Grundsatz #21: Bürgerliche Werte und ihre moderne Interpretation - mit der Salzburger Landtagspräsidentin Dr. Brigitta Pallauf und CDU-Politikerin Diana Kinnert

Grundsatz #21: Bürgerliche Werte und ihre moderne Interpretation - mit der Salzburger Landtagspräsidentin Dr. Brigitta Pallauf und CDU-Politikerin Diana Kinnert

Das Thema dieser grundsatz-Folge ist der Begriff „bürgerlich“ und dazugehörige Assoziationen, die geprägt sind von gesellschaftlichen wie auch kulturellen Einflüssen. Zu Beginn betont Präsidentin Bettina Rausch die unterschiedlichen Interpretationen, die

Beschreibung

vor 2 Jahren

Das Thema dieser grundsatz-Folge ist der Begriff „bürgerlich“ und
dazugehörige Assoziationen, die geprägt sind von
gesellschaftlichen wie auch kulturellen Einflüssen. Zu Beginn
betont Präsidentin Bettina Rausch die unterschiedlichen
Interpretationen, die mit dem Adjektiv verbunden werden. So könne
bürgerlich mit „Fleiß, Ordnung und Bildung verstanden, aber auch
als altmodischer und überholter Begriff aufgegriffen werden“,
stellt Rausch fest. Außerdem liefert die Präsidentin der
Politischen Akademie Informationen zu der „Bürgerliche
Impulse“-Tour, die es der Politischen Akademie ermöglicht, nach 2
Jahren wieder Veranstaltungen in ganz Österreich
wahrzunehmen. 


 


Zu Gast bei Christian Gerd Laudenbach sind in dieser Episode die
Präsidentin des Salzburger Landtages Dr. Brigitta Pallauf und die
Publizistin und CDU-Politikerin Diana Kinnert. Zu Beginn
definieren Pallauf und Kinnert, was denn nun bürgerlich für sie
bedeute: „Für mich ist das eine Haltung, wie ich mich in die
Gesellschaft einbringe, welche Position ich einnehme und was ich
mir von der Gesellschaft erwarte. Das grundsätzliche Bürgerliche
ist die Freiheit, die wir wollen und jedem zugestehen, und den
Gemeinschaftssinn miteinander in Verbindung zu bringen“, führt
Landtagspräsidentin Pallauf aus. Für Kinnert ist bürgerlich eine
Verantwortung, den Staat mitzugestalten, sowie „ein kultureller
Sammelbegriff für alles, was auf das Bürgertum einer Gesellschaft
zutrifft. In unterschiedlichen historische Perioden oder auch in
unterschiedlichen Systemen bedeutet der Begriff demnach etwas
Anderes.“ 


 


Beide Expertinnen sind sich einig, dass sich der Begriff ständig
weiterentwickle: “Nicht nur das Bürgerliche, sondern auch die
BürgerInnen selbst verändern sich. Es werden neue Gruppierungen
angesprochen, daher verändert sich der Begriff mit den Menschen
mit“, stellt Pallauf fest. Hinsichtlich der negativen
Assoziationen gegenüber dem Begriff fasst Kinnert zusammen: „Man
beneidet das Bürgertum ja auch. Sich beispielsweise über Menschen
lustig zu machen, die Samstags vorhaben den Rasen zu mähen, ist
eigentlich etwas bei dem Viele sagen, dass sie diesen Luxus gerne
selbst hätten. Damit blickt man abfällig auf das, was einem
selbst verwehrt ist. Je nach Lebenslage und -umständen kann sich
das allerdings schnell ändern.“ 


 


Pallauf schließt sich diesen Ausführungen an und betont die
Bedeutung der sich entwickelnden Gesellschaft. Die Jugend wachse
zum Bürgertum heran, da brauche es laut der Salzburger
Landtagspräsidentin die Offenheit für Veränderung wie auch
gemeinsame Orientierung. Auf die Frage, ob die bürgerliche
Kernfamilie die Keimzelle des Staates im 21. Jahrhundert sei,
antwortet Kinnert: „Unsere Gesellschaft ist neuen kulturellen
Bedingungen unterlegen, die Bindungslosigkeit und eine Art von
Hyperflexibilität glorifizieren und Grundwerte wie Verantwortung,
Fürsorge oder Verbindlichkeit herausfordern. Man muss
hinterfragen, ob wir aktuell eine Kultur mitbegründen, in der uns
nicht bewusst ist, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Es
muss klar sein, dass Demokratie und Gemeinschaft auch nur
funktionieren, wenn wir einander vertrauen und verbindlich sind.“
Pallauf ergänzt, dass gerade das Leben in der Pandemie klar
mache, dass der Mensch soziale Kontakte benötige: „Auch die
digitalen Foren und Algorithmen zeigen, dass es um mehr geht als
die Haltung einer liberalen Gesellschaft. Unsere halbe
Wirklichkeit findet mit digitalen Strukturen statt, die nicht auf
einer demokratischen Infrastruktur aufgebaut wurden.“ Auch die
Herausforderungen für die Bürgerlichkeit werden in dieser
grundsatz-Episode angesprochen. So stellt Pallauf klar: „Das
Leben in einem Wohlfahrtsstaat heißt nicht, dass ich auf alles
Anspruch habe. Die Bürgerechte müssen mit Bürgerpflichten
kombiniert werden.“ 


 


Gegen Ende dieser Episode diskutieren die beiden Expertinnen die
Sinnhaftigkeit einer Neudefinition der Bürgerrolle, um die
Orientierung wieder auf das Gemeinwohl zu richten. Kinnert meint
dazu: “Die soziale Sehnsucht und das Interesse für andere ist
eigentlich da, aber wenn es nicht gelingt, dass sich die Menschen
einbringen, muss man sich fragen, an welchen Strukturen es liegen
kann. Es gibt viele Reformmöglichkeiten und Veränderungspotenzial
für Parteien und Unternehmen.“ Pallauf schließt sich diesem
Gedanken an und spricht sich für einen offenen Dialog mit
Jugendlichen aus:“ Politische Lösungen und einen gemeinsamen Weg
zu finden kann ein Kampf sein. Man muss die Menschen direkt
ansprechen, allgemeine Aufrufe verhallen. Diese Kontaktaufnahme
und der Wille zur Kommunikation muss ehrlich und ernst gemeint
sein.“ 


 


Christian Gerd Laudenbach schließt die Gesprächsrunde mit der
Frage, ob die Selbstbezeichnung „bürgerliche Volkspartei“ ein
erfolgsbringendes Konzept sei. In diesem Punkt teilen Pallauf und
Kinnert die Wahrnehmung, dass nicht die Bezeichnung, sondern die
Haltung und Inhalte, die hinter dem Begriff stehen,
ausschlaggebend seien.


 

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