Puccinis Il Trittico in Salzburg

Puccinis Il Trittico in Salzburg

4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

„Il trittico“, das Tryptichon ist die Zusammenfassung von drei
einaktigen Opern zu einem Ganzen. Giacomo Puccini hat ein solches
Tryptichon geschaffen. Gestern ging die Premiere der
Salzburger Festspiele im Großen Festspielhaus
über die Bühne. radio klassik Stephansdom Opernliebhaber Richard
Schmitz berichtet.


„Il trittico“ wird sehr selten an einem Abend
gespielt. Es ist das Verdienst der Salzburger Festspiele, alle
drei Opern ins Programm genommen zu haben. Mit der Oper
„Gianni Schicchi“ ist Giacomo Puccini ähnliches
gelungen wie Giuseppe Verdi mit „Falstaff“. Mit der Konzentration
der Ausdrucksmittel ist eine Partitur entstanden, die keinen Ton
zu viel aber auch keinen zu wenig enthält. Es geht um die
Fälschung eines Testamentes im Florenz der Renaissance und um den
pfiffigen Bauern Gianni Schicchi. Köstlich wird die geldgierige
Familie des Erblassers karikiert. Nach dieser Oper versteht man
nicht, dass Gianni Schicchi bei Dante in dessen Divina Commedia
in der Hölle schmort.


Die zweite Oper führt in die Welt der kleinen Hafenarbeiter an
der Seine in Paris. Michele, der Besitzer eines kleinen
Frachtkahns erdrosselt seinen Gehilfen Luigi, weil dieser ihn mit
seiner Frau Giorgetta betrügt. Die Leiche wird unter einem Mantel
versteckt. Deshalb „Il tabarro“, der Mantel.
Giacomo Puccini und sein Librettist Giuseppe Adami haben da eine
Vertiefung eines banalen Eifersuchtsmordes zu einer
psychologischen Tragödie geschrieben. Mit Giovacchino Forzano,
der schon für „Gianni Schicchi“ das Textbuch geschrieben hatte,
entstand „Suor Angelica“, die Geschichte eines
adligen Mädchens, das nach der Geburt eines unehelichen Sohnes
ins Kloster gesteckt wurde und dort Selbstmord begeht, als sie
erfährt, dass ihr Sohn schon vor zwei Jahren gestorben ist. Alle
drei Opern sind vollwertige Werke; ob man sie wirklich in dieser
Reihenfolge spielen muss, bleibe dahingestellt.


Christof Loy verlegt die Handlungen in die
Gegenwart und erzählt die Geschichten schnörkellos in
praktikablen Bühnenbildern von Etienne Pluss.
Das geht sich bei den beiden ersten Opern gut aus.
Erbschaftsstreitigkeiten und Frauenmord im Transportgewerbe gibt
es auch heute. Bei Schwester Angelica spießt es sich. Schon im
19. Jahrhundert hat man keine Mädchen mehr ins Kloster gesperrt,
weil sie ein uneheliches Kind zur Welt gebracht haben; heute
schon gar nicht. Selbstverständlich liegt es nahe die drei Stücke
aufzuführen, wenn man eine Singschauspielerin wie Asmik
Grigorian zur Verfügung hat. Und tatsächlich ist sie das
Ereignis des Abends. Als Lauretta kann sie ihren Vater überreden,
ein Verbrechen zu begehen, als Giorgetta erleidet sie die
Zerrüttung ihrer Ehe und entdeckt ihren toten Geliebten unter dem
Mantel, schließlich erlebt sie als Angelica unerfülltes
Mutterglück. Asmik Grigorian setzt ihren geschmeidigen,
wunderbaren Sopran ein und kann mit Puccinis Hilfe zu Tränen
rühren. Nur bei der Angelica fällt ihr das schwer, da spießt sich
einiges, die lässt kalt. Wie auch die Tante Prinzessin von
Karita Mattila. Eine blonde Businesstussy im
Kostüm kann kaum Entsetzen und Wut hervorrufen. Die sollte viel
herrischer und boshafter klingen. Überlegen und pfiffig
Misha Kiria als Gianni Schichi, nachdenklich bis
zum Mord Roman Burdenko als Michele. Die übrigen
23 Sängerinnen und Sänger kann ich nicht alle aufzählen, aber sie
hatten alle Festpielniveau. Dass die Wiener
Philharmoniker mit Franz Welser-Möst
prächtig harmonisierten, braucht man nicht zu betonen. Das
Publikum war begeistert - auch ich war es nach den ersten zwei
Opern. Meine Einschätzung der „Angelica“ hat sich auch nach
dieser luxuriösen Realisation nicht verbessert.


W

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