Beschreibung

vor 2 Jahren

Gestern hat die letzte Premiere der Ära Robert Meyer an der
Wiener Volksoper stattgefunden. radio klassik Stephansdom
Opernliebhaber Richard Schmitz berichtet: Robert Meyer
verabschiedet sich mit der weltstädtischen Inszenierung von
David McVicar, die in Zusammenarbeit mit dem
Royal Opera House Covent Garden entstanden ist. David McVicar ist
sich nicht zu gut, die Geschichte zu erzählen wie sie
Benjamin Britten komponiert hat und
Myfanwy Piper sie geschrieben hat. Auch in der
im Stil von 1900 gekleideten Gesellschaft gibt es Angst,
Verwirrung und Tod. Vicki Mortimer steuert ein
stimmiges Bühnenbild und passende Kostüme bei. Vordergründig geht
es um die homoerotische Neigung des Dichters Gustav von
Aschenbach, die sich wohl auch Thomas Mann in seinem Roman von
der Seele geschrieben hat; vor allem aber geht es um den Konflikt
zwischen Schönheit und Leidenschaft, um das apollinische und um
das dionysische Prinzip. Bei Thomas Mann und bei Benjamin Britten
siegt der leidenschaftliche Chaot Dionysos. Diese
Auseinandersetzung gestalten Thomas Lichtenecker
und Martin Winkler. Nicht nur die tragischen
Szenen und der Traum mit der Vision des Apollo sondern auch die
heiteren sind fein herausgearbeitet. Die Friseurszenen und der
Auftritt der Straßensänger werden zum erheiternden Ereignis. Der
Erzkomödiant Martin Winkler hat dabei einen großen Anteil. Seine
Charakterisierungen der verschiedenen Figuren sind
unübertrefflich. Besser geht das nicht. Rainer
Trost singt und spielt den Gustav von Aschenbach ebenso
prägnant. Man sieht Thomas Mann leibhaftig vor sich. Ich habe
jedes Wort verstanden und die Gefühle mitgelebt. Victor
Cagnin tummelt sich als Tadzio mit dem gleichaltrigen
Staatsballett wie sich eben junge Leute bewegen. Diese Tanzszenen
verlängern allerdings den Abend beträchtlich. Sie geben
allerdings Gerrit Prießnitz und dem
Volksopernorchester Gelegenheit, Benjamin
Brittens Musik ausführlich zu interpretieren und so deren
Schönheit hervorzuheben. Ich habe das Orchester bewundert. Die
zahlreichen Nebenrollen sind aus dem Haus rollendeckend besetzt.
Alle erfüllen ihre Aufgaben bestens. Ein großer Abend und ein
würdiger Abschied für Robert Meyer. Aber auch eine
Herausforderung für die Nachfolgerin auf demselben Niveau
weiterzuarbeiten. Solche Abende braucht die Musikstadt
Wien. 


Wertnote: 9,2/10 Punkten der Schmitz-Scala.  

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: