Landschaftsökologische Analysen im Königsseeeinzugsgebiet
Beschreibung
vor 21 Jahren
Unter der Annahme, dass Anzeichen von Umweltveränderungen durch den
Klimawandel besonders in sensiblen, wenig genutzten
Hochgebirgsökosystemen gut erkennbar sind, ist im Einzugsgebiet des
Königssees im Nationalpark Berchtesgaden ein
landschaftsökologisches Projekt unter dem Titel
„Landschaftsökologische Analysen im Königsseeeinzugsgebiet“ (LAKE)
durchgeführt worden. Hauptziel war die Erfassung, Darstellung und
das Ergründen von Ursachen dieser Umweltveränderungen im Energie-
und Stoffhaushalt an Hand ausgewählter Parameter. Ebenso galt es,
den Naturschutzaspekt zu beleuchten, der sich aus dem Anspruch von
Nationalparks ergibt. Die Fragestellung in diesem Zusammenhang war,
ob sich Nutzungs- und Naturschutzinteressen vereinbaren lassen. Als
Untersuchungsgebiet wurde der Nationalpark Berchtesgaden
ausgewählt, der für diese Fragestellung ideale Vorraussetzungen
bietet. Es handelt sich um ein Gebiet welches unter gegenwärtigen
Bedingungen eine geringe anthropogene Beeinflussung erfährt. Das
Reaktionsverhalten der Landschaft bleibt erklärbar, da es durch
wenige Faktoren bestimmt wird. Zur Realisierung dieses Anliegens
wurde ein landschaftsökologischer Methodikansatz verwendet.
Hauptaugenmerk der Untersuchungen war das Einzugsgebiet des als
oligothroph eingestuften Referenzsees Königssee. Vor allem die
Untersuchung und der Vergleich der abiotischen Parameter zu einer
Studie aus den Jahren 1978-1980 war Teil der Zielstellung. Deshalb
wurden im wesentlichen in einem wöchentlichen (im Winter
14-tägigen) Rhythmus Tiefenprofile zu Temperatur bzw. Sauerstoff an
zwei verschiedenen Messstellen im Königssee ermittelt und darüber
hinaus Wasserproben von den Zuflüssen und vom See selbst genommen.
Die Wasserproben wurden dann ionenchromatographisch auf Nitrat,
Phosphat, Sulfat und Chlorid untersucht. Festgestellte
Umweltveränderungen wurden mit Nutzungserscheinungen in Beziehung
gesetzt. Letztere konnten an Hand der Auswertung von vorhandenen
Quellen und Befragungen der lokalen Interessenvertreter für
Tourismus und Almwirtschaft dargestellt werden. Im Ergebnisteil
sind die Zusammenhänge der Reaktion des limnischen Systems
Königssee bezüglich seiner abiotischen Faktoren in Zusammenhang mit
physischgeographischen Parametern und anthropogenen Einflüssen
dargestellt und erläutert. Insbesondere Gründe für die Temperatur-
und Sauerstoffverteilung im Seekörper in Zusammenhang mit
Windeinwirkung, Strahlung bzw. Lufttemperatur werden aufgezeigt. In
Kap. 5.1 erfolgte eine Analyse der Veränderung klimatischer
Randparameter. Die Station Bad Reichenhall zeigt in den Tendenzen
des Monatsmittelwertes der Lufttemperatur gute Übereinstimmung mit
der Region Berchtesgaden. Für Bad Reichenhall konnte eine Erhöhung
der Lufttemperatur in den letzten 28 Jahren um ca. 2K festgestellt
werden. Die jährliche Gesamtsonnenscheindauer ist im Mittel um 100
Stunden gestiegen. Bezüglich der Veränderungen des Systems durch
eine mögliche Klimaveränderung lässt sich zusammenfassend sagen,
dass die theoretisch zu erwartenden Veränderungen und Beobachtungen
von anderen Autoren in anderen Regionen in limnischen Systemen in
Bezug auf die abiotische Komponente durchaus in ähnlicher Form am
Königssee zu bestätigen sind, wenn man die Zeiträume von 1978 bis
1980 und 1999 bis Juni 2003 miteinander vergleicht. Der jährliche
Wärmeinhalt des Königssees ist durchschnittlich um 10% gestiegen,
und dies obgleich die extrem warmen Verhältnisse aus dem Hochsommer
2003 nicht mehr in allen Statistiken berücksichtigt werden konnten.
Auch bei den Hypolimniontemperaturen sind zum gegenwärtigen
Zeitpunkt durchschnittlich 0,2 bis 0,3K höhere Messwerte
festzustellen. Vor allem die im Rahmen der Klimaveränderung zu
erwartenden Verhältnisse zu Stabilität und Schichtung lassen sich
am Königssee beobachten: Die Stagnationsphasen haben sich
verlängert, und die Zirkulationsphasen sind kürzer geworden.
Gleichermaßen ist der Beginn der Stagnation um ca. 11-12 Tage
früher im Jahr zu erwarten, und die Auflösung der Schichtung tritt
im Durchschnitt ca. 20 Tage später im Jahr ein. Auch eine
Verlagerung der Thermokline um ca. 1m in die Tiefe ist erkennbar.
Der Schichtungsindex nach SCHMIDT ist bei den monatlichen Werten
(April-Dezember) im Durchschnitt um ca. 40% gestiegen. Bislang
scheinen die Reaktionen des Umweltsystems durch die festgestellten
Umweltveränderungen im Energie- und Stoffhaushalt im Einzugsgebiet
weniger auf direkte, im Untersuchungsgebiet zu suchende
Einflussfaktoren zurückführen zu sein, als auf überregionale oder
gar globale Ursachen. So ist – zumindest unter Betrachtung der
ausgewählten Parameter und über den untersuchten, relativ kurzen
Zeitraum festzustellen, dass das Umweltsystem in sich trotz des
anthropogenen Einflusses tragfähig erscheint. Es lässt sich somit
die erfreuliche Aussage treffen, dass es sich bei dem Nationalpark
Berchtesgaden um ein Schutzgebiet handelt, welches den an sich
selbst gerichteten harten Kriterien seiner Bezeichnung derzeit zwar
nicht im vollen Umfang gerecht wird, dennoch zum gegenwärtigen
Zeitpunkt keine negative Beeinflussung durch regionale anthropogene
Ursachen zu befürchten hat. Da in Zukunft möglicherweise die
regionalen Auswirkungen von Global Change noch drastischer ablaufen
können, muss diese Bewertung unablässig erneuert werden und
beispielsweise u. a. an Hand der in dieser Studie ausgewiesenen
Parameter beharrlich kontrolliert werden.
Klimawandel besonders in sensiblen, wenig genutzten
Hochgebirgsökosystemen gut erkennbar sind, ist im Einzugsgebiet des
Königssees im Nationalpark Berchtesgaden ein
landschaftsökologisches Projekt unter dem Titel
„Landschaftsökologische Analysen im Königsseeeinzugsgebiet“ (LAKE)
durchgeführt worden. Hauptziel war die Erfassung, Darstellung und
das Ergründen von Ursachen dieser Umweltveränderungen im Energie-
und Stoffhaushalt an Hand ausgewählter Parameter. Ebenso galt es,
den Naturschutzaspekt zu beleuchten, der sich aus dem Anspruch von
Nationalparks ergibt. Die Fragestellung in diesem Zusammenhang war,
ob sich Nutzungs- und Naturschutzinteressen vereinbaren lassen. Als
Untersuchungsgebiet wurde der Nationalpark Berchtesgaden
ausgewählt, der für diese Fragestellung ideale Vorraussetzungen
bietet. Es handelt sich um ein Gebiet welches unter gegenwärtigen
Bedingungen eine geringe anthropogene Beeinflussung erfährt. Das
Reaktionsverhalten der Landschaft bleibt erklärbar, da es durch
wenige Faktoren bestimmt wird. Zur Realisierung dieses Anliegens
wurde ein landschaftsökologischer Methodikansatz verwendet.
Hauptaugenmerk der Untersuchungen war das Einzugsgebiet des als
oligothroph eingestuften Referenzsees Königssee. Vor allem die
Untersuchung und der Vergleich der abiotischen Parameter zu einer
Studie aus den Jahren 1978-1980 war Teil der Zielstellung. Deshalb
wurden im wesentlichen in einem wöchentlichen (im Winter
14-tägigen) Rhythmus Tiefenprofile zu Temperatur bzw. Sauerstoff an
zwei verschiedenen Messstellen im Königssee ermittelt und darüber
hinaus Wasserproben von den Zuflüssen und vom See selbst genommen.
Die Wasserproben wurden dann ionenchromatographisch auf Nitrat,
Phosphat, Sulfat und Chlorid untersucht. Festgestellte
Umweltveränderungen wurden mit Nutzungserscheinungen in Beziehung
gesetzt. Letztere konnten an Hand der Auswertung von vorhandenen
Quellen und Befragungen der lokalen Interessenvertreter für
Tourismus und Almwirtschaft dargestellt werden. Im Ergebnisteil
sind die Zusammenhänge der Reaktion des limnischen Systems
Königssee bezüglich seiner abiotischen Faktoren in Zusammenhang mit
physischgeographischen Parametern und anthropogenen Einflüssen
dargestellt und erläutert. Insbesondere Gründe für die Temperatur-
und Sauerstoffverteilung im Seekörper in Zusammenhang mit
Windeinwirkung, Strahlung bzw. Lufttemperatur werden aufgezeigt. In
Kap. 5.1 erfolgte eine Analyse der Veränderung klimatischer
Randparameter. Die Station Bad Reichenhall zeigt in den Tendenzen
des Monatsmittelwertes der Lufttemperatur gute Übereinstimmung mit
der Region Berchtesgaden. Für Bad Reichenhall konnte eine Erhöhung
der Lufttemperatur in den letzten 28 Jahren um ca. 2K festgestellt
werden. Die jährliche Gesamtsonnenscheindauer ist im Mittel um 100
Stunden gestiegen. Bezüglich der Veränderungen des Systems durch
eine mögliche Klimaveränderung lässt sich zusammenfassend sagen,
dass die theoretisch zu erwartenden Veränderungen und Beobachtungen
von anderen Autoren in anderen Regionen in limnischen Systemen in
Bezug auf die abiotische Komponente durchaus in ähnlicher Form am
Königssee zu bestätigen sind, wenn man die Zeiträume von 1978 bis
1980 und 1999 bis Juni 2003 miteinander vergleicht. Der jährliche
Wärmeinhalt des Königssees ist durchschnittlich um 10% gestiegen,
und dies obgleich die extrem warmen Verhältnisse aus dem Hochsommer
2003 nicht mehr in allen Statistiken berücksichtigt werden konnten.
Auch bei den Hypolimniontemperaturen sind zum gegenwärtigen
Zeitpunkt durchschnittlich 0,2 bis 0,3K höhere Messwerte
festzustellen. Vor allem die im Rahmen der Klimaveränderung zu
erwartenden Verhältnisse zu Stabilität und Schichtung lassen sich
am Königssee beobachten: Die Stagnationsphasen haben sich
verlängert, und die Zirkulationsphasen sind kürzer geworden.
Gleichermaßen ist der Beginn der Stagnation um ca. 11-12 Tage
früher im Jahr zu erwarten, und die Auflösung der Schichtung tritt
im Durchschnitt ca. 20 Tage später im Jahr ein. Auch eine
Verlagerung der Thermokline um ca. 1m in die Tiefe ist erkennbar.
Der Schichtungsindex nach SCHMIDT ist bei den monatlichen Werten
(April-Dezember) im Durchschnitt um ca. 40% gestiegen. Bislang
scheinen die Reaktionen des Umweltsystems durch die festgestellten
Umweltveränderungen im Energie- und Stoffhaushalt im Einzugsgebiet
weniger auf direkte, im Untersuchungsgebiet zu suchende
Einflussfaktoren zurückführen zu sein, als auf überregionale oder
gar globale Ursachen. So ist – zumindest unter Betrachtung der
ausgewählten Parameter und über den untersuchten, relativ kurzen
Zeitraum festzustellen, dass das Umweltsystem in sich trotz des
anthropogenen Einflusses tragfähig erscheint. Es lässt sich somit
die erfreuliche Aussage treffen, dass es sich bei dem Nationalpark
Berchtesgaden um ein Schutzgebiet handelt, welches den an sich
selbst gerichteten harten Kriterien seiner Bezeichnung derzeit zwar
nicht im vollen Umfang gerecht wird, dennoch zum gegenwärtigen
Zeitpunkt keine negative Beeinflussung durch regionale anthropogene
Ursachen zu befürchten hat. Da in Zukunft möglicherweise die
regionalen Auswirkungen von Global Change noch drastischer ablaufen
können, muss diese Bewertung unablässig erneuert werden und
beispielsweise u. a. an Hand der in dieser Studie ausgewiesenen
Parameter beharrlich kontrolliert werden.
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