Im Höllenkreis der Telefonistin

Im Höllenkreis der Telefonistin

14. Dezember 1921
8 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 2 Jahren
Das Fräulein vom Amt nahm Anrufe entgegen, wählte die gewünschte
Zielperson an und begrüßte diese mit dem Satz „Jetzt kommt ein
Gespräch für sie!“. Dann verband sie die beiden Seiten zu einem
Gespräch. 1907 arbeiteten 16.000 Frauen in diesem Beruf, für den
sie jung, ledig und „aus gutem Hause“ sein mussten. Darüber hinaus
waren Schulbildung und Fremdsprachenkenntnisse gewünscht, die
Bezahlung war aber daraufhin konzipiert, eine, heut würde man
sagen, Single-Frau zu ernähren. Mit fortschreitender
Automatisierung starb das Berufsbild (mit der Ausnahme von
Telefonanlagen großer Firmengebäude) langsam aus, jedoch wurde erst
1966 das letzte Ortsnetz der alten Bundesrepublik automatisiert.
Aber eines ändert sich nicht: Der Frust der Telefonierenden, wenn
sie anstatt verbunden zu werden irgendwo im Nirvana des Netzes
landen und von Neuem wählen müssen. Heutzutage schimpfen wir auf
die Technik, den Provider. Wie man sich vorstellen kann, richtete
sich dieser Frust vor hundert Jahren auf die Telefonistinnen, wovon
der Text des Prager Schriftstellers Richard Katz aus der Vossischen
vom 14. Dezember 1921 Zeugnis ablegt. Zusammen mit dem Autor
steigert sich Frank Riede in Rachephantasien hinein.

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