Bei den armen Fräuleins von Lichterfelde

Bei den armen Fräuleins von Lichterfelde

25. März 1923
10 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 1 Jahr
Die immer schneller galoppierende Inflation des Jahres 1923, man
kann es sich denken, fraß unersättlich nicht nur alle kleinen und
mittleren Privatvermögen auf, sondern zehrte unbarmherzig auch das
Kapital gemeinnütziger Stiftungen auf. Das sogenannte Rother-Stift
– benannt nach einem gleichnamigen Minister unter König Friedrich
Wilhelm III. – beherbergte seit 1840 unverheiratete Töchter
preußischer Offiziere und Beamter und ermöglichte seinen
Bewohnerinnen mittels einer kleinen Leibrente, auch ohne den damals
üblichen ‘Ernährer‘, ein halbwegs sorgenfreies Leben. Damit war es
nun vorbei, denn der kärgliche Zins, den das Stiftungskapital
abwarf, reichte mittlerweile kaum mehr für eine Tasse Kaffee. Und
zunehmend auch nicht mehr dafür, erfahren wir im Berliner
Lokal-Anzeiger vom 25. März 1923, die Anlage im noblen Ortsteil
Lichterfelde notdürftig in Schuss zu halten. Ein Bild von
unerwarteter Armut hinter bürgerlicher Fassade macht sich für uns
Paula Leu.

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