Johannes Filous über Impfen, Corona-Demos und harte Schicksale auf der Intensivstation

Johannes Filous über Impfen, Corona-Demos und harte Schicksale auf der Intensivstation

Als angehender Arzt hat Johannes Filous mitten in der zweiten Welle auf einer Intensivstation gearbeitet. Neben der Arbeit impft er im Impfzentrum Dresden und berichtet als Reporter von Demos.
46 Minuten
Podcast
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Beschreibung

vor 3 Jahren
Abgesehen davon, dass man Menschen nicht in Schubladen steckt,
würde man bei Johannes Filous ohnehin einen ganzen Schrank
brauchen. Der Dresdner ist angehender Arzt, arbeitet in einer
Klinik, impft im Impfzentrum Menschen gegen Corona, engagiert sich
gesellschaftlich bei der Band Offbeat Cooperative und ist mit dem
Twitter-Projekt "Straßengezwitscher"
Grimme-Online-Award-Preisträger. Er ist also Mediziner, Reporter
und Musiker in einem. Im CoronaCast, dem Podcast von Sächsische.de
zur Pandemie, redet Filous über seine vielfältigen
Tätigkeitsfelder. Die machen ihn während Corona sowohl zum
Sprachrohr dauergestresster Mitarbeiter im Gesundheitswesen als
auch zu einem aufmerksamen Beobachter der "Querdenken"-Bewegung. Im
Podcast-Gespräch macht Filous auf die sich zuspitzende Lage auf
sächsischen Intensivstationen eindringlich aufmerksam. Als Arzt im
Studium arbeitet er momentan an einer Dresdner Klinik. "In diesem
Haus ist momentan kein Intensivbett frei", sagt er. Wie schnell das
flächendeckend zum Problem werde, habe er im Winter erlebt. "Da
habe ich selbst auf einer Intensivstation Patienten versorgt."
Filous beschreibt, wie aufwendig und kräftezehrend vor allem die
pflegerischen Tätigkeiten auf so einer Station sind. "Die Menschen
liegen im Koma, auf dem Bauch, werden beatmet und müssen von den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer wieder umgelagert werden."
Dass sich Intensivpatienten nicht selbst bewegen könnten, sei zwar
normal. Dass die Stationen über Wochen voll seien, mache aber den
Unterschied. Hinzu kämen menschliche Schicksale, die zusätzlich
belasten. Ein Fall hat Filous besonders nachdenklich gestimmt. "Wir
hatten ein jüngeres Ehepaar auf der Intensivstation. Der Frau ging
es schon bald besser, so dass sie auf Normalstation konnte. Ein
paar Tage später kam sie dann wieder zu uns, um sich von ihrem Mann
zu verabschieden." Den Weg raus aus der Krise sieht Filous in den
Impfungen. Mit dem Start der Impfzentren in Sachsen wurde im Januar
medizinisches Personal gesucht, das impfberechtigt ist. "Für mich
war klar, dass ich da helfen will. Dann ging es ganz schnell."
Inzwischen impft Filous immer dann, wenn es sein Dienstplan
erlaubt. Das ist meist an Wochenenden. "Inzwischen habe ich schon
600 Menschen geimpft." Filous erklärt in dem Podcast detailliert
die Abläufe in einem Impfzentrum. Und welche Vor- und Nachteile
diese großen Einrichtungen im Vergleich zu Hausarztpraxen haben, wo
die Corona-Impfung seit Anfang April ebenfalls möglich ist. Er
spricht über die verschiedenen Impfstoffe und erklärt, wie Menschen
vor dem Pieks optimal aufgeklärt werden sollten. Schließlich geht
es auch um Impfverweigerer, Corona-Skeptiker und die
"Querdenken"-Bewegung. Filous betont: "Von pauschalen
Verurteilungen halte ich wenig." Man sollte nicht jeden, der etwa
die rapide Entwicklung der Corona-Impfstoffe hinterfrage,
"irgendein Label aufdrücken." Seriöse Aufklärung sei wirksamer. Die
Corona-Demonstrationen, bei denen sich gewöhnliche Bedenkenträger
mit Rechtsextremen vermischen, hält er jedoch für ein
ernstzunehmendes Phänomen. Auf das hat er als Reporter für
"Straßengezwitscher" ein Auge. Auch am kommenden Wochenende in
Dresden, wo trotz eines Demo-Verbots Versammlungen erwartet werden.
Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet.
Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit
voneinander getrennt an verschiedenen Orten.

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