Zauberflöte die Zweite
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Den Inhalt der „Zauberflöte“ stringent zu
erzählen, ist gar nicht so leicht. Emmanuel Schikaneder hat anno
1791 eine Wiener Vorstadtmischkulanz gemischt aus Märchen,
exotischer Tierwelt und Freimaurerriten. Dazu die geniale Musik
von Wolfgang Amadé Mozart. Die amerikanische Regisseurin
Lydia Steier hat ihre Inszenierung aus 2018
kräftig überarbeitet. Am Pult der Wiener
Philharmoniker stand nach der erfolgreichen „Così fan
tutte“ der letzten beiden Jahre Joana Mallwitz.
Die „Zauberflöte“ ist vom Großen Festspielhaus ins Haus für
Mozart übersiedelt. Und das hat dieser Produktion mehr als gut
getan. Die Erzählperspektive bleibt die gleiche wie vor vier
Jahren: In einer wohlhabenden gutbürgerlichen Familie in einem
Wiener Innenstadtpalais der Jahrhundertwende am Vorabend des
Ersten Weltkrieges erzählt der Großvater seinen drei Enkelsöhnen
die Geschichte der Zauberflöte. Burgschauspieler Roland
Koch übernimmt diese Rolle in der
Dialogfassung von Ina Karr und Lydia Steier und
damit auch die meisten originalen Sprechtexte der Partitur. Die
Zauberflötenfiguren entschlüpfen der häuslich gewohnten Umgebung
und sind doch luzide Träume. Aus der hysterischen Mutter fährt
die Königin der Nacht samt kolossalem Tischtuch
mit ihrer ersten Arie förmlich in die Höhe und aus der Haut. Eine
packende Szene. Tamino ist ein erwachter
Zinnsoldat und der Papageno „ist doch der Sohn
vom Fleischer“ rufen die Buben. Tenor Stefan
Vitu rührt derweilen im Unterstock als dicke Köchin und
spätere alte Papagena kräftig im Suppentopf.
Eine geschickt ausgedachte Drehbühne von Katharina
Schlipf erzählt die Geschichte räumlich weiter bis im
zweiten Akt die geschlossene Welt der strengen Tugend
Sarastros erreicht wird. Hier gibt es keinen
Auf- und Einstieg ohne Prüfungen. Videoprojektionen von
Momme Hinrichs werfen am Ende die Schrecken des
Ersten Weltkrieges auf diese Männerwelt in Anzug und Melone
inmitten von Karriertreppen und ebensolchen Türen. Hingegen
dürfen bunte Schmetterlinge erscheinen, wenn es um die Liebe geht
und die Kuscheltiere der drei Knaben spazieren ebenso
überlebensgroß durch die zweigeteilte Bühne, mit einem Oben der
Herrschaft und einem Unten der Dienstboten.
Sängerisch weiß vor allem Regula Mühlemann als
Pamina zu berühren. Die große Abschiedsarie „Ach ich fühl es“ in
Mozart‘schem g-Moll gehört zu den musikalischen Höhepunkten des
Abends. Mauro Peter als Tamino wirkt in der Höhe
etwas verhalten und unsicher. Der junge Wiener Michael
Nagl gab einen launig frischen Papageno, der mit
Maria Nazarova schließlich auch seine Papagena
findet. Tareq Nazmi als Sarastro und
Brenda Rae als Königin der Nacht erfüllen ihre
Aufgaben. Hervorzuheben sind unbedingt die luxuriös besetzten
drei Damen, gesungen von Ilse Eerens,
Sophie Rennert und Noa Beinart.
Peter Tantsits als Monostatos sah
furchterregender aus als er kaum hörbar sang.
Die drei Knaben aus den Reihen der Wiener
Sängerknaben sind ständig auf der Bühne und meistern
ihre zentrale Rolle in dieser Inszenierung schauspielerisch und
gesanglich bravourös und erhalten dafür vom Premieren-Publikum
auch tosenden Applaus.
Joana Mallwitz leitet die Wiener
Philharmoniker absolut Sänger und Sängerinnen
freundlich, wobei sich die berührende Schwerelosigkeit der Musik
Mozarts gelegentlich etwas vermissen lässt.
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