Klinische Verlaufsdokumentation der Enzymersatztherapie mit Alglucosidase alfa über ein Jahr bei 44 adulten Patienten mit Glykogenose Typ II
Beschreibung
vor 13 Jahren
Hintergrund: Die Glykogenose Typ II (Morbus Pompe) vom adulten Typ
ist eine autosomal rezessiv vererbte, progressive, lysosomale
Glykogenspeicherkrankheit, die durch den Mangel des lysosomalen
Enzyms saure α-1,4-Glukosidase, durch Mutationen im Gen für dieses
Enzym verursacht, geprägt ist. Klinisch ist sie charakterisiert
durch eine Schwäche und Atrophie der Skelett- und Atemmuskulatur,
resultierend in motorischer, v.a. Gehschwäche bis
Rollstuhlpflichtigkeit und respiratorischer Einschränkung bis
Insuffizienz. 2006 wurde das rekombinante humane Enzym
alglucosidose alfa der Firma Genzyme zur Enzymersatztherapie (EET)
für alle Formen des Morbus Pompe zugelassen. Methoden: In einer
multizentrischen, offenen klinischen Beobachtungsstudie wurde die
Wirksamkeit und Verträglichkeit der EET mit alglucosidase alfa in
einem Patientenkollektiv von 44 adulten Morbus Pompe Patienten mit
variablen Krankheitsausprägungen untersucht. Die zehn
Untersuchungen bestanden aus einem Arm Function Test (AFT), dem
Walton Gardner Medwin Scale (WGMS), den vier Timed Funktion Tests
10 Meter gehen, 4 Stufen Steigen, 6 Minuten Gehen und Aufstehen aus
dem Liegen, der Erfassung des MRC-Summenscores, der Messung der
Vitalkapazität in der Lungenfunktion, der Messung des
CK-Serumlevels sowie dem selbstauszufüllenden Fragenbogen SF-36.
Alle diese Tests wurden vor Beginn der EET sowie alle drei Monate
und nach Abschluss eines Jahres der Therapie durchgeführt.
Ergebnisse: Unter der EET kam es bei ca. 10 % der Patienten zu
geringeren allergischen Reaktionen, die erfolgreich mit
Antihistaminika und Kortikosteroiden behandelt werden konnten. Es
traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf. Kein Patient brach
die Therapie ab, kein Patient verstarb und kein Patient wurde neu
beatmungspflichtig. Bei den meisten Tests zeigten sich keine
signifikanten Veränderungen nach einem Jahr EET im Vergleich zur
Anfangszeitpunkt. Ausnahmen waren das CK-Serumlevel, das sich
signifikant in der Gesamtgruppe sowie besonders in der Untergruppe
der Frauen verringerte, sowie die beiden Timed Funktion Tests
Aufstehen aus dem Liegen und 6 Minuten Gehen, bei denen sich
signifikant die Zeit verringerte bzw. die Gehstrecke verlängerte.
Letzteres traf besonders auf eine Untergruppe von fünf gehfähigen
Patienten zu, die während der EET auf einem Fahrradergometer
trainierten. Fazit: Alglucosidase alfa stellt sich bisher als
sichere Therapie für Patienten mit Glykogenose Typ II vom adulten
Typ dar. Die klinischen Testergebnisse aus dieser 1-Jahres-Studie
sowie aus anderen Studien deuten auf eine Stabilisierung der
neuromuskulären Funktion mit milden funktionellen Verbesserungen,
v.a. unter begleitendem Training, hin [Angelini et al., 2009; Van
der Ploeg et al., 2010; Bembi et al., 2010]. Trotz der hohen
Jahrestherapiekosten von ca. 500.000,- EUR sollte die EET bei
Patienten mit gesicherter Glykogenose Typ II daher fortgeführt
werden. Ausblick: In weiteren, länger angelegten Studien sind die
langfristige Verträglichkeit sowie klinische Wirksamkeit über einen
längeren Zeitraum als ein bis zwei Jahre hinaus zu untersuchen.
Außerdem ist die Rolle der Ernährung sowie des körperlichen
Trainings unter EET bisher nicht bekannt. Ausblickend werden
schließlich neue Therapieformen wie Chaperon-Therapie oder
Gentherapie erforscht.
ist eine autosomal rezessiv vererbte, progressive, lysosomale
Glykogenspeicherkrankheit, die durch den Mangel des lysosomalen
Enzyms saure α-1,4-Glukosidase, durch Mutationen im Gen für dieses
Enzym verursacht, geprägt ist. Klinisch ist sie charakterisiert
durch eine Schwäche und Atrophie der Skelett- und Atemmuskulatur,
resultierend in motorischer, v.a. Gehschwäche bis
Rollstuhlpflichtigkeit und respiratorischer Einschränkung bis
Insuffizienz. 2006 wurde das rekombinante humane Enzym
alglucosidose alfa der Firma Genzyme zur Enzymersatztherapie (EET)
für alle Formen des Morbus Pompe zugelassen. Methoden: In einer
multizentrischen, offenen klinischen Beobachtungsstudie wurde die
Wirksamkeit und Verträglichkeit der EET mit alglucosidase alfa in
einem Patientenkollektiv von 44 adulten Morbus Pompe Patienten mit
variablen Krankheitsausprägungen untersucht. Die zehn
Untersuchungen bestanden aus einem Arm Function Test (AFT), dem
Walton Gardner Medwin Scale (WGMS), den vier Timed Funktion Tests
10 Meter gehen, 4 Stufen Steigen, 6 Minuten Gehen und Aufstehen aus
dem Liegen, der Erfassung des MRC-Summenscores, der Messung der
Vitalkapazität in der Lungenfunktion, der Messung des
CK-Serumlevels sowie dem selbstauszufüllenden Fragenbogen SF-36.
Alle diese Tests wurden vor Beginn der EET sowie alle drei Monate
und nach Abschluss eines Jahres der Therapie durchgeführt.
Ergebnisse: Unter der EET kam es bei ca. 10 % der Patienten zu
geringeren allergischen Reaktionen, die erfolgreich mit
Antihistaminika und Kortikosteroiden behandelt werden konnten. Es
traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf. Kein Patient brach
die Therapie ab, kein Patient verstarb und kein Patient wurde neu
beatmungspflichtig. Bei den meisten Tests zeigten sich keine
signifikanten Veränderungen nach einem Jahr EET im Vergleich zur
Anfangszeitpunkt. Ausnahmen waren das CK-Serumlevel, das sich
signifikant in der Gesamtgruppe sowie besonders in der Untergruppe
der Frauen verringerte, sowie die beiden Timed Funktion Tests
Aufstehen aus dem Liegen und 6 Minuten Gehen, bei denen sich
signifikant die Zeit verringerte bzw. die Gehstrecke verlängerte.
Letzteres traf besonders auf eine Untergruppe von fünf gehfähigen
Patienten zu, die während der EET auf einem Fahrradergometer
trainierten. Fazit: Alglucosidase alfa stellt sich bisher als
sichere Therapie für Patienten mit Glykogenose Typ II vom adulten
Typ dar. Die klinischen Testergebnisse aus dieser 1-Jahres-Studie
sowie aus anderen Studien deuten auf eine Stabilisierung der
neuromuskulären Funktion mit milden funktionellen Verbesserungen,
v.a. unter begleitendem Training, hin [Angelini et al., 2009; Van
der Ploeg et al., 2010; Bembi et al., 2010]. Trotz der hohen
Jahrestherapiekosten von ca. 500.000,- EUR sollte die EET bei
Patienten mit gesicherter Glykogenose Typ II daher fortgeführt
werden. Ausblick: In weiteren, länger angelegten Studien sind die
langfristige Verträglichkeit sowie klinische Wirksamkeit über einen
längeren Zeitraum als ein bis zwei Jahre hinaus zu untersuchen.
Außerdem ist die Rolle der Ernährung sowie des körperlichen
Trainings unter EET bisher nicht bekannt. Ausblickend werden
schließlich neue Therapieformen wie Chaperon-Therapie oder
Gentherapie erforscht.
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