Patientengruppen gesehen.
Bei allen Patienten mit nekrotisierender Fasziitis korrelierten die
Serumspiegel für die Zytokine der Interleukin-1-Familie –
Interleukin-1β, Interleukin-1 Rezeptor-Antagonist und
Interleukin-18 –positiv mit der Anzahl der Leukozyten bei Aufnahme.
Darüber hinaus war bei Aufnahme die Infektion mit Staph. aureus in
Patienten mit nekrotisierender Fasziitis mit erhöhten Werten für
Interleukin-1β und Interleukin-18 assoziiert. Zusammenfassend ist
festzustellen, dass erhöhte Serumspiegel von Interleukin-1β,
Interleukin-18, Interferon-γ und insbesondere
Interleukin-1-Rezeptor-Antagonist mit tödlichem Ausgang der
nekrotisierenden Fasziitis assoziiert sind. Die vorliegende Arbeit
gibt Hinweise darauf, dass die Messung dieser Zytokine zu einer
frühzeitigen Diagnosefindung und Abschätzung der Prognose bei
nekrotisierender Fasziitis beitragen könnte und daraus resultierend
durch frühzeitige Einleitung einer aggressiven Therapie zu einer
Verbesserung der Überlebensrate führt. Da der
Interleukin-1-Rezeptor-Antagonist sowohl eine Differenzierung
zwischen den Überlebenden und den Verstorbenen mit nekrotisierender
Fasziitis, wie auch eine Unterscheidung zwischen Zellulitis und
nekrotisierender Fasziitis zulässt, sollte vor allem auf die
Messung dieses Zytokins ein Hauptaugenmerk gelegt werden. Solange
noch keine schnelle, zuverlässige Methode zur Messung von
Interleukin-1 Rezeptor-Antagonist verfügbar ist, sollte eine
ausgeprägte Leukozytose ohne Fieber bei entsprechender klinischer
Symptomatik den Verdacht auf nekrotisierende Fasziitis lenken. In
diesem Fall ist ein rasches operatives Vorgehen gerechtfertigt, um
die Prognose des Patienten zu verbessern.

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