Verlegung von Intensivpatienten: Das läuft ab, wenn das Kleeblatt-Konzept greift
Tobias Wolf hat die Verlegung von Corona-Patienten von Dresden nach
Köln beobachtet. Im Podcast CoronaCast schildert der Reporter seine
Erlebnisse am Rande eines Rettungsflugs.
29 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 2 Jahren
"Szenen wie im Kriegsgebiet" schreibt SZ-Reporter Tobias Wolf
vergangene Woche Mittwoch über einen Artikel bei Sächsische.de.
Wolf hatte zuvor die Verlegung von sechs Corona-Intensivpatienten
aus Sachsen nach Nordrhein-Westfalen beobachtet. Im Podcast
"CoronaCast" schildert der Journalist seine Erlebnisse und
berichtet von den enormen Aufwänden, die hinter einer solchen
Mission stecken. Als am 1. Dezember auf dem Dresdner Flughafen eine
Bundeswehr-Maschine vom Typ A310 MedEvac landet, um die schwer
erkrankten Covid-19-Patienten auszufliegen, seien schon mindestens
zwei Tage lang Ärzte und medizinisches Personal mit der Planung
beschäftigt gewesen. "Die große Herausforderung war es, die sechs
Patienten zur gleichen Zeit an den Airport zu bringen. Da durfte
nichts schiefgehen beim Gelingen dieses logistischen
Meisterstücks", erzählt Wolf. Die Patienten lagen auf
Intensivstationen in Krankenhäusern von Dresden, Meißen und Pirna.
Über das Kleeblatt-System war die Verteilung der Menschen
angemeldet worden. Schließlich meldeten Häuser in Bonn, Bochum,
Marl und Köln, wo das Flugzeug auch hin folg, freie Kapazitäten.
Das sogenannte Kleeblatt-Konzept wurde unter dem Eindruck der
ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 entwickelt. Es soll
sicherstellen, dass es in einzelnen Bundesländern keine Engpässe
bei der intensivmedizinischen Behandlung entstehen. Dafür sollen
Patienten innerhalb eines Zusammenschlusses mehrerer Bundesländer
oder teils auch nur eines Bundeslandes verlegt werden können. Das
bundesweite Kleeblatt wurde aktiviert, da die Intensivstationen
auch in Sachsens Nachbarländern überlastet sind. Die sechs
Corona-Patienten, die in dem Luftwaffenflugzeug transportiert
wurden, zählen zu den 31 bisher aus Sachsen ausgeflogenen
Patienten. Mit Stand vom 9. Dezember liegen in Sachsen 567
Patienten auf Intensivplätzen. Wie wird dabei entschieden, für wen
ein Transport infrage kommt? "Da spielen verschiedene Faktoren eine
Rolle. Das Alter, der allgemeine Zustand und der Grad der
Robustheit eines Patienten", erklärt Wolf. Man müsse immer
bedenken, dass es jenen, die transportiert würden, sehr schlecht
gehe. "Die Menschen sind beatmungspflichtig. Da darf in der
Verlegungskette, zu der auch Transporte auf der Straße gehören,
nichts dazwischenkommen." Peter Spieth, Leiter der
Corona-Intensivstation an der Uniklinik Dresden, ergänzt: "Wir
transportieren ja nicht nur den Patienten, sondern auch den ganzen
Intensiv-Behandlungsplan. Also alle zugehörigen Überwachungsgeräte
und die Medikamente, die kontinuierlich laufen müssen." Außerdem
sagt der Mediziner, dass jeder Transport zustimmungspflichtig sei.
"Diese Aufgabe müssen in der Regel die Angehörigen übernehmen." Für
Ärzte und Angehörige sei das gleichermaßen schwierig. "Es ist ein
großes Zugeständnis der Angehörigen. Weil der Patient selber hat ja
meistens keinen direkten Vorteil davon. Aber es ist eben ein großer
Nutzen für die Allgemeinheit, da durch die Verlegung dringend
benötigte Intensivbetten in der Region frei werden" Wieso sich
Sachsen in seiner momentanen Lage befinde, führt Wolf zum Teil auf
die hohe Impfskepsis zurück. "Der Großteil der sechs verlegten
Patienten war unseren Informationen nach nicht geimpft." Noch mehr
sieht der Reporter, der seit vielen Jahren in Sachsen ein
gesellschaftliches Auseinanderdriften wahrnimmt, aber ein anderes
Problem als ursächlich an. "Es gelingt uns einfach nicht mehr
ausreichend, eine gemeinsame Wahrheit zu entwickeln." Das
Misstrauen in Medien, Institutionen und die Politik gehe in einigen
Kreisen so weit, dass selbst Bilder wie die von Krankentransporten
infrage gestellt würden. "Solange es diese Abgrenzung gibt, wird es
schwer, die Risse in der Gesellschaft wieder zu kitten." Außerdem
Themen des Gesprächs: - Rekonstruktion: Detaillierter Ablauf der
Verlegungsmission vom 1. Dezember - Was ist das Besondere an dem
Luftwaffenjet? - Wie viel kostet eine Verlegung?
vergangene Woche Mittwoch über einen Artikel bei Sächsische.de.
Wolf hatte zuvor die Verlegung von sechs Corona-Intensivpatienten
aus Sachsen nach Nordrhein-Westfalen beobachtet. Im Podcast
"CoronaCast" schildert der Journalist seine Erlebnisse und
berichtet von den enormen Aufwänden, die hinter einer solchen
Mission stecken. Als am 1. Dezember auf dem Dresdner Flughafen eine
Bundeswehr-Maschine vom Typ A310 MedEvac landet, um die schwer
erkrankten Covid-19-Patienten auszufliegen, seien schon mindestens
zwei Tage lang Ärzte und medizinisches Personal mit der Planung
beschäftigt gewesen. "Die große Herausforderung war es, die sechs
Patienten zur gleichen Zeit an den Airport zu bringen. Da durfte
nichts schiefgehen beim Gelingen dieses logistischen
Meisterstücks", erzählt Wolf. Die Patienten lagen auf
Intensivstationen in Krankenhäusern von Dresden, Meißen und Pirna.
Über das Kleeblatt-System war die Verteilung der Menschen
angemeldet worden. Schließlich meldeten Häuser in Bonn, Bochum,
Marl und Köln, wo das Flugzeug auch hin folg, freie Kapazitäten.
Das sogenannte Kleeblatt-Konzept wurde unter dem Eindruck der
ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 entwickelt. Es soll
sicherstellen, dass es in einzelnen Bundesländern keine Engpässe
bei der intensivmedizinischen Behandlung entstehen. Dafür sollen
Patienten innerhalb eines Zusammenschlusses mehrerer Bundesländer
oder teils auch nur eines Bundeslandes verlegt werden können. Das
bundesweite Kleeblatt wurde aktiviert, da die Intensivstationen
auch in Sachsens Nachbarländern überlastet sind. Die sechs
Corona-Patienten, die in dem Luftwaffenflugzeug transportiert
wurden, zählen zu den 31 bisher aus Sachsen ausgeflogenen
Patienten. Mit Stand vom 9. Dezember liegen in Sachsen 567
Patienten auf Intensivplätzen. Wie wird dabei entschieden, für wen
ein Transport infrage kommt? "Da spielen verschiedene Faktoren eine
Rolle. Das Alter, der allgemeine Zustand und der Grad der
Robustheit eines Patienten", erklärt Wolf. Man müsse immer
bedenken, dass es jenen, die transportiert würden, sehr schlecht
gehe. "Die Menschen sind beatmungspflichtig. Da darf in der
Verlegungskette, zu der auch Transporte auf der Straße gehören,
nichts dazwischenkommen." Peter Spieth, Leiter der
Corona-Intensivstation an der Uniklinik Dresden, ergänzt: "Wir
transportieren ja nicht nur den Patienten, sondern auch den ganzen
Intensiv-Behandlungsplan. Also alle zugehörigen Überwachungsgeräte
und die Medikamente, die kontinuierlich laufen müssen." Außerdem
sagt der Mediziner, dass jeder Transport zustimmungspflichtig sei.
"Diese Aufgabe müssen in der Regel die Angehörigen übernehmen." Für
Ärzte und Angehörige sei das gleichermaßen schwierig. "Es ist ein
großes Zugeständnis der Angehörigen. Weil der Patient selber hat ja
meistens keinen direkten Vorteil davon. Aber es ist eben ein großer
Nutzen für die Allgemeinheit, da durch die Verlegung dringend
benötigte Intensivbetten in der Region frei werden" Wieso sich
Sachsen in seiner momentanen Lage befinde, führt Wolf zum Teil auf
die hohe Impfskepsis zurück. "Der Großteil der sechs verlegten
Patienten war unseren Informationen nach nicht geimpft." Noch mehr
sieht der Reporter, der seit vielen Jahren in Sachsen ein
gesellschaftliches Auseinanderdriften wahrnimmt, aber ein anderes
Problem als ursächlich an. "Es gelingt uns einfach nicht mehr
ausreichend, eine gemeinsame Wahrheit zu entwickeln." Das
Misstrauen in Medien, Institutionen und die Politik gehe in einigen
Kreisen so weit, dass selbst Bilder wie die von Krankentransporten
infrage gestellt würden. "Solange es diese Abgrenzung gibt, wird es
schwer, die Risse in der Gesellschaft wieder zu kitten." Außerdem
Themen des Gesprächs: - Rekonstruktion: Detaillierter Ablauf der
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