Weniger Emissionen, saubere Luft: Was Lockdowns für die Zukunft zeigen
Corona eröffnet Atmosphärenforschern einen unerwarteten Blick
voraus. Dominik van Pinxteren erklärt, wie deutlich veränderte
Mobilität auf die Umwelt wirkt.
29 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 3 Jahren
Die Corona-Pandemie ist eine Katastrophe, deren Folgen wohl auch
die nächsten Jahre noch spürbar überdauern dürften. Doch es gibt
bei allem Grund zur Sorge um gesundheitliche wie wirtschaftliche
Schäden auch Effekte, die nur durch diese Krise entstanden oder
befördert worden sind. Oder hätte man noch vor 14 Monaten gedacht,
dass sich mal jeder Dritte Deutsche inzwischen einen dauerhaft
flexiblen Arbeitsort vorstellen kann? Krisen sind manchmal auch ein
Katalysator für Veränderungen. Für die Forscher des
Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (Tropos) in Leipzig
aber noch mehr. "Uns hat Corona mit dem Lockdown im Frühjahr 2020
ein Fenster geöffnet, das uns einen Blick in eine Zukunft mit
geringeren Emissionen erlaubt", sagt Dominik van Pinxteren im
CoronaCast, dem Podcast von Sächische.de zur Pandemie. Der
45-jährige Atmosphärenchemiker befasst sich bei Tropos in Leipzig
seit fast 20 Jahren mit wissenschaftlichen Fragen zur Luftreinheit.
Als Ende März vergangenen Jahres Deutschland gezwungenermaßen zur
Ruhe gekommen war, beobachten er und seine Kollegen anhand von
Werten von Messtationen in Leipzig, wie sich die Luft in der
Großstadt veränderte. "Auf den ersten Blick gar nicht", so van
Pinxteren. Der Anteil an Stickoxiden und Rußpartikeln habe sich
nicht merklich verändert trotz des Umstands, dass die Straßen leer
blieben. Aber das habe an zwei sich überlagernden Effekten gelegen.
Denn genau in den Tagen, als der Lockdown begann, änderte sich die
Großwetterlage. Statt feuchter Luftmassen und Westwind vom Atlantik
drehte es auf trockenere kontinentale Luft aus Osten. "Letztere
lädt sich auf ihrem Weg über belebtes Gebiet zu uns bereits mit
Schadstoffen auf, anders als die Atlantikluft." Anhand eines über
Jahre entwickelten Algorithmus' konnten die Forscher um van
Pinxteren schließlich den Einfluss der Witterung genau
herausrechnen. "Und dann sieht man eben doch, dass im Lockdown etwa
30 Prozent weniger Schadstoffe in der Luft waren", als es bei
gleicher Witterung unter normalen Bedingungen ohne
Corona-Beschränkungen gewesen wären, so der Forscher. Einen für die
Luftreinheit derart deutlich spürbaren Lockdown wie im Frühjahr
2020 hat es nicht noch einmal gegeben. Auch mehrere Analysen von
Mobilitätsdaten zeigen, dass die Deutschen in den reisebeschränkten
Zeiten seit Herbst trotzdem vergleichsweise mehr unterwegs waren.
Dennoch sei auch aus Messungen in dieser Zeit ein positiver Effekt
erkennbar, wenngleich die Daten noch nicht in einer Studie erfasst
worden seien. Und was bringt die Erkenntnis? "Bessere Luft ist
natürlich ein positiver Nebeneffekt der Corona-Zeit. Allerdings ist
der Preis, den wir dafür zahlen, doch sehr hoch." Auch er selbst
wolle endlich wieder Normalität in seinem Privat- und
Forscherleben. Van Pinxteren schätzt auch deshalb, dass nach der
Pandemie noch "viele Anstrengungen" nötig seien, damit der Verkehr
emissionsarm oder Angebote im ÖPNV attraktiver würden. "Aber dieser
Blick darauf, wie sich die Luft verbessern kann, hat vielleicht
gezeigt, dass es sich lohnt, wenn Menschen schadstoffarm unterwegs
sind." Außerdem erklärt der Forscher in dem Podcastgespräch die
Auswirkungen von Schadstoffemissionen auf das Klima, welche
Unterschiede es bei der Luftqualität in Städten und auf dem Land
auch infolge der Lockdowns gibt und wie seine Forscher-Kollegen des
Tropos-Instituts mitten in der Pandemie ein halbes Jahr lang
isoliert auf dem Schiff Polarstern in wissenschaftlicher Mission am
Nordpol unterwegs waren. Die Podcastfolge hören Sie direkt über den
hier eingebetteten Player. Das Podcast-Gespräch wurde über einen
Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen
saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
die nächsten Jahre noch spürbar überdauern dürften. Doch es gibt
bei allem Grund zur Sorge um gesundheitliche wie wirtschaftliche
Schäden auch Effekte, die nur durch diese Krise entstanden oder
befördert worden sind. Oder hätte man noch vor 14 Monaten gedacht,
dass sich mal jeder Dritte Deutsche inzwischen einen dauerhaft
flexiblen Arbeitsort vorstellen kann? Krisen sind manchmal auch ein
Katalysator für Veränderungen. Für die Forscher des
Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (Tropos) in Leipzig
aber noch mehr. "Uns hat Corona mit dem Lockdown im Frühjahr 2020
ein Fenster geöffnet, das uns einen Blick in eine Zukunft mit
geringeren Emissionen erlaubt", sagt Dominik van Pinxteren im
CoronaCast, dem Podcast von Sächische.de zur Pandemie. Der
45-jährige Atmosphärenchemiker befasst sich bei Tropos in Leipzig
seit fast 20 Jahren mit wissenschaftlichen Fragen zur Luftreinheit.
Als Ende März vergangenen Jahres Deutschland gezwungenermaßen zur
Ruhe gekommen war, beobachten er und seine Kollegen anhand von
Werten von Messtationen in Leipzig, wie sich die Luft in der
Großstadt veränderte. "Auf den ersten Blick gar nicht", so van
Pinxteren. Der Anteil an Stickoxiden und Rußpartikeln habe sich
nicht merklich verändert trotz des Umstands, dass die Straßen leer
blieben. Aber das habe an zwei sich überlagernden Effekten gelegen.
Denn genau in den Tagen, als der Lockdown begann, änderte sich die
Großwetterlage. Statt feuchter Luftmassen und Westwind vom Atlantik
drehte es auf trockenere kontinentale Luft aus Osten. "Letztere
lädt sich auf ihrem Weg über belebtes Gebiet zu uns bereits mit
Schadstoffen auf, anders als die Atlantikluft." Anhand eines über
Jahre entwickelten Algorithmus' konnten die Forscher um van
Pinxteren schließlich den Einfluss der Witterung genau
herausrechnen. "Und dann sieht man eben doch, dass im Lockdown etwa
30 Prozent weniger Schadstoffe in der Luft waren", als es bei
gleicher Witterung unter normalen Bedingungen ohne
Corona-Beschränkungen gewesen wären, so der Forscher. Einen für die
Luftreinheit derart deutlich spürbaren Lockdown wie im Frühjahr
2020 hat es nicht noch einmal gegeben. Auch mehrere Analysen von
Mobilitätsdaten zeigen, dass die Deutschen in den reisebeschränkten
Zeiten seit Herbst trotzdem vergleichsweise mehr unterwegs waren.
Dennoch sei auch aus Messungen in dieser Zeit ein positiver Effekt
erkennbar, wenngleich die Daten noch nicht in einer Studie erfasst
worden seien. Und was bringt die Erkenntnis? "Bessere Luft ist
natürlich ein positiver Nebeneffekt der Corona-Zeit. Allerdings ist
der Preis, den wir dafür zahlen, doch sehr hoch." Auch er selbst
wolle endlich wieder Normalität in seinem Privat- und
Forscherleben. Van Pinxteren schätzt auch deshalb, dass nach der
Pandemie noch "viele Anstrengungen" nötig seien, damit der Verkehr
emissionsarm oder Angebote im ÖPNV attraktiver würden. "Aber dieser
Blick darauf, wie sich die Luft verbessern kann, hat vielleicht
gezeigt, dass es sich lohnt, wenn Menschen schadstoffarm unterwegs
sind." Außerdem erklärt der Forscher in dem Podcastgespräch die
Auswirkungen von Schadstoffemissionen auf das Klima, welche
Unterschiede es bei der Luftqualität in Städten und auf dem Land
auch infolge der Lockdowns gibt und wie seine Forscher-Kollegen des
Tropos-Instituts mitten in der Pandemie ein halbes Jahr lang
isoliert auf dem Schiff Polarstern in wissenschaftlicher Mission am
Nordpol unterwegs waren. Die Podcastfolge hören Sie direkt über den
hier eingebetteten Player. Das Podcast-Gespräch wurde über einen
Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen
saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
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