Wiener Blut in Ischl
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Beschreibung
vor 2 Jahren
In Bad Ischl ist gestern die erste Premiere des
heurigen Lehár-Festivals über die Bühne
gegangen. Man gab Wiener Blut. Wie das im
Salzkammergut angekommen ist, hat sich radio klassik
Stephansdom-Kollegin Bernadette Spitzer angeschaut.
Vorneweg – es geht in Ischl völlig unblutig zu. Ensemble und
Orchester feuern die Hits von Johann Strauss ins Publikum und
spielen mit Hingabe und großem Können ihre Vielseitigkeit aus.
Gerd Vogel etwa, der den Fürsten Ypsheim
Gindelbach hinreißend komisch und mit großer Selbstironie
mimt, ist in Deutschland ein bekannter Wagner-Sänger.
Ebenso originell ist Josef Forstner als Kagler.
In deutlich verständlichem Wienerisch gibt der 74-jährige
Kammersänger sympathisch den schrulligen Vater der Tänzerin
Cagliari. Ein weiteres Original ist der Diener Josef, wunderbar
outrierend dargestellt von Reinwald Kranner, den
manche vielleicht einst als Mr. Banks in "Mary Poppins" im Wiener
Ronacher gesehen haben.
Die drei Damen des Ensembles stehen dem um nichts nach.
Sieglinde Feldhofer ist als Gräfin Gabriele der
unbestrittene Star. Ihre Gegenspielerin in der Rolle der Tänzerin
Franziska Cagliari ist Martina Fender. Die junge
Tirolerin hat bereits mehrere Preise gewonnen und ist viel im
ernsten Fach unterwegs: in Lied und Kirchenmusik. In Ischl lebt
sie ihr schauspielerisch-komisches Talent aus. Und
Marie-Luise Schottleitner als Probiermamsell
reißt mit ihrem Temperament alle mit. Auch sie ist ein
Allround-Talent, hat die gebürtige Wiener Neustädterin doch neben
Gesang auch Tanz und Blockflöte studiert.
Warum die Herren des Tanzensembles in Damenkleidern auftreten und
die Damen in Herrenkleidern, ist rätselhaft, ebenso wie das
Setting. Die Operette spielt während des Wiener Kongresses
1814/15, wird aber von Intendant und Regisseur Thomas
Enzinger um knapp 100 Jahre versetzt, denn der Ball im
zweiten Akt wird zu einem Ball der Psychoanalytiker und das
Kasino im dritten Akt zu einem Swinger-Club. Neben der Bühne
beobachtet Sigmund Freud, dargestellt von Matthias
Schuppli, stumm das Treiben. Ihm zur Seite steht der von
seinem Denkmal im Wiener Stadtpark herabgestiegene Johann
Strauss, der vom Tänzer Nabeel Fareed gegeben
wird.
Am Schluss gibt’s ein Happy End in dieser bitterbösen Komödie,
die sowohl die Praxis der unfreiwillig geschlossenen Ehen
als auch der selbstverständlich hinzunehmenden Untreue von
Ehemännern kritisiert. Das Ehepaar verliebt sich ineinander, und
auch die anderen Suchenden werden fündig. Das Wiener Blut wallt
in Bad Ischl noch bis 28. August.
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