Aberrante Aktivierung der Rezeptortyrosinkinase FLT3 in der akuten myeloischen Leukämie

Aberrante Aktivierung der Rezeptortyrosinkinase FLT3 in der akuten myeloischen Leukämie

Beschreibung

vor 17 Jahren
In der akuten myeloischen Leukämie (AML) sind zwei Cluster
aktivierender Mutationen im ´FMS-like tyrosine kinase-3´ (FLT3)-Gen
bekannt: FLT3-´internal tandem duplications´ (FLT3-ITD) in der
juxtamembranösen (JM)-Domäne in 20 - 25 % der Patienten und
FLT3-Punktmutationen in der Tyrosinkinasedomäne (FLT3-TKD) in 7 –
10 % der Patienten. In dieser Studie haben wir eine neue Klasse
aktivierender Punktmutationen (PM) charakterisiert, die in einem
16-Aminosäuren-Abschnitt der JM-Domäne von FLT3 (FLT3-JM-PM)
lokalisiert sind. Die Expression von vier FLT3-JM-PM in
IL-3-abhängigen Ba/F3-Zellen führte zu wachstumsfaktor-unabhängigem
Wachstum, Hyperproliferation in Gegenwart von FL und Resistenz
gegenüber apoptotischem Zelltod. FLT3-JM-PM-Rezeptoren waren
autophosphoryliert und zeigten verglichen mit FLT3-WT-Rezeptoren
eine höhere konstitutive Dimerisierungsrate. Als einen molekularen
Mechanismus konnten wir die Aktivierung von STAT5 und eine erhöhte
Expression von Bcl-x(L) in allen FLT3-JM-PM-exprimierenden Zellen
im Vergleich zu FLT3-WT-Zellen zeigen. Der FLT3-Inhibitor PKC412
inhibierte das wachstumsfaktor-unabhängige Wachstum der
FLT3-JM-PM-Zellen. Verglichen mit FLT3-ITD- und FLT3-TKD-Zellen,
zeigten die FLT3-JM-PM-Zellen ein schwächeres
Transformationspotential, verbunden mit geringerer
Autophosphorylierung des Rezeptors und dessen nachgeordneten
Ziel-Protein STAT5. Die Kartierung der FLT3-JM-PM auf die
Kristallstruktur des FLT3-Proteins zeigte, dass diese
Punktmutationen wahrscheinlich die Stabilität der
autoinhibitorischen JM-Domäne reduzieren. Dies liefert eine
strukturelle Erklärung für das transformierende Potential dieser
neuen Klasse aktivierender Mutationen von FLT3. Die defekte
Negativ-Regulation aktivierter Rezeptortyrosinkinasen (RTKs) ist
ein bekannter Mechanismus der Onkogenese. Die RTK FLT3 wird in
frühen myeloischen und lymphoiden Progenitorzellen exprimiert und
ist an der Pathogenese der AML beteiligt. Das ´Casitas B-lineage
lymphoma´ (CBL)-Protein ist in der Evolution stark konserviert und
übernimmt wichtige Funktionen in der Negativ-Regulation der
Signalübertragung verschiedener Zelloberflächenrezeptoren. Zwei
CBL-Deletionsmutanten, die in vitro Fibroblasten transformieren,
wurden aus murinen Retroviren isoliert, die
Vorläufer-B-Zelllymphome induzieren. In dieser Arbeit konnte
gezeigt werden, dass CBL nach FL-Stimulierung von
FLT3-WT-exprimierenden Ba/F3-Zellen phosphoryliert wird und damit
in die FLT3-nachgeordnete Signaltransduktion involviert ist. Die
Koexpression der CBL-Deletionsmutanten CBL-70Z oder v-CBL mit FLT3
führt zur Transformation von Ba/F3-Zellen. Das transformierende
Potential wird durch den FLT3-Rezeptor vermittelt, da die
selektiven FLT3-PTK-Inhibitoren SU5614 und PKC412 die Proliferation
der FLT3-WT/CBL-mutanten-Zellen vollständig aufheben. Die
Aktivierung des PI3K/mTOR/AKT-Signalweges, jedoch nicht der
SRC-Kinasen und MAPK, trägt wesentlich zum hyperproliferierenden
Phänotyp der FLT3-WT/CBL-mutanten Zellen nach Ligandenstimulierung
bei. Die Koexpression von CBL-70Z oder v-CBL mit FLT3 führt zur
konstitutiven Aktivierung der FLT3-Rezeptoren sowie STAT5 und AKT.
Nach FL-Stimulierung konnten wir eine Hyperaktivierung von STAT5
und AKT in FLT3-WT/CBL-70Z und FLT3-WT/v-CBL-Zellen beobachten. An
der Interaktion von CBL und FLT3 sind die TKB-Domäne des
CBL-Proteins und die JM-Tyrosine Y589 und Y599 des FLT3-Rezeptors
beteiligt. Die Internalisierung der FLT3-Rezeptoren wird durch die
Koexpression von CBL-70Z nicht verändert. Allerdings ist CBL an der
Ubiquitinierung und Degradierung von Rezeptoren beteiligt und wir
konnten zeigen, dass CBL-WT die Dephosphorylierung und Degradierung
des FLT3-Rezeptors fördert. Es wurde vorgeschlagen, dass die
CBL-Deletionsmutanten in dominant-negativer Weise agieren und die
negativ-regulatorische Funktion von CBL-WT blockieren. Wir haben
eine CBL-Deletionsmutante in den AML Zelllinie MOLM-13 und MOLM-14
identifiziert. Dieser CBL-Mutante fehlt Exon 8, das für Teile der
Linker- und RING-Finger-Domäne kodiert, und erinnert an CBL-70Z.
Die Entdeckung einer möglicherweise transformierenden CBL-Mutante
in AML-Zellen unterstützt die Hypothese, dass CBL zum malignen
Phänotyp der AML beiträgt. Zusammenfassend haben wir gezeigt, dass
die strukturelle oder funktionelle Inaktivierung
negativ-regulatorischer Mechanismen das transformierende Potential
von FLT3 aktivieren kann: 1. Der Verlust der Autoinhibition durch
Punktmutationen, die die geordnete Konformation der
autoinhibitorischen JM-Domäne stören. 2. Die funktionelle
Inaktivierung eines negativ-regulatorischen Proteins durch
´loss-of-function´-Mutationen. Diese Daten unterstreichen die
zentrale Rolle von FLT3 in der Leukämogenese und als ein
Zielprotein für therapeutische Ansätze.

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