Beschreibung
vor 4 Jahren
Systemrelevanz: Was ist das eigentlich? Wir retten Banken, weil sie
„too big to fail” sind. Fridays For Future fordern „system change,
not climate change”. Und in der Coronakrise erklärt die
Gesellschaft ihr Klinikpersonal für systemrelevant. Drei globale
Debatten – Zeit, sich das Schwurbelwort näher anzusehen. Welches
System ist jeweils gemeint? Wessen Perspektive wird dabei
eingenommen? Reden wir über das Gleiche? Eine Einordnung mithilfe
der Theorie sozialer Systeme nach Niklas Luhmann. Dabei
unterscheiden wir Kommunikationssysteme von Handlungssystemen.
Luhmanns Theorie sozialer Systeme besagt, dass Gesellschaft durch
Kommunikation evoluiert: Sie entwickelt sich durch Kommunikation.
Ob zum Guten oder Schlechten, ist dahingestellt. In diesem Special
fragen wir uns in Form eines Schlagabtauschs, ob und wie man den
wirren Gebrauch des Modewortes Systemrelevanz mit Luhmanns Theorie
einordnen kann. Wie sich zeigt, lässt sich das Phänomen nicht
allein von der Kommunikationsebene erfassen. Soziale Systeme wie
Politik, Wirtschaft oder Gesundheit operieren zwar durch
Kommunikation. Aber man muss sie auch als Handlungssysteme
begreifen, die einer jeweils eigenen Zweckrationalität unterliegen.
Nur wenn man die Funktion des Systems versteht und seine Zwecke von
Zielen unterscheidet, scheint erfolgversprechende Kommunikation
möglich. Ein System kann man nicht „changen”. Erst Ziele sind
verhandelbar. Unsere Gesprächsthemen sind Was sind Systeme? Welche
Arten von Systemen gibt es? Woher kommt Luhmanns Theorie? Forschung
zu Organismen Prozesshaftigkeit der Evolution Luhmanns Übertragung
der Autopoiesis auf Kommunikation Was sind Funktionssysteme? Wie
konnten sie entstehen? Funktionale Ausdifferenzierung von Politik,
Wirtschaft, Wissenschaft usw. Selbstrekursivität von Systemen
Systemrelevanz als politischer Begriff mit rechtlichen Folgen:
Banken werden stärker reguliert, Berufsgruppen genießen im
Krisenfall Sonderrechte Banken als Subsystem der Wirtschaft
Einzigartige hierarchische Systemorganisation: Konsumenten, Banken,
Zentralbank Psychologische Gründe für Bankenrettung Wechsel auf die
Ebene von Handlungssystemen Kommunikationssysteme müssen auch als
Handlungssysteme mit Zweckrationalität begriffen werden (Luhmann
1973: „Zweckbegriff und Systemrationalität“) Zwecke als
programmatische Anleitungen zu Entscheidungen (z.B.
Parteiprogramme) Zwecke als Ziele von Handlung Normative Bedeutung
für die Handelnden Per definitionem erstrebenswert: Zwecke werden
nicht in Frage gestellt Zwecke lassen das Handeln alternativlos
erscheinen Zwecke als blinder Fleck Ziele sind verhandelbar Weitere
Aspekte der globalen Debatten Systemrelevanz als Frage der
persönlichen Betroffenheit Systemrelevanz als Medien-Frame mit
populistischem Charakter Relevanz als Perspektivfrage: Wikipedia
fokussiert auf die Sicht von Banken und Großunternehmen Relevanz
aus Gesellschaftsperspektive: Staat, Gewaltenteilung, Parlamente
u.v.m. Fridays For Future: Dreifach-Adressierung an Politik,
Wirtschaft, Gesellschaft Vorteil: viele Debatten Nachteil:
Unterdifferenzierungen, Ebenenverlagerung, Verwässerung
Klimaschutz: Systemrelevanz als Frage von globalem Recht Risiken
für Konzerne oder Regierungen bedeuten Gefahren für die
Gesellschaft Barrieren der Kommunikation überwinden: Wie stellt man
die „richtigen” Fragen? Unser Fazit Der anfangs negativ konnotierte
Begriff „Systemrelevanz” hat sich zu einem populistischen
Medien-Frame gewandelt und wird in beliebigen Kontexten verwendet.
In Debatten muss gefragt werden, welches System im konkreten Fall
gemeint ist und wessen Perspektive (nicht) eingenommen wird.
Debatten über „System Change” erfordern es, die Funktion eines
Systems zu verstehen: Was leistet es für die Gesellschaft, was ist
schützenswert? Zwecke, die der Funktion dienen, lassen sich kaum
hinterfragen. Ziele sind dagegen variabel und verhandelbar –
solange die Zweckrationalität des Systems in der Argumentation
plausibel gewahrt wird.
„too big to fail” sind. Fridays For Future fordern „system change,
not climate change”. Und in der Coronakrise erklärt die
Gesellschaft ihr Klinikpersonal für systemrelevant. Drei globale
Debatten – Zeit, sich das Schwurbelwort näher anzusehen. Welches
System ist jeweils gemeint? Wessen Perspektive wird dabei
eingenommen? Reden wir über das Gleiche? Eine Einordnung mithilfe
der Theorie sozialer Systeme nach Niklas Luhmann. Dabei
unterscheiden wir Kommunikationssysteme von Handlungssystemen.
Luhmanns Theorie sozialer Systeme besagt, dass Gesellschaft durch
Kommunikation evoluiert: Sie entwickelt sich durch Kommunikation.
Ob zum Guten oder Schlechten, ist dahingestellt. In diesem Special
fragen wir uns in Form eines Schlagabtauschs, ob und wie man den
wirren Gebrauch des Modewortes Systemrelevanz mit Luhmanns Theorie
einordnen kann. Wie sich zeigt, lässt sich das Phänomen nicht
allein von der Kommunikationsebene erfassen. Soziale Systeme wie
Politik, Wirtschaft oder Gesundheit operieren zwar durch
Kommunikation. Aber man muss sie auch als Handlungssysteme
begreifen, die einer jeweils eigenen Zweckrationalität unterliegen.
Nur wenn man die Funktion des Systems versteht und seine Zwecke von
Zielen unterscheidet, scheint erfolgversprechende Kommunikation
möglich. Ein System kann man nicht „changen”. Erst Ziele sind
verhandelbar. Unsere Gesprächsthemen sind Was sind Systeme? Welche
Arten von Systemen gibt es? Woher kommt Luhmanns Theorie? Forschung
zu Organismen Prozesshaftigkeit der Evolution Luhmanns Übertragung
der Autopoiesis auf Kommunikation Was sind Funktionssysteme? Wie
konnten sie entstehen? Funktionale Ausdifferenzierung von Politik,
Wirtschaft, Wissenschaft usw. Selbstrekursivität von Systemen
Systemrelevanz als politischer Begriff mit rechtlichen Folgen:
Banken werden stärker reguliert, Berufsgruppen genießen im
Krisenfall Sonderrechte Banken als Subsystem der Wirtschaft
Einzigartige hierarchische Systemorganisation: Konsumenten, Banken,
Zentralbank Psychologische Gründe für Bankenrettung Wechsel auf die
Ebene von Handlungssystemen Kommunikationssysteme müssen auch als
Handlungssysteme mit Zweckrationalität begriffen werden (Luhmann
1973: „Zweckbegriff und Systemrationalität“) Zwecke als
programmatische Anleitungen zu Entscheidungen (z.B.
Parteiprogramme) Zwecke als Ziele von Handlung Normative Bedeutung
für die Handelnden Per definitionem erstrebenswert: Zwecke werden
nicht in Frage gestellt Zwecke lassen das Handeln alternativlos
erscheinen Zwecke als blinder Fleck Ziele sind verhandelbar Weitere
Aspekte der globalen Debatten Systemrelevanz als Frage der
persönlichen Betroffenheit Systemrelevanz als Medien-Frame mit
populistischem Charakter Relevanz als Perspektivfrage: Wikipedia
fokussiert auf die Sicht von Banken und Großunternehmen Relevanz
aus Gesellschaftsperspektive: Staat, Gewaltenteilung, Parlamente
u.v.m. Fridays For Future: Dreifach-Adressierung an Politik,
Wirtschaft, Gesellschaft Vorteil: viele Debatten Nachteil:
Unterdifferenzierungen, Ebenenverlagerung, Verwässerung
Klimaschutz: Systemrelevanz als Frage von globalem Recht Risiken
für Konzerne oder Regierungen bedeuten Gefahren für die
Gesellschaft Barrieren der Kommunikation überwinden: Wie stellt man
die „richtigen” Fragen? Unser Fazit Der anfangs negativ konnotierte
Begriff „Systemrelevanz” hat sich zu einem populistischen
Medien-Frame gewandelt und wird in beliebigen Kontexten verwendet.
In Debatten muss gefragt werden, welches System im konkreten Fall
gemeint ist und wessen Perspektive (nicht) eingenommen wird.
Debatten über „System Change” erfordern es, die Funktion eines
Systems zu verstehen: Was leistet es für die Gesellschaft, was ist
schützenswert? Zwecke, die der Funktion dienen, lassen sich kaum
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