Il turco in Italia
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Das Gastspiel der Opéra de Monte-Carlo an der Wiener Statsoper
wurde gestern mit Rossinis „Il turco in Italia“ fortgesetzt.
Unser Opernexperte Richard Schmitz berichtet.
Es ist nicht leicht heitere Opern zu schreiben und zu
komponieren. Rossini war dieses Talent gegeben, aber auch er hat
nicht nur Geniestreiche geschrieben.
„Il turco in Italia“ ist eine handwerklich saubere und spritzige
Opera Buffa, nicht mehr.
Trotzdem ist es vergnüglich, dieses Werk kennenzulernen. Schon
das Handlungsgerüst des routinierten Felice Romani ist
interessant. Romani hat nicht auf den verkrampften Versuch eines
modernen Regisseurs gewartet, sondern gleich selbst die
Rahmenhandlung geschrieben. Ein Dichter zieht die Fäden und sorgt
auch für das Happy End, oder korrekter fine lieto. Die
Doppelbödigkeit des Geschehens wird allerdings in der Regie von
Louis Grinda nur wenig betont. Es ist alles auf den Star des
Abends Cecilia Bartoli konzentriert, die all ihr Können und all
ihre Stimmbeherrschung einbringt. Diese Fiorilla ist eine
selbstgefällige Person, die nicht genug Liebhaber haben kann.
Unglaublich, wie unverbraucht die Stimme noch immer ist. Ihre
Koloraturtechnik war nie meins. Zu wahrer Größe erblüht die
Bartoli allerdings, als ihr narzisstisches Selbstbild in sich
zusammenbricht. Da jubelt das Publikum zurecht minutenlang und
kann sich kaum beruhigen. Der Türke Selim ist von ihr fasziniert,
kehrt allerdings am Ende zu seiner Roma Geliebten zurück.
Ildebrando D`Arcangelo setzt seine wunderbare Stimme
differenziert ein. Nicola Alaimo singt den unsicheren und
tollpatschigen Ehemann Geronio gekonnt. Don Narciso ist einer der
Verehrer Fiorillas. Barry Banks macht diese Figur unter dem
Einsatz seiner an sich schönen Stimme zu einer Karikatur. Das ist
durchaus witzig. Man fühlt sich an Donald Trump und Boris Johnson
erinnert. Das übrige Ensemble José Maria Lo Monaco als Zigeunerin
Zaida, David Astorga als Albazar und Giovanni Romeo als
strippenziehender Dichter erledigen ihre Aufgaben mit Anstand.
Gianluca Capuano leitet das Orchester Les Musiciens du Prince –
Monaco und den zugehörigen Chor zu einem spritzigen Rossiniklang.
Das Orchester und die Solisten können auch ohne Dirigenten in den
Schlussapplaus hinein das Finale wiederholen.
Das Auditorium applaudierte lang und begeistert. Der Meinung,
dass es die erfolgreichste Produktion in der derzeitigen
Direktion sei, wie von Kollegen behauptet, kann ich mich nicht
anschließen. Es war ein herziger Abend.
Wertnote 8,7
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