Was würden Sie von einer Impfpflicht halten, Herr Montgomery?

Was würden Sie von einer Impfpflicht halten, Herr Montgomery?

Für eine generelle Impfpflicht gibt es viele Hürden. Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery schlägt im CoronaCast eine andere Lösung vor: die berufsabhänge Pflicht.
34 Minuten
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Beschreibung

vor 3 Jahren
Sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, kann in Deutschland
jeder frei für sich entscheiden. Es gibt gute Argumente dafür, aber
genauso auch Gründe, die zumindest Anlass für Nachfragen geben.
Einen Impfzwang gibt es nicht - aber aktuell eine Diskussion
darüber, wie künftig mit nicht geimpften Personen umgegangen werden
soll. Schließlich ist inzwischen der Zeitpunkt erreicht, zu dem
jeder, der es will, ein Impfangebot bekommen kann. Im CoronaCast,
dem Podcast von Sächsische.de zur Pandemie, gibt Frank Ulrich
Montgomery, Präsident des Weltärztebundes, Antworten und
Lösungsvorschläge in der heiklen Debatte. Eines stellt der
Hamburger Medizinier gleich klar: "Ich halte eine generelle
Impfpflicht für alle Menschen in Deutschland für nicht
durchsetzbar." So etwas sei mit der Verfassung wohl kaum vereinbar
und würde, statt bis zum Herbst das nötige Tempo ins Impfen zu
bekommen, "nur über Jahre die Gerichte beschäftigen". Anstatt eines
vorgeschriebenen Piks' für alle Menschen schlägt Montgomery deshalb
eine partielle Impfpflicht vor - und wird konkret. "In
medizinischen Berufen oder in der Pflege sind dem Personal Menschen
anvertraut. Und diese Menschen müssen darauf vertrauen können, dass
sie nicht angesteckt werden." Eine Impfung, so Montgomery, sollte
für alle, die direkten Kontakt zu Patienten haben, verpflichtend
werden. Und wie sieht es bei Lehrern und Erziehern aus? Schließlich
arbeiten Angestellte dieser Berufsgruppen permanent mit Kindern,
die sich gegenwärtig nicht oder ab dem 12 Lebensjahr nur mit
Zustimmung der Eltern durch eine Impfungen selbst schützen können.
Abgesehen davon, dass die Studienlage für die Impfung bei Kindern
noch dünn sei, argumentiert Montgomery hier ähnlich. "Eine
Impfpflicht zum Schutz von Kindern beträfe dann auch Lehrer."
Montgomerys Vorschlag einer berufsbezogenen Impfpflicht würde einem
damit verbundenen politischen Entscheidungsprozess ein wenig die
Schwere nehmen. Jedoch dürfte es auch für diese Idee noch an
Zustimmung mangeln. Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU)
etwa hatte erst an diesem Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur
dpa gesagt, dass er zwar wenig Verständnis für impfunwillige Lehrer
und Erzieher habe, sich ihm bei einer Impfpflicht "aber einiges
sträubt". Bleibt noch die Frage offen, mit welchen Einschränkungen
Ungeimpfte künftig zurecht kommen müssten. Montgomery sieht in der
Debatte eine Schieflage. "Es geht nicht um Privilegien für
Geimpfte, sondern um das Rückerlangen der Grundrechte." Warum also
sollten die, die dazu beitragen, dass sich Menschen nicht mehr
gegenseitig gefährden, für diejenigen, die das nicht tun wollen,
auf Freiheiten verzichten, argumentiert Montgomery. Welche
konkreten Einschränkungen er für Ungeimpfte als realistisch
einschätzt, erklärt er in dem Podcast-Gespräch. Außerdem analysiert
Montgomery die globale Corona-Lage, richtet den Blick in andere
Länder und pflichtet RKI-Chef Lothar Wieler in einer gerade erst
wieder neu los gegangenen Debatte um die Inzidenz als Richtwert für
Corona-Maßnahmen bei. Das Podcast-Gespräch wurde über einen
Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen
saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.

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