(39) Die Arktis – Schmilzt mit dem Eis auch der Frieden?
39 Minuten
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Sicherheits- und außenpolitische Analysen, Strategien und diplomatische Optionen
Beschreibung
vor 2 Jahren
Das scheinbar doch nicht mehr so „ewige“ arktische Eis im Norden
schmilzt, und die Region weckt zahlreiche geopolitische
Begehrlichkeiten. In der Arktis geht es um Rohstoffe, um neu
entstehende und ökonomisch hochsensible Schifffahrtsrouten und um
die militärische Absicherung alter und neuer Einflusszonen zwischen
dem Beringmeer und dem Nordatlantik. Zu Gast im Atlantic Talk
Podcast ist diesmal der Politikwissenschaftler und freischaffende
Berater für Arktisfragen und arktische Sicherheit, Michael Däumer.
Mit ihm spricht Moderator Oliver Weilandt darüber, welche
sicherheitspolitischen Folgen die zunehmend eisfreie Arktis
hat. Ein chinesisches Schiff ist entlang der 24.000 km langen
und zunehmend eisfreien russischen Küste 14 Tage schneller in
Rotterdam als über die südliche Route, den Suezkanal und das
Mittelmeer. Zwar könnten die Staaten Europas wirtschaftlich davon
profitieren. Aber für das transatlantische Bündnis der NATO stellt
ein intensiver Ausbau dieser Route sicher eine innere Belastung
dar. Mag es daran liegen, dass das im Juni dieses Jahres
beschlossene langfristige strategische Konzept der NATO dem neuen
geopolitischen Brennpunkt keinen einzigen Satz widmet? Würden
Russland und China hier eng zusammenarbeiten, könnten chinesische
U‑Boote über die Nordpassage einen schwer kontrollierbaren Zugang
zum Nordatlantik erhalten. Das wäre beispielsweise durch den
Tiefseegraben zwischen den Festlandssockeln von Grönland, Island
und dem nördlichen Schottland möglich, dem sogenannten
GIUK-Gap. Zweifellos kommt den potenziellen neuen
NATO-Partnern Finnland und Schweden in diesem Zusammenhang eine
ebenso große Bedeutung zu wie den zahlreichen schon bestellten
Seefernaufklärungsflugzeugen Deutschlands und weiterer
NATO-Partner. Eine umfassende strategische Annäherung zwischen
China und Russland hält der Arktisexperte Michael Däumer indes
aktuell nicht für sehr wahrscheinlich; zum einen wegen des
russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, zum anderen wegen der
erheblichen infrastrukturellen Kosten, die der Ausbau einer
nördlichen Schifffahrtsroute mit sich bringt. Außerdem stünde
Russlands Interesse, sich zu einer eurasischen Großmacht zwischen
Europa und Asien entwickeln, den chinesischen
Souveränitätsinteressen zu sehr im Weg. Viel hängt in diesen
Fragen aber auch von einer Entscheidung der Vereinten Nationen ab.
Gleich mehrere der Arktis-Anrainer haben bei der
Festlandssockelgrenzkommission der VN Anträge auf Ausweitungen
ihrer sogenannten »ausschließlichen Wirtschaftszonen« (AWZ)
gestellt. Kanada, das dänische Grönland und Russland wollen mit
diesen Anträgen ihre AWZ von 200 Seemeilen gern erheblich
erweitern. Nach der Analyse geht es im Gespräch mit Michael
Däumer auch um eine „Therapie“ für die Arktis. Er hält Russland
beispielsweise in der globalen Klimaforschung auch künftig für
einen nicht verzichtbaren Partner und empfiehlt, sich den Blick auf
eine Zeit nach dem russischen Krieg nicht zu verstellen.
schmilzt, und die Region weckt zahlreiche geopolitische
Begehrlichkeiten. In der Arktis geht es um Rohstoffe, um neu
entstehende und ökonomisch hochsensible Schifffahrtsrouten und um
die militärische Absicherung alter und neuer Einflusszonen zwischen
dem Beringmeer und dem Nordatlantik. Zu Gast im Atlantic Talk
Podcast ist diesmal der Politikwissenschaftler und freischaffende
Berater für Arktisfragen und arktische Sicherheit, Michael Däumer.
Mit ihm spricht Moderator Oliver Weilandt darüber, welche
sicherheitspolitischen Folgen die zunehmend eisfreie Arktis
hat. Ein chinesisches Schiff ist entlang der 24.000 km langen
und zunehmend eisfreien russischen Küste 14 Tage schneller in
Rotterdam als über die südliche Route, den Suezkanal und das
Mittelmeer. Zwar könnten die Staaten Europas wirtschaftlich davon
profitieren. Aber für das transatlantische Bündnis der NATO stellt
ein intensiver Ausbau dieser Route sicher eine innere Belastung
dar. Mag es daran liegen, dass das im Juni dieses Jahres
beschlossene langfristige strategische Konzept der NATO dem neuen
geopolitischen Brennpunkt keinen einzigen Satz widmet? Würden
Russland und China hier eng zusammenarbeiten, könnten chinesische
U‑Boote über die Nordpassage einen schwer kontrollierbaren Zugang
zum Nordatlantik erhalten. Das wäre beispielsweise durch den
Tiefseegraben zwischen den Festlandssockeln von Grönland, Island
und dem nördlichen Schottland möglich, dem sogenannten
GIUK-Gap. Zweifellos kommt den potenziellen neuen
NATO-Partnern Finnland und Schweden in diesem Zusammenhang eine
ebenso große Bedeutung zu wie den zahlreichen schon bestellten
Seefernaufklärungsflugzeugen Deutschlands und weiterer
NATO-Partner. Eine umfassende strategische Annäherung zwischen
China und Russland hält der Arktisexperte Michael Däumer indes
aktuell nicht für sehr wahrscheinlich; zum einen wegen des
russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, zum anderen wegen der
erheblichen infrastrukturellen Kosten, die der Ausbau einer
nördlichen Schifffahrtsroute mit sich bringt. Außerdem stünde
Russlands Interesse, sich zu einer eurasischen Großmacht zwischen
Europa und Asien entwickeln, den chinesischen
Souveränitätsinteressen zu sehr im Weg. Viel hängt in diesen
Fragen aber auch von einer Entscheidung der Vereinten Nationen ab.
Gleich mehrere der Arktis-Anrainer haben bei der
Festlandssockelgrenzkommission der VN Anträge auf Ausweitungen
ihrer sogenannten »ausschließlichen Wirtschaftszonen« (AWZ)
gestellt. Kanada, das dänische Grönland und Russland wollen mit
diesen Anträgen ihre AWZ von 200 Seemeilen gern erheblich
erweitern. Nach der Analyse geht es im Gespräch mit Michael
Däumer auch um eine „Therapie“ für die Arktis. Er hält Russland
beispielsweise in der globalen Klimaforschung auch künftig für
einen nicht verzichtbaren Partner und empfiehlt, sich den Blick auf
eine Zeit nach dem russischen Krieg nicht zu verstellen.
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