Der Naumburger Meister in der deutschen Kunstgeschichte
Beschreibung
vor 16 Jahren
Die Dissertation 'Der Naumburger Meister in der deutschen
Kunstgeschichte' verfolgt zwei Ziele: a) sie will ein Porträt der
deutschen Kunstgeschichtsforschung der Jahre 1886 bis 1989 anhand
einiger ihrer wichtigsten Vertreter vermitteln und b) eine
schlüssige Erklärung des berühmten Naumburger Stifterzyklus
liefern, indem sie bisher nicht berücksichtigte Dokumente zur
Naumburger Bistumsgeschichte erstmals auswertet. Die Studie weiß
sich den thematisch ähnlich gelagerten Arbeiten von Willibald
Sauerländer (1979) und Kathryn Brush (1993) kritisch verpflichtet,
weicht aber im Ergebnis in vielen Punkten von diesen früheren
Versuchen, eine Geschichte der Naumburg-Forschung zu schreiben, ab.
Das von Willibald Sauerländer gezeichnete Bild einer bis zum Ende
des 2. Weltkrieges mit wenigen Ausnahmen national oder
nationalistisch geprägten deutschen Kunstgeschichtsschreibung wird
in dieser Einseitigkeit nicht bestätigt. Auch methodisch stellt
sich die vorliegende Arbeit dem von Sauerländer programmatisch
vorgetragenen Verdikt gegen eine subjektive ‚nahsichtige’
Beschreibung („Pygmalionismus“) als angeblich für nationalistische
Ideologien besonders anfällige Form kunsthistorischer Beschäftigung
entgegen. Die Studie kann vielmehr an vielen konkreten
Einzelbeispielen aufzeigen, dass das Gegenteil zutrifft: dass eine
ideologische Vereinnahmung von Kunstwerken mit einer nahsichtigen
Beschreibung in letzter Konsequenz unvereinbar ist. Zu den
positiven Resultaten der Studie rechnet der Verfasser neben vielen
kritischen Einzelergebnissen eine neue Deutung des Naumburger
Stifterzyklus, welche auf einer Auswertung bisher nicht
berücksichtigter Dokumente zur Geschichte des Naumburger Bistums
gründet und eine These von Friedrich Möbius bestätigt: dass der
Westchor des Naumburger Doms - der Ort der Aufstellung dieser
Figuren - von Bischof Engelhard als Synodalchor geplant war und
dass diese Planung auch noch dem ausgeführten Westchor mit seinem
Figurenzyklus zugrunde liegt. Die vorliegende Studie zeigt anhand
der neu ausgewerteten Quellen, wie dieses Synodalchorkonzept durch
Intervention des Markgrafen Heinrich des Erlauchten mit der
Durchsetzung von dessen Bruder Dietrich als Nachfolger Engelhards
eine Veränderung erfuhr. Der Bruder des Markgrafen verwirklichte
als neuer Bischof in den 1240er Jahren das veränderte
Synodalchorkonzept mit dem Figurenzyklus unter
eigenkirchenrechtlichen Vorstellungen und mit Verweis auf die
Frühzeit des Bistums in einer Weise, in der die Suprematie des
Markgrafen - gestaltet durch die Hand eines genialen Bildhauers und
seiner Werkstatt - in der Versammlung einer Adelsgesellschaft von
elf Stiftern und einem ‚Occisus’ zum Ausdruck kommt.
Kunstgeschichte' verfolgt zwei Ziele: a) sie will ein Porträt der
deutschen Kunstgeschichtsforschung der Jahre 1886 bis 1989 anhand
einiger ihrer wichtigsten Vertreter vermitteln und b) eine
schlüssige Erklärung des berühmten Naumburger Stifterzyklus
liefern, indem sie bisher nicht berücksichtigte Dokumente zur
Naumburger Bistumsgeschichte erstmals auswertet. Die Studie weiß
sich den thematisch ähnlich gelagerten Arbeiten von Willibald
Sauerländer (1979) und Kathryn Brush (1993) kritisch verpflichtet,
weicht aber im Ergebnis in vielen Punkten von diesen früheren
Versuchen, eine Geschichte der Naumburg-Forschung zu schreiben, ab.
Das von Willibald Sauerländer gezeichnete Bild einer bis zum Ende
des 2. Weltkrieges mit wenigen Ausnahmen national oder
nationalistisch geprägten deutschen Kunstgeschichtsschreibung wird
in dieser Einseitigkeit nicht bestätigt. Auch methodisch stellt
sich die vorliegende Arbeit dem von Sauerländer programmatisch
vorgetragenen Verdikt gegen eine subjektive ‚nahsichtige’
Beschreibung („Pygmalionismus“) als angeblich für nationalistische
Ideologien besonders anfällige Form kunsthistorischer Beschäftigung
entgegen. Die Studie kann vielmehr an vielen konkreten
Einzelbeispielen aufzeigen, dass das Gegenteil zutrifft: dass eine
ideologische Vereinnahmung von Kunstwerken mit einer nahsichtigen
Beschreibung in letzter Konsequenz unvereinbar ist. Zu den
positiven Resultaten der Studie rechnet der Verfasser neben vielen
kritischen Einzelergebnissen eine neue Deutung des Naumburger
Stifterzyklus, welche auf einer Auswertung bisher nicht
berücksichtigter Dokumente zur Geschichte des Naumburger Bistums
gründet und eine These von Friedrich Möbius bestätigt: dass der
Westchor des Naumburger Doms - der Ort der Aufstellung dieser
Figuren - von Bischof Engelhard als Synodalchor geplant war und
dass diese Planung auch noch dem ausgeführten Westchor mit seinem
Figurenzyklus zugrunde liegt. Die vorliegende Studie zeigt anhand
der neu ausgewerteten Quellen, wie dieses Synodalchorkonzept durch
Intervention des Markgrafen Heinrich des Erlauchten mit der
Durchsetzung von dessen Bruder Dietrich als Nachfolger Engelhards
eine Veränderung erfuhr. Der Bruder des Markgrafen verwirklichte
als neuer Bischof in den 1240er Jahren das veränderte
Synodalchorkonzept mit dem Figurenzyklus unter
eigenkirchenrechtlichen Vorstellungen und mit Verweis auf die
Frühzeit des Bistums in einer Weise, in der die Suprematie des
Markgrafen - gestaltet durch die Hand eines genialen Bildhauers und
seiner Werkstatt - in der Versammlung einer Adelsgesellschaft von
elf Stiftern und einem ‚Occisus’ zum Ausdruck kommt.
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