„Personalabbau führt nicht mehr zu höheren Aktienkursen“
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vor 1 Jahr
Das für Arbeitskämpfe nicht gerade berühmte Amerika spricht vom
„Striketober“: Am 15. September liefen die jeweils für vier Jahre
geltenden Rahmenverträge in der Auto-Industrie aus, dort wo die
Gewerkschaft in den USA mit Abstand am stärksten ist. Das
Gesundheitspersonal streikte und in Hollywood legten die
Drehbuchautoren die Stifte nieder. In der Logistikbranche wurde
bei UPS noch in letzter Minute verhindert, dass die Räder der
Packerl-Transporterstillstanden.
Ebenso sind in Europa die Fronten zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer verhärtet. Die Beschäftigten in Österreich fordern
etwa um 11,6 Prozent mehr Lohn. Bei Podcast-Schluss wurde die
fünfte Verhandlungsrunde ohne Ergebnis abgebrochen, jetzt wird im
traditionell streikarmen Österreich womöglichgestreikt.
Die Frage aus Sicht des Anlegers ist, ob Unternehmen, dessen
Mitarbeiter gewerkschaftlich gut organisiert sind dafür
schlechter performen. Die klare Antwort von Adam Fleck,
Chefanalyst für Ratings und ESG bei der Fondvergleichsplattform
Morningstar lautet: Jain. Zum einen sei die Skepsis von
Investoren gegenüber Unternehmen,denen starke Gewerkschaften
gegenüberstehen, berechtigt, da sie meist auch einer stärkeren
Konkurrenz ausgesetzt und weniger profitabel seien. Andererseits
ist ihr Umsatz pro Beschäftigen höher und die Entwicklung des
Unternehmens und dessen Börsenkurs sei stabiler, sie gelten als
risikoärmere, stabile Investments für die Langfristanlage.
Das treffe für Ford, General Motors und Stellantis in den USA
ebenso zu wie für die von der IG-Metall vertretenen deutschen
Automobilriesen Mercedes oder Volkswagen.
Aber sind Unternehmen, deren Unternehmen sehr gut organisiert
sind auch wettbewerbsfähig? Durchaus, nennt Adam Fleck als
Beispiel die US-Flugbranche. Hier ist bei Delta Airlines die
Arbeitnehmervertretung deutlich stärker als bei den Mitbewerbern
United oder American Airlines. Tatsächlich fliegt Delta geringere
Gewinne ein. Anderseits sei das Personal des Billigflieger South
West auch sehr stark gewerkschaftlich organisiert. Dennoch war
der Low Cost-Carrier, der in einer Nische abhebt, von allen fünf
Airlines in den letzten vier Jahren am profitabelsten.
Ein anderes Beispiel sei UPS im Vergleicht zu FedEx, wo die
Gewerkschaft deutlich weniger zu sagen hat. Mit einem besseren
Vertriebsnetz könne UPS trotz Gewerkschaftseinfluss kompetitiv
sein. Somit können auch Unternehmen mit starker
gewerkschaftlicher Organisation sehr wohl ein interessantes und
solides Investment sein.
Auch bei den jüngeren Branchen und Unternehmen, die lange Jahre
gewerkschaftsfrei waren wie Amazon, Alphabet oder Starbucks gib
es jetzt die ersten Ansätze von Mitarbeitervertretungen. Am
weitesten mit Verträgen ist hier Starbucks. Die Arbeitnehmer
seien sich sehr wohl ihrer neuen, verbesserten Handlungsposition
bewusst, meint Klaus-Dieter Koch und nennt in dieser Podcastfolge
der GELDMEISTERIN hierfür einleuchtende Gründe.
Weil Humankapital heute das wichtigste Asset von Unternehmen sei,
beflügele ein Personalabbau auch nicht mehr zwingend den
Aktienkurs.
Viel Hörvergnügen bei diese Podcastfolge der GELDMEISTERIN, die
das Börsengeschehen einmal weitergefasster beleuchtet wünscht
Julia Kistner.
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