Tristan und Isolde
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vor 2 Jahren
Gestern hatte in der Wiener Staatsoper die mit Spannung
erwartete Neuproduktion von Richard Wagners
Oper „Tristan und Isolde“ ihre
Premiere. Mit Spannung deshalb, weil es bereits während der
Generalprobe nach dem 1. Aufzug Unmutsbekundungen durch das
anwesende Publikum gegeben hatte, die sich Staatsoperndirektor
Bogdan Roščić verbat. Über die Premiere berichtet für radio
klassik
Stephansdom Opern.News-Chefredakteur Stephan
Burianek.
Er galt lange Zeit als das Enfant terrible unter den
Opernregisseuren: Wenn Calixto
Bieito auf dem Programmzettel steht, dann sind
verstörende Reaktionen quasi vorprogrammiert. Den Spanier
interessieren vor allem die menschlichen Abgründe, er ist eher
Realist als Optimist, und dementsprechend realitätsnah sind in
der Regel seine Inszenierungen. Gewalt, Sex, Blut und nackte
Körper sind seine Markenzeichen. Das heißt freilich nicht, dass
sich Bieito im Vorfeld nicht eindringlich mit den Werken
beschäftigt, außerdem zeichnen sich seine Inszenierungen zumeist
durch eine intensive Arbeit mit den Sängerinnen und Sängern aus.
Das soll nun auch an der Wiener Staatsoper bei den Proben zur
Neuinszenierung von Richard Wagners Oper „Tristan und Isolde“ der
Fall gewesen sein, wie Andreas
Schager und Martina Serafin,
die hier das Protagonistenpaar verkörpern, in einem Interview
erzählt haben. Trotzdem könnten Bieito-Fans diesmal enttäuscht
sein, denn der Regisseur gibt sich überraschend zahm. Kein Sex,
kein brutale Schlägerei.
Auf der mit hartem Licht ausgeleuchteten Bühne
von Rebecca Ringst ist im Gegensatz
zur eigentlichen Handlung natürlich weder im ersten noch im
dritten Aufzug ein Schiff zu sehen. Stattdessen verortet das
Regieteam die Oper in einem neutralen Raum mit großflächigen
Wasserbecken auf dem Boden. Stille Wasser sind tief, sagt man.
Tatsächlich beleuchtet Bieito weniger die eigentliche Handlung,
als vielmehr das durch den Liebeswahn erschütterte Innenleben der
beiden Hauptfiguren. Das wird nicht zuletzt im zweiten Aufzug
klar, in dem Bieito das Duett zwischen Tristan und Isolde
zunächst als telepathischen Traum inszeniert, in dem jeder der
beiden in getrennten Kabinen die eigene heile Welt zertrümmert.
Erst dann finden sie, von ihrer Todessehnsucht getrieben, für
eine Selbstverstümmelungsszene physisch zueinander. Das hat den
praktischen Vorteil, dass Tristan von Melot erst gar nicht
verletzt werden muss, denn Tristan ist zu diesem Zeitpunkt
bereits völlig blutverschmiert.
Und die Musik? Das Staatsopernorchester
unter Philippe Jordan klingt gewohnt
erstklassig, wiewohl der Musikdirektor des Hauses vor allem den
ersten Aufzug allzu dehnt, was das Gegenteil der dadurch
erwünschten Spannung erzeugt. Den Sängerinnen und Sängern macht
er es, wie schon in vergangenen Produktionen zu hören war, nicht
einfach. Selbst der vor Sangeskraft bekanntermaßen strotzende
Andreas Schager, der als Tristan von der Regie als vom Schicksal
Gezeichneter gezeigt wird, stößt im Laufe der fordernden Partie
zunehmend an seine Grenzen. Martina
Serafin teilt sich ihre Kraft als Isolde gut ein
und schafft den finalen Liebestod
makellos. Ekaterina Gubanova ist eine
klangschöne wiewohl kaum verständliche Brangäne. König Marke, mit
dem Bieito offenbar wenig anzufangen weiß, wird
von René Pape überaus zurückhaltend
und beinahe liedhaft gesungen. Iain
Paterson ist ein verlässlicher
Kurwenal, Clemens Unterreiner ein
erfreulicher Melot, und als Luxusbesetzung sei an dieser St
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