Welcher Film läuft im Reichstag?

Welcher Film läuft im Reichstag?

23. Februar 1921
9 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 3 Jahren
Dass die rasant populärer und ubiquitärer werdende Kinematographie
ein gesundheitliches Risiko für die Allgemeinheit darstellen
könnte, wurde sehr ernsthaft, manchmal alarmistisch, auch in den
20er Jahren vorgebracht. Kollektive Hysterie und andere
Nervenerkrankungen würden durch den Konsum des Bewegtbildes in den
unzähligen Kinos hervorgerufen. Paul Gutmann wagt in seinem
Feuilleton vom 23. Februar im Berliner Tagblatt das Gedankenspiel,
sich Berlin in naher Zukunft vorzustellen, in dem alle Bewohner vom
Kino vereinnahmt sind, in dem sich der Lebensalltag den
Kinonarrativen angeglichen hat. Mit beißender Ironie spielt er mit
den fortschrittsoptimistischen Hoffnungen, aber auch mit den
erwähnten gesundheitlichen Gefahren, die an die Kinematographie
geknüpft wurden. Das Leben ist ein Film, die Menschen leben nur von
großen Gesten, emotionalen Extremen und wirren Kriminalgeschichten.
Jede Straßenszene ist ein Filmbild. Auf diese halluzinatorische
Reise nimmt uns Frank Riede mit. Auch dieser Text enthält das
N-Wort verbunden mit einer stereotypen Darstellung.

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