# 145 der Tag, an dem... sich das Wunder von Neuengamme ereignete
Flammen schlagen aus der Ergasader
5 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Im Deutschen Reich gibt es im November 1910 nur ein Thema: das
„Wunder von Neuengamme“. Viele, viele Schaulustige machen sich auf
den Weg nach Vierlanden, weil sie sich mit eigenen Augen von diesem
Phänomen überzeugen wollen. Lange bevor sie es sehen, hören sie es
schon: Das Getöse ist ohrenbetäubend. Die Geschichte beginnt am 3.
November 1910 damit, dass ein paar Mitarbeiter der Hamburger
Wasserwerke im dünn besiedelten Neuengamme ein großes Loch ins
Erdreich bohren. Statt auf Grundwasser, wie erhofft, stoßen sie in
248 Metern Tiefe auf eine Erdgasader. Mit Schlamm, Sand und Wasser
gemischt schießt das Gas unter Zischen und Brausen aus Dem
Bohrloch. Am nächsten Tag, dem 4. November, passiert dann das
Unglück: Weil sich in der Nähe des Bohrlochs ein Lokomobil
befindet, ein dampfgetriebenes Baufahrzeug, entzündet sich das Gas.
Bei der mächtigen Explosion wird der Bohrturm der Wasserwerker in
tausend Teile zerfetzt. Drei riesige Feuersäulen – sie sehen aus
wie ein Flammenkreuz – stehen für drei Wochen über Neuengamme. Vor
allem nachts ein einzigartiger Anblick. Postkarten mit Fotos davon
werden in riesiger Stückzahl gedruckt und gehen um die Welt. Die
Sache hat auf Schaulustige eine derartige Anziehungskraft, dass die
Reichsbahn Sonderfahrten bis zum Bahnhof Bergedorf anbietet. Der
Rest des Weges muss dann zu Fuß zurückgelegt werden: immerhin ein
einstündiger Marsch. Aber für ein „Wunder“ nehmen die Leute das
gerne in Kauf. Nicht nur die Bahn verdient gut an dem Erdgasfund.
Auch die Hamburger Gas-Werke wittern Profite. Es braucht allerdings
einige Anläufe, bis es den Experten gelingt, die riesigen Flammen
zu löschen. Anschließend wird eine 15,3 Kilometer lange Rohrleitung
bis zum nächsten Gaswerk gebaut, um das Erdgas aus Neuengamme
nutzen zu können. Das Vorkommen erweist sich als so groß, dass dem
Hamburger Stadtgas bis 1930 ein 20-prozentiger Erdgas-Anteil
zugesetzt werden kann: 250 Millionen Kubikmeter sind es insgesamt.
Das Gas hat einen Wert von 20 Millionen Goldmark. Es ist damit das
erste Mal in Deutschland, dass ein Erdgasfund kommerziell genutzt
wird – ein kleiner Vorgeschmack auf das Erdgas-Zeitalter, das ein
halbes Jahrhundert später einsetzt.
„Wunder von Neuengamme“. Viele, viele Schaulustige machen sich auf
den Weg nach Vierlanden, weil sie sich mit eigenen Augen von diesem
Phänomen überzeugen wollen. Lange bevor sie es sehen, hören sie es
schon: Das Getöse ist ohrenbetäubend. Die Geschichte beginnt am 3.
November 1910 damit, dass ein paar Mitarbeiter der Hamburger
Wasserwerke im dünn besiedelten Neuengamme ein großes Loch ins
Erdreich bohren. Statt auf Grundwasser, wie erhofft, stoßen sie in
248 Metern Tiefe auf eine Erdgasader. Mit Schlamm, Sand und Wasser
gemischt schießt das Gas unter Zischen und Brausen aus Dem
Bohrloch. Am nächsten Tag, dem 4. November, passiert dann das
Unglück: Weil sich in der Nähe des Bohrlochs ein Lokomobil
befindet, ein dampfgetriebenes Baufahrzeug, entzündet sich das Gas.
Bei der mächtigen Explosion wird der Bohrturm der Wasserwerker in
tausend Teile zerfetzt. Drei riesige Feuersäulen – sie sehen aus
wie ein Flammenkreuz – stehen für drei Wochen über Neuengamme. Vor
allem nachts ein einzigartiger Anblick. Postkarten mit Fotos davon
werden in riesiger Stückzahl gedruckt und gehen um die Welt. Die
Sache hat auf Schaulustige eine derartige Anziehungskraft, dass die
Reichsbahn Sonderfahrten bis zum Bahnhof Bergedorf anbietet. Der
Rest des Weges muss dann zu Fuß zurückgelegt werden: immerhin ein
einstündiger Marsch. Aber für ein „Wunder“ nehmen die Leute das
gerne in Kauf. Nicht nur die Bahn verdient gut an dem Erdgasfund.
Auch die Hamburger Gas-Werke wittern Profite. Es braucht allerdings
einige Anläufe, bis es den Experten gelingt, die riesigen Flammen
zu löschen. Anschließend wird eine 15,3 Kilometer lange Rohrleitung
bis zum nächsten Gaswerk gebaut, um das Erdgas aus Neuengamme
nutzen zu können. Das Vorkommen erweist sich als so groß, dass dem
Hamburger Stadtgas bis 1930 ein 20-prozentiger Erdgas-Anteil
zugesetzt werden kann: 250 Millionen Kubikmeter sind es insgesamt.
Das Gas hat einen Wert von 20 Millionen Goldmark. Es ist damit das
erste Mal in Deutschland, dass ein Erdgasfund kommerziell genutzt
wird – ein kleiner Vorgeschmack auf das Erdgas-Zeitalter, das ein
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