Grundsatz #20: Der Leistungsbegriff und die Wissensgesellschaft - mit Arbeitsminister Mag. Dr. Martin Kocher und Autor Wolf Lotter
Zu Beginn dieser Folge von „grundsatz“ schildert Präsidentin
Bettina Rausch ihre Fassungslosigkeit über den Ukraine-Krieg und
dessen katastrophalen Auswirkungen. Ein Lichtblick sei der vereinte
Aufritt Europas und die immense Hilfs- und Leistungsbereitsch
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vor 2 Jahren
Zu Beginn dieser Folge von „grundsatz“ schildert Präsidentin
Bettina Rausch ihre Fassungslosigkeit über den Ukraine-Krieg und
dessen katastrophalen Auswirkungen. Ein Lichtblick sei der
vereinte Aufritt Europas und die immense Hilfs- und
Leistungsbereitschaft der Bevölkerung. In der Überleitung zum
Thema der Folge betont Rausch die Wichtigkeit des
Leistungsbegriffs für das gesellschaftliche Zusammenleben:
„Leistung ist die Grundvoraussetzung dafür, dass eine
Bürgergesellschaft als Gemeinschaft freier und verantwortlicher
Menschen funktioniert.“ Gemeinsam mit Moderator Christian Gerd
Laudenbach widmen sich Arbeitsminister Mag. Dr. Martin Kocher und
Journalist und Autor Wolf Lotter in dieser Episode dem Begriff
der Leistung. Die Experten sind sich einig, dass der Begriff
negativ aufgeladen sei, und oftmals mit Anstrengung, Wettbewerb
und Druck verbunden werde. Lotter spricht sich nicht nur wegen
der negativen Deutung für eine Neudefinition des Begriffs aus:
„Wir müssen uns anstrengen und sehen, dass Zukunft hart
erarbeitet werden muss, aber diesmal mit Kopfarbeit und nicht
mehr mit Muskelarbeit so wie früher.“ Die Leistung der Menschen
spiele eine prägnante Rolle für unsere Gesellschaft und dürfe
nicht unterschätzt werden: „Durch sogenannte externe Effekte
hilft man, indem man etwas leistet, nicht nur sich selbst,
sondern auch anderen“, betont Arbeitsminister Kocher. Auch die
Neugestaltung des Leistungsbegriffs und dessen Bedeutung in einer
Wissensgesellschaft wird in dieser Folge von „grundsatz“
beleuchtet. „Das Allerwichtigste ist, dass wir uns bemühen,
Alternativen zu dem zu finden, was wir haben. Denn Alternativen
sind Innovationen“, so Lotter. Ein wichtiger Punkt, der für
Arbeitsminister Kocher nicht in Vergessenheit geraten darf, ist
der Wettbewerb: „Natürlich hat sich die Wahrnehmung des
Wettbewerbs aufgrund der Globalisierung verändert. Man vergleicht
sich mit einer viel größeren Gruppe. Man hat einen direkteren
Zugang zu den Ergebnissen und Erfolgen anderer und das führt zu
einem gewissen Druck, der nicht einfach ist.“ Genau hier solle
man allerdings laut Kocher unterscheiden:“ Man kann auch sehr
viel leisten, ohne dass man besser ist als jemand anderer!“.
Lotter ergänzt, dass Wettbewerb nichts Schlechtes sei:
„Wettbewerb im Sport lieben wir, Wettbewerb in der Wirtschaft
finden wir komisch.“ Die beiden Experten diskutieren auch den
Zusammenhang zwischen Arbeit und Leistung, gerade im Hinblick auf
die Arbeitsmarktreform und das Modell der Selbständigkeit. Kocher
und Lotter sind sich einig, dass die Chancen der
Selbstständigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung betont werden
sollten. Kocher betont, dass es hierbei Mut zur Transformation
brauche: „Der entscheidende Punkt ist, ob es eine Institution
schafft, sei das jetzt ein Staat, eine Gesellschaft oder ein
Unternehmen, die Regeln und das Umfeld so zu gestalten, dass
Innovation und Neues belohnt wird und Veränderung unterstützt
wird“. Für Arbeitsminister Kocher zählt außerdem, dass alle
Menschen an eine gewisse Leistungsbereitschaft herangeführt
werden, ohne dass dies als Druck oder als unangenehm wahrgenommen
wird. Auch das Prinzip der Wissensgesellschaft ist Thema in
dieser Folge von „grundsatz“. „Eine Wissensgesellschaft steht für
die Fähigkeit sich zu verändern, sich zu transformieren und nach
etwas Besserem zu suchen“, erklärt Lotter. Kocher ergänzt:
„Wissen war schon in den letzten Jahrhunderten ein entscheidender
Faktor in der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Entwicklung. Verändert hat sich, dass durch Netzwerke und neue
Verbreitungsmöglichkeiten dieses Wissen noch viel stärkere und
schnellere Auswirkungen auf die gesamte Welt hat. Damit wird
Leistung noch wirkmächtiger.“ Abschließend diskutieren Martin
Kocher und Wolf Lotter, wie Leistungsbereitschaft und Mut zur
Transformation gestärkt werden können. Der Begriff der
Fehlerkultur sei zentral, ausschlaggebend vor allem die
kulturelle und soziale Reaktion auf das Scheitern. „Wissen
entsteht immer durch Versuch und Irrtum, nicht nur durch Bücher
lesen oder dem Internet, sondern durch Ausprobieren“, fasst
Lotter zusammen und appelliert an die Gesellschaft: „Bestrafen
wir nicht den Versuch, etwas zu leisten, sondern sind wir eher
skeptisch denen gegenüber, die nie etwas Neues versuchen“.
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