Wissenschaft und Politik in Zeiten von Corona: Wie viel Nähe ist gesund?
Professor Reinhard Berner und Dr. Hagen Schölzel diskutieren im
CoronaCast am Beispiel der sächsischen Schulstudie
1 Stunde 15 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 3 Jahren
Die Schulstudie der TU Dresden wird vom sächsischen
Kultusministerium gern zitiert, um Schulen in der Pandemie als
überwiegend sichere Orte zu bezeichnen. Denn die wissenschaftliche
Untersuchung ist vergangenes Jahr zu dem Ergebnis gekommen, dass
Kinder nicht erheblich zur Verbreitung des Coronavirus beitragen
würden. "Aus unserer Stichprobe aus rund 1.500 Schülern und 500
Lehrern an 13 Schulen in Sachsen konnten wir das damals
entsprechend ableiten", betont Professor Reinhard Berner im
CoronaCast von Sächsische.de. Berner ist Kinderarzt und Leiter der
Studie. Zudem führt er die Klinik und Poliklinik für Kinder- und
Jugendmedizin am Dresdner Universitätsklinikum. In dem Podcast
stellt er sich inhaltlicher Kritik an der Studie und einem Vorwurf,
den der zweite Gast der Gesprächsrunde, Dr. Hagen Schölzel, so
formuliert: "Das Kultusministerium nutzt die Studie, um ein
Narrativ zu konstruieren, das nach wie vor glaubhaft machen soll,
dass Schulen vergleichsweise sicher sind." Schölzel ist Politik-
und Kommunikationswissenschaftler der Universität Jena und befasst
sich momentan insbesondere mit der sächsischen Schulpolitik. Die
beiden Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche diskutieren
in dem Podcast-Gespräch über die Frage, inwiefern die
Staatsregierung, die die Studie finanziert, diese beeinflusst oder
zumindest in der Kommunikation mit der Bevölkerung für politische
Ziele benutzt. Einen Beleg dafür sieht Schölzel etwa in den
Veröffentlichungsterminen der Studienergebnisse und auf welche
Weise das passierte. "Nämlich immer jeweils kurz vor wichtigen
Ministerrunden oder Entscheidungen zur Schulpolitik." Zudem merkt
Schölzel an, dass etwa im Juli, als die Ergebnisse der ersten Phase
der Studie präsentiert wurden, erst einige Tage nach einer
öffentlichkeitswirksamen Pressekonferenz der wissenschaftliche
Bericht vorgestellt wurde. Schölzel wirft der Regierung vor, so
eine wissenschaftliche Diskussion über die Studie behindert zu
haben. Denn mit der Pressekonferenz sei "die Erzählung, dass Kinder
Corona bremsen würden", schon in der Welt gewesen. In der
Diskussion verteidigt Berner die Studie der TU Dresden und auch die
Ergebnisse. "Allerdings ist das, was wir da gemacht haben, auch nur
ein Blick in die Vergangenheit gewesen. Das ist bei Antikörpertests
immer so", betont er. Zudem wurden die Tests mit den teilnehmenden
Schülern und Lehrern bisher jeweils nach Phasen niedrigen
Infektionsgeschehens in Sachsen durchgeführt. Das gewonnene Bild
der Studie könnte sich in der dritten Phase nun ändern. "Ich bin
mir sicher, dass wir jetzt bei mehr Kindern und Lehrern
durchgemachte Infektionen feststellen können." Sachsen war im
November und Dezember schließlich lange Zeit das am stärksten von
Corona betroffene Bundesland. Für die dritte Phase der Studie
sollten eigentlich schon vor Weihnachten alle Proben genommen
werden. "Wegen des Lockdowns hat sich das jetzt allerdings
verzögert", erklärt Berner. "Unmittelbar nach Wiederöffnung der
Schulen soll das fortgesetzt werden". Inwiefern die weiteren
Ergebnisse die Entscheidungen der sächsischen Regierung
beeinflussen, vermag Berner nicht abzuschätzen. Dass die Studie im
vergangenen Sommer weltweite Beachtung gefunden hat, ist für Berner
rückblickend nicht immer angenehm gewesen. Denn sogar der ehemalige
US-Präsident Donald Trump hatte sich darauf bezogen, um Kinder als
grundimmun gegen Corona zu bezeichnen. "Vor diesem Hintergrund
würde ich heute Kinder nicht mehr als Bremsklötze für
Corona-Infektionen bezeichnen", so Berner. Die gesamte Diskussion
zwischen den Wissenschaftlern Reinhard Berner und Hagen Schölzel
können Sie sich in dieser Folge CoronaCast anhören. Das
Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am
Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander
getrennt an verschiedenen Orten.
Kultusministerium gern zitiert, um Schulen in der Pandemie als
überwiegend sichere Orte zu bezeichnen. Denn die wissenschaftliche
Untersuchung ist vergangenes Jahr zu dem Ergebnis gekommen, dass
Kinder nicht erheblich zur Verbreitung des Coronavirus beitragen
würden. "Aus unserer Stichprobe aus rund 1.500 Schülern und 500
Lehrern an 13 Schulen in Sachsen konnten wir das damals
entsprechend ableiten", betont Professor Reinhard Berner im
CoronaCast von Sächsische.de. Berner ist Kinderarzt und Leiter der
Studie. Zudem führt er die Klinik und Poliklinik für Kinder- und
Jugendmedizin am Dresdner Universitätsklinikum. In dem Podcast
stellt er sich inhaltlicher Kritik an der Studie und einem Vorwurf,
den der zweite Gast der Gesprächsrunde, Dr. Hagen Schölzel, so
formuliert: "Das Kultusministerium nutzt die Studie, um ein
Narrativ zu konstruieren, das nach wie vor glaubhaft machen soll,
dass Schulen vergleichsweise sicher sind." Schölzel ist Politik-
und Kommunikationswissenschaftler der Universität Jena und befasst
sich momentan insbesondere mit der sächsischen Schulpolitik. Die
beiden Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche diskutieren
in dem Podcast-Gespräch über die Frage, inwiefern die
Staatsregierung, die die Studie finanziert, diese beeinflusst oder
zumindest in der Kommunikation mit der Bevölkerung für politische
Ziele benutzt. Einen Beleg dafür sieht Schölzel etwa in den
Veröffentlichungsterminen der Studienergebnisse und auf welche
Weise das passierte. "Nämlich immer jeweils kurz vor wichtigen
Ministerrunden oder Entscheidungen zur Schulpolitik." Zudem merkt
Schölzel an, dass etwa im Juli, als die Ergebnisse der ersten Phase
der Studie präsentiert wurden, erst einige Tage nach einer
öffentlichkeitswirksamen Pressekonferenz der wissenschaftliche
Bericht vorgestellt wurde. Schölzel wirft der Regierung vor, so
eine wissenschaftliche Diskussion über die Studie behindert zu
haben. Denn mit der Pressekonferenz sei "die Erzählung, dass Kinder
Corona bremsen würden", schon in der Welt gewesen. In der
Diskussion verteidigt Berner die Studie der TU Dresden und auch die
Ergebnisse. "Allerdings ist das, was wir da gemacht haben, auch nur
ein Blick in die Vergangenheit gewesen. Das ist bei Antikörpertests
immer so", betont er. Zudem wurden die Tests mit den teilnehmenden
Schülern und Lehrern bisher jeweils nach Phasen niedrigen
Infektionsgeschehens in Sachsen durchgeführt. Das gewonnene Bild
der Studie könnte sich in der dritten Phase nun ändern. "Ich bin
mir sicher, dass wir jetzt bei mehr Kindern und Lehrern
durchgemachte Infektionen feststellen können." Sachsen war im
November und Dezember schließlich lange Zeit das am stärksten von
Corona betroffene Bundesland. Für die dritte Phase der Studie
sollten eigentlich schon vor Weihnachten alle Proben genommen
werden. "Wegen des Lockdowns hat sich das jetzt allerdings
verzögert", erklärt Berner. "Unmittelbar nach Wiederöffnung der
Schulen soll das fortgesetzt werden". Inwiefern die weiteren
Ergebnisse die Entscheidungen der sächsischen Regierung
beeinflussen, vermag Berner nicht abzuschätzen. Dass die Studie im
vergangenen Sommer weltweite Beachtung gefunden hat, ist für Berner
rückblickend nicht immer angenehm gewesen. Denn sogar der ehemalige
US-Präsident Donald Trump hatte sich darauf bezogen, um Kinder als
grundimmun gegen Corona zu bezeichnen. "Vor diesem Hintergrund
würde ich heute Kinder nicht mehr als Bremsklötze für
Corona-Infektionen bezeichnen", so Berner. Die gesamte Diskussion
zwischen den Wissenschaftlern Reinhard Berner und Hagen Schölzel
können Sie sich in dieser Folge CoronaCast anhören. Das
Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am
Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander
getrennt an verschiedenen Orten.
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