Erste Premiere in Salzburg
4 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Gestern hatte der vielumstrittene Teodor
Currentzis bei den Salzburger
Festspielen gleich zwei Werke zu dirigieren: „Herzog
Blaubarts Burg“ von Béla Bartók und die Oratorienoper „De
temporum fine comoedia“ von Carl Orff. Der radio klassik
Opernexperte Richard Schmitz berichtet:
Béla Bartóks Oper ist zweifellos ein Solitär im
Reigen der symbolistischen Opern. Sie zeigt eine Reihe von
Enthüllungen, weil das Mädchen Judith alle Räume im Schloss ihres
Gemahls kennenlernen und mit Licht durchfluten will. Das gelingt
ihr nur rudimentär; schließlich landet auch sie hinter der
siebenten Tür und darf Blaubart als Nacht dienstbar sein. Die
Musik ist impressionistisch mit einigen expressionistischen
Momenten, sie kann die Zuhörerinnne und Zuhörer in ihren Bann
ziehen. Unbestritten hat sie Qualität. Was man von Carl
Orffs Musik nicht sagen kann. Da gibt es lange Minuten,
wo ihm nichts anderes einfällt als Paukenwirbel und Windmaschine.
Das Holzschnittartige fällt nach der raffinierten Komposition von
Béla Bartók doppelt auf und wirkt primitiv. „De temporum fine
comoedia“ hat allerdings mit dem Thema „Weltuntergang“ das
viel aktuellere Sujet. Da gehen einige Textstellen unter die
Haut. Auch dem Regisseur Romeo Castellucci ist
da vielmehr eingefallen. Die Verwandlungen im „Blaubart“ werden,
wenn überhaupt, nur angedeutet. Judith muss im Wasser waten und
die Umwelt mit Gasflammen belasten. Nur im sechsten Bild wird es
kurz hell auf der Bühne, da sieht man das primitive Metallbett,
auf dem die Ehe vollzogen wird, nachdem Judith unzählige
Damenslips ausgezogen hat. In "De temproum fine comoedia" gibt es
dagegen immerhin eine Steinigung, mehrfachen Kindesmord, die
Auferstehung aus dem Bühnenboden und andere einprägsame Bilder.
Die Menschheit kurz vor dem Ende als kastrierte Schafherde zu
zeigen, ergibt einen gewissen Sinn.
Musikalisch steht das ganze unter der Leitung von Teodor
Currentzis, und das ist nicht zu übersehen, wird er doch
durchgehend von einem Scheinwerferkegel ausgeleuchtet. Er
dirigiert sicher und routiniert. Ob er einem anderen Orchester –
es spielt das Gustav Mahler Jugendorchester –
mit seinen ausdrucksstarken Händen differenziertere Töne
entlocken kann?
Star des Abends war sicher Ausrine Stundyte als
Judith, die nicht nur gesanglich sondern auch darstellerisch
höchsten Ansprüchen genügt hat. Mika Kares kommt
ihr als Herzog Blaubart durchaus nahe. In der Oratorienoper
wurden die kleinen solistischen Partien von Mitgliedern des
musicAeterna Chors gesungen. Der
Bachchor Salzburg, der Salzburger
Festspiele und Theater Kinderchor und zahlreiche Tänzer
und Statisten fürchteten sich gekonnt vor dem Weltuntergang. Dass
Carl Orffs Werk 1973 in Salzburg unter Herbert von Karajan ein
Erfolg war, ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass es
nicht von einem wirklichen Kunstwerk konkurrenziert wurde.
Nach dem „Blaubart“ wurde herzlich aber kurz applaudiert. Nach
Carl Orffs "De temporum fine comoedia" blieb das Saallicht
verdächtig lange dunkel. Die Publikumszustimmung war anhaltend,
echte Begeisterung kam aber nicht auf.
Wertnote: 7,5/10 Punkten
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