Das steckt hinter der Marke von 1.300 Corona-Betten

Das steckt hinter der Marke von 1.300 Corona-Betten

Statt auf die Inzidenz blickt Sachsen künftig verstärkt auf die Krankenhausbelastung. Prof. Dr. Michael Albrecht, Vorstand des Dresdner Uniklinikums, erklärt was das bedeutet.
49 Minuten
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Beschreibung

vor 3 Jahren
Sachsen schlägt mit der neuen Corona-Verordnung, die ab 1. April
gilt, einen neuen Weg ein. Erstmals sind nicht Inzidenzwerte allein
ausschlaggebend für die Entscheidung über Verschärfungen oder
Lockerungen. Künftig richtet sich das nach der Auslastung der
Normalstationen in sächsischen Kliniken. Sobald dort die Marke von
1.300 Corona-Infizierten erreicht ist, werden Öffnungen zurück
genommen. Doch warum liegt diese Bettengrenze bei 1.300? Und was
genau sagt diese Zahl aus? Darüber spricht Professor Dr. Michael
Albrecht im CoronaCast, dem Podcast von Sächsische.de zur Pandemie.
Albrecht ist Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums. In
seiner Funktion ist der Facharzt für Intensivmedizin nicht nur
unmittelbar in die Therapie von Covid-Patienten eingebunden,
sondern auch beratend für die Politik tätig. "Ich bin wirklich
dankbar, dass es uns mit der 1.300er-Marke gelungen ist, einen Wert
zu finden, der das Infektionsgeschehen und die direkten
Auswirkungen auf die Krankenhausbelastung abbildet." Zustande komme
die Zahl, so erklärt es Albrecht in dem ausführlichen Gespräch, aus
den Erfahrungen aus einem Jahr Coronakrise. Die Marke 1.300
entspricht etwa einem Drittel der Patienten, die Ende Dezember in
den sächsischen Krankenhäusern lagen. "Der Wert stellt also nicht
unser mögliches Maximum dar, aber er funktioniert wie ein
Frühwarnsystem." Beobachtet wird die Krankenhausbelastung mit einem
an der Uniklinik entwickelten System. "Unser Dispense Tool ist ein
bundesweit einzigartiges Modell", betont der Mediziner. Sogar
andere Bundesländer hätten inzwischen Interesse daran angemeldet.
Das System berechnet über einen Algorithmus sehr genau, wie sich
die Patientenzahlen in den kommenden zwei Wochen entwickeln. So
viel kann man dem Hören des Podcast-Gesprächs vorwegnehmen: diese
Zahlen sehen nicht gut aus. Die 1.300er-Marke könnte schon Mitte
oder Ende kommender Woche gerissen werden. Allerdings sieht
Albrecht in den Prognosen regional unterschiedliche Anstiege. Das
liegt daran, dass in dem Tool alle Kliniken im Freistaat auf drei
Cluster verteilt sind: Westsachsen/Chemnitz, Dresden/Ostsachsen und
die Region Leipzig. "Vor allem im Westen Sachsens ist mit einem
stark exponentiellen Zuwachs zu rechnen." Das sächsische
Frühwarnsystem, wie man die Betten-Berechnung auch nennen kann,
könnte neben treffender Prognosen noch einen weiteren Nutzen
bringen. "Wenn wir sehen, dass es regional zu starken Belastungen
kommt, können wir ebenso regional reagieren." Albrecht spricht sich
dafür aus, dass in schwer betroffenen Regionen auch harte Lockdowns
ergriffen werden. Außerdem geht es in dem Gespräch um die Impfung,
die Auswirkung der britischen Mutation auf die Patientenzahlen
sowie das zunehmend jüngere Alter von schwer erkrankten Personen.

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