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vor 14 Jahren
Medium Religion | Künstler Interview
Der iranische Künstler Barbad Golshiri spricht über seine Arbeit
"mΛmı" (2008), die im Rahmen der Ausstellung Medium Religion
21.11.2008-19.04.2009 im ZKM | Museum für Neue Kunst zu
sehen war.
Die religiösen Bewegungen der Gegenwart operieren in erster Linie
mit Bildern, die sich mittels der Massenmedien fast
augenblicklich über die ganze Welt verbreiten lassen. Die
elektronischen Bildmedien Video und Fernsehen sind zu den
ausgesuchten Medien der religiösen Propaganda geworden, da sie
sich besonders schnell produzieren und verbreiten lassen. Die
Rückkehr der Religionen, von der man heute spricht, bedeutet also
nicht unbedingt, dass heutzutage mehr Menschen gläubig geworden
sind, sondern vielmehr, dass sich die Religionen aus der privaten
Sphäre des persönlichen Glaubens heraus in die öffentliche Sphäre
der visuellen Kommunikation bewegt haben. Die Religionen
funktionieren dabei zum einen als repetitive Maschinerien zur
massenmedialen Verbreitung von mechanisch produzierten
Bildern.
Zum anderen hat diese Repetition ihr Vorbild in der
Wiederholbarkeit des religiösen Rituals, das der Entstehung aller
späteren medialen Techniken der Reproduktion zu Grunde liegt. Die
ursprünglichen Medien der Religion waren die Schrift und das Buch
mit der gleichen Aufgabe der Verbreitung des Glaubens. Der Text
diente allerdings auch dazu, den Glauben zu kanonisieren. Ohne
Schrift keine Kirche, ohne Schriftrollen kein Glauben. Die
Religion war also von Anfang an nicht nur an Medien gebunden,
sondern war vielmehr durch den Anspruch der Wiederholbarkeit, den
das Ritual verkörperte, selbst ein Medium. Die Religion bediente
sich also nicht nur der Medien Schrift und Bild, sondern ist
selbst ein Medium: Die Religion als Medium komplementiert die
Medien als Religion.
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