# 153 Der Tag, an dem... mit Guy Acolatse der erste schwarze Profifußballer Deutschlands beim FC St. Pauli anfing

# 153 Der Tag, an dem... mit Guy Acolatse der erste schwarze Profifußballer Deutschlands beim FC St. Pauli anfing

Es ist der 14. Juli 1963
13 Minuten
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Geschichten, die Hamburgs Geschichte prägten

Beschreibung

vor 3 Jahren
1963 ist ein ereignisreiches Jahr: US-Präsident John F. Kennedy
wird ermordet. Bürgerrechtler Martin Luther King hält seine
berühmte Rede „I Have a Dream“. Ein Grubenunglück endet mit dem
„Wunder von Lengede“, der Rettung von elf Bergleuten. Und in
Hamburg reden monatelang alle über ihn: den Schwarzen auf dem
Fußballplatz, dessen Namen die Leute sich nicht merken können –
nicht merken wollen. „Schokolatse“ nennen sie ihn, manchmal auch
„Akolapse“, „Apokalypse“ oder „Eukalyptus“.Guy Acolatse ist der
erste schwarze Profi in der deutschen Fußballgeschichte – und sorgt
in Hamburg für jede Menge Wirbel. Schon Wochen bevor der Togolese
in Hamburg ankommt, berichten die Zeitungen über den damals
sensationellen Spieler-Transfer. „Schwarz wie die Nacht, schnell
wie eine Antilope und schussstark wie eine Elefantenbüchse“,
schreibt „Bild“ und ist erstaunt, über welche Fähigkeiten er noch
verfügt: „Er kann Schreibmaschine schreiben, er kann Fußball
spielen!“ Als Acolatse am 14. Juli 1963 mit dem Taxi am
Millerntorstadion vorfährt, ist er irritiert über die vielen
Menschen, die dort herumstehen und ihn anstarren, als wäre er ein
Außerirdischer. „Findet heute ein Spiel statt oder was wollen die
Leute hier?“, fragt Acolatse seinen Trainer Otto Westphal bei der
Begrüßung. Der lacht nur: „Nein, nein, die sind alle wegen dir
gekommen!“ Acolatse ist der neue Star des FC St. Pauli – aber nicht
wegen seiner spielerischen Fähigkeiten. Schon nach wenigen Wochen
erhöht Klub-Präsident Wilhelm Koch (1900 bis 1969) die Bezüge
Acolatses um 100 Mark im Monat – damals eine Menge Geld. Warum?
„Weil wir mehr Zuschauer haben, seit du da bist“, so Kochs
Begründung. „Die Leute kommen, um dich zu sehen!“ Tatsächlich zieht
es plötzlich Leute ins Stadion, die sich gar nicht fürs Spiel
interessieren, sondern nur für den „Neger“, von dem alle reden.

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