Beschreibung
vor 3 Jahren
Auf praktischer Ebene ist der binäre Code Recht/Unrecht einfach zu
handhaben. Der eine Wert negiert den anderen: Es gibt kein
ausgeschlossenes Drittes, nur entweder/oder. Der Code kann nur als
Unterscheidung praktiziert werden. Dahinter stehen jedoch
komplizierte logische Strukturen, die in der Theorie sozialer
Systeme als re-entry bezeichnet werden. Der mathematische Begriff
geht auf George Spencer Brown („Laws of Form“) zurück und
bezeichnet den Wiedereintritt einer Form in die Form. Übertragen
auf Kommunikation heißt re-entry: Die Unterscheidung von Recht und
Unrecht erzeugt eine Form. Denn durch das Einziehen dieser
Differenz (Grenze, Linie, Schnitt) wird ein Raum in zwei Hälften
geteilt. Die erzeugte Unterscheidung kann nun wieder in das zuvor
Unterschiedene eingeführt werden, und zwar auf beiden Seiten der
Unterscheidung. Jedes Mal nun, wenn die Unterscheidung
Recht/Unrecht angewendet wird, kreuzt das System die Grenze seiner
Form. Das Kreuzen (Crossing) erfolgt symmetrisch: Die
Unterscheidung wird auf beiden Seiten des zuvor Unterschiedenen
wieder eingeführt. Dies wird als doppelter Wiedereintritt der Form
in die Form bezeichnet. Das re-entry erfolgt in beide Richtungen.
Die Form des Codes ist also symmetrisch. Seine Anwendung im System
erfolgt jedoch asymmetrisch, weil das System einen Präferenzwert
hat: Das Recht operiert nur auf der Seite des Rechts. Durch
Konditionalprogramme wird der symmetrische Code darum
asymmetrisiert: Wenn-dann-Bedingungen regeln auf beiden Seiten des
Codes, wie sowohl Recht als auch Unrecht jeweils rechtmäßig zu
behandeln sind. Erst dadurch schließt sich das System gegenüber der
Umwelt, denn nur das Recht gewährleistet die einzigartige Funktion,
ausschließlich rechtmäßig zwischen Recht und Unrecht zu
unterscheiden. Durch die asymmetrische Anwendung des Codes sind
zugleich Konflikte zwischen den Code-Werten im System
ausgeschlossen. Offenkundig operiert das System nur auf der
positiven Seite. Empirisch lässt sich das in jeder
Rechtskommunikation leicht erkennen. Konflikte zwischen Code-Werten
können darum nur zwischen konkurrierenden Systemen entstehen, die
verschiedene Logiken zugrunde legen, etwa einst Kirchenrecht vs.
weltliches Recht. Das doppelte re-entry auf beiden Seiten der Form
ist jedoch nicht der Normalfall. Bei der System-Umwelt-Differenz,
mit der sich das System selbst von der Umwelt abgrenzt, erfolgt das
re-entry nur auf der Seite des Systems: Das Rechtssystem führt die
Differenz, mit der es sich von der Umwelt abgrenzt, wieder in sich
selbst (in das Unterschiedene) ein. Die Umwelt kann das nicht. Der
Begriff ist unspezifisch und wird nur zur Abgrenzung mitgeführt.
Die Umwelt ist für das System nur ein vager Zustand, der unmarked
state. Auch wenn es in der realen Welt natürlich Differenzen gibt,
so werden sie mit diesem Begriff nicht spezifiziert. Das System
schreibt sich durch seine System-Umwelt-Differenz also in die
Umwelt ein, aber nicht die Umwelt in das System. Die Umwelt ist nur
das Produkt der Grenzziehung, mit der sich das System selbst als
Recht definiert. Sie repräsentiert gewissermaßen das Unrecht – als
Auslösesignal für die Operationen des Systems. Mit zweiwertigen
Codes bauen Systeme Bistabilität auf. Jeweils eine Seite des Codes
bildet den Anschlusspunkt für die nächste Operation auf der anderen
Seite. Anders gesagt: Der Anschlusspunkt wird abwechselnd von der
einen Seite auf die andere verlagert. Wie bei einem Kippschalter
gibt es nur An/Aus, oder wie in der Computertechnologie nur die
Werte 1/0, positiv/negativ. Bistabile Systeme sind somit Systeme
mit eingebauter Unterscheidung, die zwei Zustände annehmen können,
indem sie die Grenze ihrer Form in beide Richtungen kreuzen. Die
Anschlusspunkte sind logisch nur nacheinander benutzbar, nicht
gleichzeitig. ... Vollständiger Artikel auf der Website
https://www.luhmaniac.de/podcast/codierung-programmierung-bistabilitaet-re-entry
handhaben. Der eine Wert negiert den anderen: Es gibt kein
ausgeschlossenes Drittes, nur entweder/oder. Der Code kann nur als
Unterscheidung praktiziert werden. Dahinter stehen jedoch
komplizierte logische Strukturen, die in der Theorie sozialer
Systeme als re-entry bezeichnet werden. Der mathematische Begriff
geht auf George Spencer Brown („Laws of Form“) zurück und
bezeichnet den Wiedereintritt einer Form in die Form. Übertragen
auf Kommunikation heißt re-entry: Die Unterscheidung von Recht und
Unrecht erzeugt eine Form. Denn durch das Einziehen dieser
Differenz (Grenze, Linie, Schnitt) wird ein Raum in zwei Hälften
geteilt. Die erzeugte Unterscheidung kann nun wieder in das zuvor
Unterschiedene eingeführt werden, und zwar auf beiden Seiten der
Unterscheidung. Jedes Mal nun, wenn die Unterscheidung
Recht/Unrecht angewendet wird, kreuzt das System die Grenze seiner
Form. Das Kreuzen (Crossing) erfolgt symmetrisch: Die
Unterscheidung wird auf beiden Seiten des zuvor Unterschiedenen
wieder eingeführt. Dies wird als doppelter Wiedereintritt der Form
in die Form bezeichnet. Das re-entry erfolgt in beide Richtungen.
Die Form des Codes ist also symmetrisch. Seine Anwendung im System
erfolgt jedoch asymmetrisch, weil das System einen Präferenzwert
hat: Das Recht operiert nur auf der Seite des Rechts. Durch
Konditionalprogramme wird der symmetrische Code darum
asymmetrisiert: Wenn-dann-Bedingungen regeln auf beiden Seiten des
Codes, wie sowohl Recht als auch Unrecht jeweils rechtmäßig zu
behandeln sind. Erst dadurch schließt sich das System gegenüber der
Umwelt, denn nur das Recht gewährleistet die einzigartige Funktion,
ausschließlich rechtmäßig zwischen Recht und Unrecht zu
unterscheiden. Durch die asymmetrische Anwendung des Codes sind
zugleich Konflikte zwischen den Code-Werten im System
ausgeschlossen. Offenkundig operiert das System nur auf der
positiven Seite. Empirisch lässt sich das in jeder
Rechtskommunikation leicht erkennen. Konflikte zwischen Code-Werten
können darum nur zwischen konkurrierenden Systemen entstehen, die
verschiedene Logiken zugrunde legen, etwa einst Kirchenrecht vs.
weltliches Recht. Das doppelte re-entry auf beiden Seiten der Form
ist jedoch nicht der Normalfall. Bei der System-Umwelt-Differenz,
mit der sich das System selbst von der Umwelt abgrenzt, erfolgt das
re-entry nur auf der Seite des Systems: Das Rechtssystem führt die
Differenz, mit der es sich von der Umwelt abgrenzt, wieder in sich
selbst (in das Unterschiedene) ein. Die Umwelt kann das nicht. Der
Begriff ist unspezifisch und wird nur zur Abgrenzung mitgeführt.
Die Umwelt ist für das System nur ein vager Zustand, der unmarked
state. Auch wenn es in der realen Welt natürlich Differenzen gibt,
so werden sie mit diesem Begriff nicht spezifiziert. Das System
schreibt sich durch seine System-Umwelt-Differenz also in die
Umwelt ein, aber nicht die Umwelt in das System. Die Umwelt ist nur
das Produkt der Grenzziehung, mit der sich das System selbst als
Recht definiert. Sie repräsentiert gewissermaßen das Unrecht – als
Auslösesignal für die Operationen des Systems. Mit zweiwertigen
Codes bauen Systeme Bistabilität auf. Jeweils eine Seite des Codes
bildet den Anschlusspunkt für die nächste Operation auf der anderen
Seite. Anders gesagt: Der Anschlusspunkt wird abwechselnd von der
einen Seite auf die andere verlagert. Wie bei einem Kippschalter
gibt es nur An/Aus, oder wie in der Computertechnologie nur die
Werte 1/0, positiv/negativ. Bistabile Systeme sind somit Systeme
mit eingebauter Unterscheidung, die zwei Zustände annehmen können,
indem sie die Grenze ihrer Form in beide Richtungen kreuzen. Die
Anschlusspunkte sind logisch nur nacheinander benutzbar, nicht
gleichzeitig. ... Vollständiger Artikel auf der Website
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