Wie Corona Krematorien ans Limit bringt
Gerold Münster, Chef des Krematoriums in Döbeln, über die aktuell
angespannte Corona-Lage
29 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 3 Jahren
Die Zahl neuer Infektionen mit dem Coronavirus gehen
deutschlandweit zurück, auch in Sachsen. "Für unseren Bereich kann
ich einen Rückgang der Fälle jedoch noch nicht beobachten. Ich
hoffe aber, dass die Entwicklung sich bald bemerkbar macht", sagt
Gerold Münster. Der Geschäftsführer des Krematoriums in Döbeln
spricht im CoronaCast, dem Podcast von Sächsische.de zur Pandemie,
über die momentan äußerst angespannte Situation in seiner Branche.
Der 47-Jährige blickt auf nun inzwischen mehr als zwei Monate
anhaltend hohen Arbeitsdruck für sich und seine Mitarbeiter zurück.
Im Oktober vergangenen Jahres hätte man eine stetig wachsende Zahl
an Sterbefällen bemerkt. Sukzessive seien dann täglich immer mehr
Särge im Krematorium angekommen. "Rund um Weihnachten war dann der
Höhepunkt erreicht." Um die momentane Lage zu beschreiben, zieht
Münster Vergleichszahlen heran. "Im Dezember 2020 hatten wir in
Döbeln rund 50 Prozent mehr Einäscherungen als durchschnittlich in
diesem Monat in den vergangenen fünf Jahren." Die Anlage sei
deshalb fast durchgehend in Betrieb, die Mitarbeiter jeden Tag da,
auch an Feiertagen und Wochenenden. "Und trotzdem ist es an manchen
Tagen so, dass wir abends mehr Särge auf dem Gelände haben als noch
am Morgen." Von den Betreibern anderer sächsischer Krematorien weiß
Münster, dass die Lage dort vergleichbar ist. "Eine Entspannung ist
bei allen noch nicht zu spüren." Für Münster haben die
Sterbezahlen, die im Zusammenhang mit der Corona-Lage derzeit noch
anhaltend hoch sind, logistische Herausforderungen zur Folge. Etwa
doppelt so viele Särge wie eigentlich in der Anlage angenommen
werden können, lagern derzeit auf dem Gelände. "Jenseits unserer
regulären Kapazitäten müssen wir auf ungekühlte Räume ausweichen.
Deshalb dient jetzt unsere Trauerhalle als Lager." Das sei aber nur
aufgrund der momentan niedrigen Außentemperaturen möglich. Außerdem
parkt auf dem Gelände ein Sattelauflieger mit großem Kühlaggregat.
"Den hatten wir im Dezember vorsorglich angeschafft, inzwischen ist
er im Dauerbetrieb." Anders als die Trauerhalle könne der große
Lkw-Anhänger auch noch bei höheren Außentemperaturen genutzt
werden. Für Münster ist klar: "Das Team hat meinen größten Respekt.
Seit Wochen stellt sich jeder ohne zu murren dieser momentanen
Aufgabe." Die Arbeit in einem Krematorium ist nämlich nicht nur
psychisch, sondern auch körperlich anstrengend. Zudem würde mit
einem Rückgang der Sterbezahlen auch das allgemeine Interesse
wieder nachlassen. "Denn wir wollen nicht so sehr in die
Öffentlichkeit. Uns genügt eigentlich die stille Anerkennung für
unsere Arbeit." Außerdem erläutert Gerold Münster in dem
Podcast-Gespräch, ob sich Einäscherungen von Corona-Toten von
gewöhnlichen unterscheiden, welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen
seine Mitarbeiter treffen müssen, und er gibt Einblicke in die
Arbeitsweisen und Abläufe seiner Branche. Das Podcast-Gespräch
wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch
beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an
verschiedenen Orten.
deutschlandweit zurück, auch in Sachsen. "Für unseren Bereich kann
ich einen Rückgang der Fälle jedoch noch nicht beobachten. Ich
hoffe aber, dass die Entwicklung sich bald bemerkbar macht", sagt
Gerold Münster. Der Geschäftsführer des Krematoriums in Döbeln
spricht im CoronaCast, dem Podcast von Sächsische.de zur Pandemie,
über die momentan äußerst angespannte Situation in seiner Branche.
Der 47-Jährige blickt auf nun inzwischen mehr als zwei Monate
anhaltend hohen Arbeitsdruck für sich und seine Mitarbeiter zurück.
Im Oktober vergangenen Jahres hätte man eine stetig wachsende Zahl
an Sterbefällen bemerkt. Sukzessive seien dann täglich immer mehr
Särge im Krematorium angekommen. "Rund um Weihnachten war dann der
Höhepunkt erreicht." Um die momentane Lage zu beschreiben, zieht
Münster Vergleichszahlen heran. "Im Dezember 2020 hatten wir in
Döbeln rund 50 Prozent mehr Einäscherungen als durchschnittlich in
diesem Monat in den vergangenen fünf Jahren." Die Anlage sei
deshalb fast durchgehend in Betrieb, die Mitarbeiter jeden Tag da,
auch an Feiertagen und Wochenenden. "Und trotzdem ist es an manchen
Tagen so, dass wir abends mehr Särge auf dem Gelände haben als noch
am Morgen." Von den Betreibern anderer sächsischer Krematorien weiß
Münster, dass die Lage dort vergleichbar ist. "Eine Entspannung ist
bei allen noch nicht zu spüren." Für Münster haben die
Sterbezahlen, die im Zusammenhang mit der Corona-Lage derzeit noch
anhaltend hoch sind, logistische Herausforderungen zur Folge. Etwa
doppelt so viele Särge wie eigentlich in der Anlage angenommen
werden können, lagern derzeit auf dem Gelände. "Jenseits unserer
regulären Kapazitäten müssen wir auf ungekühlte Räume ausweichen.
Deshalb dient jetzt unsere Trauerhalle als Lager." Das sei aber nur
aufgrund der momentan niedrigen Außentemperaturen möglich. Außerdem
parkt auf dem Gelände ein Sattelauflieger mit großem Kühlaggregat.
"Den hatten wir im Dezember vorsorglich angeschafft, inzwischen ist
er im Dauerbetrieb." Anders als die Trauerhalle könne der große
Lkw-Anhänger auch noch bei höheren Außentemperaturen genutzt
werden. Für Münster ist klar: "Das Team hat meinen größten Respekt.
Seit Wochen stellt sich jeder ohne zu murren dieser momentanen
Aufgabe." Die Arbeit in einem Krematorium ist nämlich nicht nur
psychisch, sondern auch körperlich anstrengend. Zudem würde mit
einem Rückgang der Sterbezahlen auch das allgemeine Interesse
wieder nachlassen. "Denn wir wollen nicht so sehr in die
Öffentlichkeit. Uns genügt eigentlich die stille Anerkennung für
unsere Arbeit." Außerdem erläutert Gerold Münster in dem
Podcast-Gespräch, ob sich Einäscherungen von Corona-Toten von
gewöhnlichen unterscheiden, welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen
seine Mitarbeiter treffen müssen, und er gibt Einblicke in die
Arbeitsweisen und Abläufe seiner Branche. Das Podcast-Gespräch
wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch
beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an
verschiedenen Orten.
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