Welche Folgen hat der Fall Idar-Oberstein für unsere Gesellschaft, Herr Lob-Hüdepohl?
Andreas Lob-Hüdepohl, Mitglied des Deutschen Ethikrates, über den
Fall Idar-Oberstein, die Reaktionen und den Umgang mit
Corona-Regeln.
43 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Das Mitglied des Deutschen Ethikrates Andreas Lob-Hüdepohl sieht in
dem Fall des 20-jährigen Studenten, der in einer Tankstelle im
rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein erschossen wurde, "die Grenzen
des zivilen Zusammenlebens weit überschritten". Im CoronaCast bei
Sächsische.de bezeichnet Lob-Hüdepohl die Tat zudem als
"kaltblütigen Mord", weil die bisher bekannten Informationen zum
Ablauf darauf hindeuteten. Nach Ansicht des Berliner Theologen sei
eine Affekthandlung auszuschließen, weil der mutmaßliche Täter
anderthalb Stunden nach seiner ersten Begegnung mit dem späteren
Opfer bewusst und bewaffnet in die Tankstelle zurückgekehrt sei.
"Wie der Mann selbst auch aussagt, habe er, um eine erneute Ansage
des Studenten zu provozieren, seine Maske abgesetzt." Dies sei eine
erschütternde Form der Kaltblütigkeit. Deutschlandweit reagieren
Menschen bestürzt auf den Fall und äußern ihr Mitgefühl. In
verschwörungsideologischen Kreisen und auf "Querdenker"-Kanälen
allerdings wird das Vorgehen des mutmaßlichen Täters zum Teil
gewürdigt, das Opfer verhöhnt. "Wer einen Mord begrüßt, bereitet
den Weg für neue Gewalt", sagte Malu Dreyer, Ministerpräsidentin
von Rheinland-Pfalz. Lob-Hüdepohl sieht das ähnlich, und ergänzt:
"Was sich in den Sozialen Netzwerken an Beifall und Zustimmung
Bahnen bricht, ist ein Angriff auf die Zivilität unserer
Gesellschaft." Teile der Szene seien inzwischen so weit
radikalisiert, dass sie mit dem eigentlichen Begriff des
"Querdenkens" nur noch wenig gemein hätten. Diskussionen und
verschiedene Ansichten seien Wesen einer Demokratie, aber: "Hier
wird die Coronasekepsis als Vehikel genutzt, um sich an Grundsätzen
des zwischenmenschlichen Zusammenlebens zu vergreifen." Dass man
über die in der Pandemie beschlossenen Maßnahmen streiten dürfe,
sei selbstverständlich. Auch, dass man nicht alles schön finden
müsse, was beschlossen werde. "Ich persönlich, und da kann ich auch
für den Ethikrat sprechen, wir sind für die 3G-Regel", sagt
Lob-Hüdepohl in Anspielung auf die in einigen Bundesländern
inzwischen geltenden 2G-Modelle. Dass Ungeimpften teils der Zugang
zu Angeboten verwehrt wird, wie auch in Sachsen mit einem
2G-Optionsmodell, sieht der Ethiker kritisch. Es gebe keine
gesetzliche Impfpflicht, erklärt Lob-Hüdepohl. "Und deshalb muss es
denen, die sich nicht impfen lassen wollen oder können, [...]
möglich sein, sich zu allem Zugang zu verschaffen." Eine moralische
Legitimität sieht der Ethiker in 2G jedoch erfüllt, wenn eine
veränderte Sicherheitslage diese Maßnahme erfordert. Von einer, wie
von 2G-Kritikern gesehene "Impfpflicht durch die Hintertür",
spricht Lob-Hüdepohl allerdings nicht. Auch nicht bei dem am
Mittwoch von der Gesundheitsministerkonferenz beschlossenen Ende
der Lohnfortzahlung für Ungeimpfte im Falle einer Quarantäne. Diese
Regel soll ab 1. November gelten und könnte Betroffenen erhebliche
Einkommensausfälle bescheren. Der Druck auf Ungeimpfte wächst, wird
im Zweifel dann auch finanziell spürbar. Dies sei aber keine
versteckte Impflicht. "Sondern so ist die seit Jahrzehnten geltende
Rechtslage." Das Argument von Impfgegner verfange nicht, weil das
Infektionsschutzgesetz nicht erst seit Corona den pandemischen
Ausnahmefall so regelt. Das Podcast-Gespräch wurde über einen
Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen
saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
dem Fall des 20-jährigen Studenten, der in einer Tankstelle im
rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein erschossen wurde, "die Grenzen
des zivilen Zusammenlebens weit überschritten". Im CoronaCast bei
Sächsische.de bezeichnet Lob-Hüdepohl die Tat zudem als
"kaltblütigen Mord", weil die bisher bekannten Informationen zum
Ablauf darauf hindeuteten. Nach Ansicht des Berliner Theologen sei
eine Affekthandlung auszuschließen, weil der mutmaßliche Täter
anderthalb Stunden nach seiner ersten Begegnung mit dem späteren
Opfer bewusst und bewaffnet in die Tankstelle zurückgekehrt sei.
"Wie der Mann selbst auch aussagt, habe er, um eine erneute Ansage
des Studenten zu provozieren, seine Maske abgesetzt." Dies sei eine
erschütternde Form der Kaltblütigkeit. Deutschlandweit reagieren
Menschen bestürzt auf den Fall und äußern ihr Mitgefühl. In
verschwörungsideologischen Kreisen und auf "Querdenker"-Kanälen
allerdings wird das Vorgehen des mutmaßlichen Täters zum Teil
gewürdigt, das Opfer verhöhnt. "Wer einen Mord begrüßt, bereitet
den Weg für neue Gewalt", sagte Malu Dreyer, Ministerpräsidentin
von Rheinland-Pfalz. Lob-Hüdepohl sieht das ähnlich, und ergänzt:
"Was sich in den Sozialen Netzwerken an Beifall und Zustimmung
Bahnen bricht, ist ein Angriff auf die Zivilität unserer
Gesellschaft." Teile der Szene seien inzwischen so weit
radikalisiert, dass sie mit dem eigentlichen Begriff des
"Querdenkens" nur noch wenig gemein hätten. Diskussionen und
verschiedene Ansichten seien Wesen einer Demokratie, aber: "Hier
wird die Coronasekepsis als Vehikel genutzt, um sich an Grundsätzen
des zwischenmenschlichen Zusammenlebens zu vergreifen." Dass man
über die in der Pandemie beschlossenen Maßnahmen streiten dürfe,
sei selbstverständlich. Auch, dass man nicht alles schön finden
müsse, was beschlossen werde. "Ich persönlich, und da kann ich auch
für den Ethikrat sprechen, wir sind für die 3G-Regel", sagt
Lob-Hüdepohl in Anspielung auf die in einigen Bundesländern
inzwischen geltenden 2G-Modelle. Dass Ungeimpften teils der Zugang
zu Angeboten verwehrt wird, wie auch in Sachsen mit einem
2G-Optionsmodell, sieht der Ethiker kritisch. Es gebe keine
gesetzliche Impfpflicht, erklärt Lob-Hüdepohl. "Und deshalb muss es
denen, die sich nicht impfen lassen wollen oder können, [...]
möglich sein, sich zu allem Zugang zu verschaffen." Eine moralische
Legitimität sieht der Ethiker in 2G jedoch erfüllt, wenn eine
veränderte Sicherheitslage diese Maßnahme erfordert. Von einer, wie
von 2G-Kritikern gesehene "Impfpflicht durch die Hintertür",
spricht Lob-Hüdepohl allerdings nicht. Auch nicht bei dem am
Mittwoch von der Gesundheitsministerkonferenz beschlossenen Ende
der Lohnfortzahlung für Ungeimpfte im Falle einer Quarantäne. Diese
Regel soll ab 1. November gelten und könnte Betroffenen erhebliche
Einkommensausfälle bescheren. Der Druck auf Ungeimpfte wächst, wird
im Zweifel dann auch finanziell spürbar. Dies sei aber keine
versteckte Impflicht. "Sondern so ist die seit Jahrzehnten geltende
Rechtslage." Das Argument von Impfgegner verfange nicht, weil das
Infektionsschutzgesetz nicht erst seit Corona den pandemischen
Ausnahmefall so regelt. Das Podcast-Gespräch wurde über einen
Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen
saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
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